Aarau, Aargauer Kantonsbibliothek, MsWettF 10
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Bretscher-Gisiger Charlotte / Gamper Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften des Klosters Wettingen, Dietikon-Zürich 2009, S. 110-112.
Avec l'aimable permission de Urs Graf Verlag, Dietikon. L'éditeur détient l'ensemble des droits de publication.
Titre du manuscrit: Evangeliare OCist
Période: Zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts
Support: Pergament
Volume:
127 Blätter
Format: 29-29,5 x 19,5-20 cm
Numérotation des pages: Im Sanctorale und Commune sanctorum 93r-122r alte Foliierung in Rot am äusseren Rand I-XXX. Neuere Foliierung: I. 1-125. II.
Etat: Bl. 1-11 und 91-123 mit aufgenähten und aufgeklebten Flicken aus Pergament auf den Rändern und im Bund. Nach Bl. 123 fehlt eine unbekannte Anzahl von Blättern. Textverlust. Bl. 124/125 im 17. Jh. zugefügt
Mise en page:
Blind- und Stiftliniierung, Schriftraum 23-23,5 x 13,5-14, 22 Zeilen.
Type d'écritures et copistes:
Späte karolingische Minuskel von einer Hand, mit Lese- und Gesangszeichen.
Décoration:
- Rubriziert, Überschriften rot.
- Einzeilige rote, blaue und grüne Satzmajuskeln.
- Bei den Evangelienlesungen 2-6zeilige ornamental gespaltene rote, gelegentlich rot-blaue oder rot-grüne Initialen, teilweise Silhouetteninitialen.
- 1v (1. Adventsonntag) 14zeilige rote Rankeninitiale, die in eingerollte Blätter auslaufenden Ranken in Blau, Grün, Ocker und Rot, in den Ranken Löwe des Evangelisten Marcus, Randleistenbordüre in rot-grüner Federzeichnung mit Blättern und Blüten; 5v (Weihnachten) und 66v (Ostern) 10zeilige rote Initialen mit Blüten und Blättern auf blauem Grund, Blüten und Blattmotive in Ocker, Rot, Rosa, Blau und Grün; 40v (Palmsonntag) ganzseitige rote Rankeninitiale, die in eingerollte Blätter auslaufenden Ranken in Blau, Grün, Ocker und Rot auf blauem und ockerfarbenem Grund; 76r (Pfingsten) 8zeilige Silhouetteninitiale in roter Federzeichnung mit ockerfarbenen Blüten.
- 94r (Innocentes) am Rand ockerfarbene Blüte in roter Federzeichnung.
Ajouts: Zahlreiche Korrekturen, spätes 12.-17. Jh., marginal, interlinear und auf Rasur sowie Streichungen, z.B. 18r, 52r, 76r, 95r, 106v. Grössere Nachträge des 13. Jhs.: 3v-4r auf dem unteren Rand und vor 14r auf einem eingebundenen Pergamentstreifen; grösserer Nachtrag des 14. Jhs.: 50r-51r auf dem unteren Rand österliche Kerzenweihe mit Quadratnotation; grössere Nachträge des 16. Jhs.: 45v-46r (46r auf eingeklebtem Papierstück), 53v-54r, 60v, 61v, 62v, 65r, 65v auf den Rändern Christusworte am Kreuz mit Hufnagel- und Quadratnotation. 1r Nachtrag des 13. und 14. Jhs.; 124r-125v Nachtrag des 17. Jhs. 79r-92v ( 1.-24. Sonntag nach Pfingstoktav) am Rand rote Ringe mit Liniierung ohne Text .
Reliure:
Mit hellem Leder bezogene Holzdeckel, Wettinger Einband des 17. Jhs. Streicheisenlinien, Rollen und Einzelstempel, z. T. gleiche Stempel wie MsWettF 4, MsWettF 13 und Ms Wett 7. Je fünf durchbrochene und blau unterlegte Messingbeschläge mit Buckeln. Beim Einbinden wurde der Buchblock stark beschnitten. Zwei nach vorn greifende Kantenschliessen mit Messingteilen. Ocker-weisse Kapitale. Blauer Schnitt. Spiegel und Vorsatzblätter (I, II) Papier. Lederbänder als Lesezeichen. Nachträglich angebrachter brauner Lederrücken mit Goldprägung und rotem Titelschild Evangeli[a] ad Missas, unten Wettinger Bibliotheksignatur Q.I.27, 18. Jh., sowie Reste eines späteren Papierschilds.
