Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 322-323, Nr. 29.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 42-43.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 116
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Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 322-323, Nr. 29.

Handschriftentitel: Hieronymus: In Ieremiam libri VI
Entstehungsort: St. Gallen
Entstehungszeit: 1. Drittel d. 9. Jh.
Katalognummer: 29
Umfang: 411 (412) pp.
Format: 32 x 24 cm
Lagenstruktur: Signierte Quaternionen: 18 (p. 1-16 = A) - 238 (p. 353-368 = Z), 248 (p. 369-383 = A) - 276-1 (p. 402-411 ohne Bezeichnung)
Seiteneinrichtung: Schriftspiegel 21,5 x 19,5 cm, einspaltig zu 22 Zeilen.
Schrift und Hände: karolingisierte alemannische Minuskel, wohl von zwei Händen (A = p. 3-145)
Buchschmuck: Titel u. Inc. in Capitalis mit Minium u. Schwarz, fortgesetzt in Uncialis u. Rustica. Zu den Anfängen der Bücher Initialen in feiner parzellierender Federzeichnung mit Tinte, gefüllt mit Minium, Gelb u. Grün, pergamentaussparend sowie Initialen in schwarzer Federzeichnung mit pergamentausgespartem u. farbigem Flechtband in schwarzen Feldern als Füllung, zudem p. 348 Initiale in schwarzer Federzeichnung mit lockerem Flechtband als Füllung des Buchstabenkörpers, koloriert mit Minium, Gelb u. Grün.
Inhaltsangabe:
Inhalt u. Schmuck:

  • p. 3-410 Hieronymus: In Ieremiam libri VI
    • (p. 3-73) Lib. I
      • (p. 3) In hoc codice sunt explanationum in Hieremiam Hieronimi libri VI a primo usque in sexto. (et) Hieronimus ad Paulinum de studio scripturarum sacrarum: Hieremias virgam nuceam e(x) tollam succensam a facie aquilonis et pavum spoliatum suis coloribus vidit (aus Ep. 50 "Frater Ambrosius" ad Paulinum).

        P(ost explanationes), im Buchstabenkörper parzellierende Zeichnung in Form von gegenständigen geometrisch-vegetabilen Blattformen mit kleinen Knospen u. Augen, unten am Schaft Palmette, der Bogen nach innen gefiedert, einige Blattformen mit menschlichen Augen besetzt, fortlaufende Zeile in Rustica

    • (p. 73-146) Lib. II
      • (p. 73) In nomine Patris et Filii et Spiritus sancti (mit Zeilenfüllsel in Form einer mit Augen besetzten Doppelpalmette). Incipit commentariorum liber secundus.

        S(ecundum frater Eusebi), wie p. 3

    • (p. 146-212) Lib. III

      p. 146 L(erneum anguem), eckiger Buchstabenkörper mit Flechtbandenden, die Flechtbandfüllung auf schwarzem Grund, pergamentausgespart sowie mit Minium u. Grün koloriert

    • (p. 212-280) Lib. IV
    • (p. 212) S(emper diabolus)
    • (p. 280-347) Lib. V
      • (p. 280) Incipit liber quintus.

        Q(uintus commentariorum), Flechtbandfüllung wie p. 146, im Buchstabenkörper oben u. unten Flechtbandknoten

    • (p. 348-410) Lib. VI
      • (p. 348) Incipit liber sextus.

        P(rolixitas voluminis Hieremiae), Schaft u. Bogen einlinig, mit Fuß, Mittelknoten u. Krone, alle Teile gefüllt mit lockerem einlinigem Flechtband, den Knoten entwachsen Blattpalmetten u. Spiralranken, dem Mittelknoten des Bogens entwächst das Binnenmotiv.

Entstehung der Handschrift: Entgegen der einheitlichen Einrichtung enthält die Hs. drei verschiedene Initialstile. Buch I u. II beginnen mit Initialen im merowingischen Stil mit einliniger Binnen- u. Umrisszeichnung, Buch III-V verlassen dieses Prinzip insofern, als die Initialen durch Flechtbandfelder zu festen Körpern werden. In Buch VI ist das Flechtband des Buchstabenkörpers u. der Füllung als einliniges Ornament eingesetzt. Da die Auszeichnungsschriften aller Bücher sich kaum unterscheiden, wird man folgern, dass ein Illuminator drei Stile handhabte. Die Füllung der Buchstabenkörper mit schwarzen, pergamentausgesparten Flechtbandfeldern (vgl. Nr. 23 u. 28) könnte auf englische Vorbilder (London, B.L., Cotton Tib. C II, Beda, Hist. eccl., fol. 5r b[ritannia], Canterbury, um 800) zurückgehen. Die im merowingischen Stil gezeichneten u. kolorierten Initialen P(ost) p. 3 u. S(ecundum) p. 73 fügen sich nahtlos zu denen in Sang. 113 u. 114 (Nr. 26 u. 28), die auf p. 73 auch als Zeilenfüllsel dienenden Palmettblätter mit Menschenaugen werden zumeist als bodenseeisch bezeichnet, dürften jedoch im Zusammenhang mit den Hieronymus-Hss. Nr. 26-28 als St. Galler Typica gesehen werden. Auch Sang. 116 ist im ältesten Bibliothekskatalog von Sang. 728 p. 6, als «Item eiusdem in Hieremiam a capite libri V in volumine I» (MBK I, S. 73,5-6) enthalten.
Bibliographie:
  • Scherrer , S. 42f.
  • Bruckner II, S. 30, 62, Taf. XXXIX, XLIII, XLIV.
  • Micheli, S. 102, Abb. 150.
  • Holter, Buchschmuck, S. 98.
  • von Euw, Liber Viventium, S. 96.
  • von Scarpatetti, in: Kloster St. Gallen, S. 235 Anm. 93.