Sommaire:
- Ir-v leer
- 1r Evangelienperikopen. Nachträge, 13. und 14. Jh. Corpus Christi (Io 6,56-59) und Corona spinea (Io 19,1-5).
-
1v-93r
Proprium de tempore.
1. Sonntag im Advent - 24. Sonntag nach Pfingstoktav.
>Dominica prima in adventu domini. Inicium sancti evangelii secundum Marcum<.
Inicium evangelii Ihesu Christi filii dei sicut scriptum est in Ysaia propheta: Ecce ego mitto angelum meum …–…
qui venturus est in mundum
4v Weihnachten; 6v Epiphanie; 66r Ostern; 73v Auffahrt; 75v Pfingsten. Entspricht inhaltlich weitgehend PT Dijon 114, 125vb-126ra und 114vb-125vb; es fehlen 114vb-115ra (In nocte natalis domini), 115rb-va (In octava Epiphanie de nocte), 122rb-122va (österliche Kerzenweihe, vgl. Nachträge); das Trinitätsfest ist im Grundbestand nicht genannt, 79r Benedicta sit sancta [trinitas] am Rand nachgetragen, 13. Jh. -
93r-112v
Proprium de sanctis.
Stephan - Thomas.
>In natali prothomartyris Stephani. Secundum Matheum<.
In illo tempore dicebat Ihesus turbis Iudeorum et principibus sacerdotum: Ecce ego mitto ad vos p rophetas …–…
beati qui non viderunt et crediderunt.
95r Purificatio BMV; 101r Johannes Bapt.; 104v Laurentius; 105r Assumptio BMV; 106r Nativitas BMV. Entspricht inhaltlich weitgehend PT Dijon 114, 126ra-12Srb; Bernhard von Clairvaux fehlt im Grundbest and und ist 105v am Rand nachgetragen, 13. Jh. -
113r-121r
Commune sanctorum.
>In natali unius martyris. Secundum Iohannem<.
In illo tempore dixit Ihesus discipulis suis: Amen amen dico vobis nisi granum frumenti …–…
et salvum facere quod perierat.
117r Bekenner. 119r Jungfrauen. 120v Dedicatio ecclesiae. Entspricht inhaltlich weitgehend PT Dijon 114, 128ab-129va. - 121r-123v Missae votivae. >De sancta cruce. Secundum Matheum<. In illo tempore. Ascendens Ihesus …–… ego sum panis vivus qui de celo des // (Io 6,51).
- 124r-125v Evangelienperikopen. Nachtrag, 17. Jh. Corpus Christi (Io 6,56-59), Corona spinea (Io 19, 1- 5); 124v Georg, Tiburtius und Gorgonius (Lc 9,23-27), Visitatio BMV (Lc 1,39-5 6); 125r Vigilia Laurentii (Mt 16,24-28).
- IIr-v leer.
Provenance du manuscrit: Im 17. Jh. Wettingen OCist, vgl. Einband.
Bibliographie:
- Bruckner, Scriptoria 7, S. 97f., Taf. 28;
- Schönherr, Handschriften, Bd. 2, Nr. 19;
- Schönherr, Kulturgeschichtliches, S. 109 und Abb. S. 104f.;
- Alfons Schönherr, Kulturgeschichtliches aus dem alten Wettingen. Aus der Werkstatt des Aarauer Handschriftenkatalogs, Zürich 1955, S. 18-20;
- Hoegger, KDM Aargau 8, S. 357, Nr. 3;
- Nigel F. Palmer, ,Simul cantemus, simul pausemus'. Zur mittelalterlichen Zisterzienserinterpunktion, in: Lesevorgänge. Prozesse des Erkennens in mittelalterlichen Texten, Bildern und Handschriften, hrsg. v. Eckart Conrad Lutz, Martina Backes und Stefan Matter (Medienwandel - Medienwechsel - Medienwissen. Historische Perspektiven), [erscheint] Zürich 2009; zur Datierung der Handschrift aufgrund des Sanctorale nach 1185 siehe Anmerkung 106.