Basel, Universitätbibliothek, Cod. F III 15g
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Johannes Staub (Institut Bibliotheca Fuldensis der Theologischen Fakultät Fulda) unter Benutzung der unpublizierten Beschreibungen von Gustav Binz (1937) und Regina Pütz (letzte Fassung: 2010).

Titre du manuscrit: Isidorus Hispalensis, Sententiae (liber I-II)
Origine: Fulda
Période: 9. Jh., 1. Drittel
Support: Kalbspergament
Volume: 66 Bl.
Format: ca. 27-27,5 × 19-19,5 cm
Numérotation des pages: moderne Foliierung
Composition des cahiers: 11 + IV9 + 2 IV25 + III31 + (IV-1)38 + 3 IV62 + II66 (Einzelblätter fol. 1 und 32). Lagensignaturen jeweils am Ende der Lage am unteren Rand mittig; A und B von kreuzförmig angeordneten parallelen Strichen umrahmt, die weiteren Kustoden lediglich zwischen zwei Punkten; A-D in Unciale, e-i in insularer Minuskel, dabei trägt die unregelmäßige Lage e den Kustoden zu Beginn der Lage (ursprünglich letztes Blatt ausgeschnitten).
Etat: Feuchtigkeitsspuren
Mise en page: Schriftraum ca. 22 × 13-14 cm. 24 Zeilen
Type d'écritures et copistes:
  • fol. 1 (Kapitelverzeichnis auf eingefügtem Blatt) angelsächsische und fol. 2-66 „z. T. noch unausgeglichene, stark insular beeinflusste karolingische Minuskel mehrerer Hände“ (Bischoff 1998)
  • Kapitelüberschriften bis fol. 38r überwiegend in Unciale, z. T. in vergrößerter Minuskel, ab 39r in Minuskel (56v zunächst 5 Majuskeln)
  • die Unregelmäßigkeiten der 5. Lage (fol. 38 nur die obere Hälfte recto beschriftet, das folgende Schlussblatt der Lage offensichtlich ausgeschnitten und die Lagensignatur stattdessen ungewönlich zu Beginn der Lage recto auf dem entstandenen Einzelblatt [fol. 32 ] angebracht) deuten zusammen mit dem Schreiberwechsel ab 39r darauf hin, dass mehrere Schreiber gleichzeitig an der Anfertigung der Hs. arbeiteten, der Schreiber der 5. Lage sich jedoch im Platzbedarf verschätzte und sie nicht wie geplant füllen konnte. (Seine Schrift wirkt zudem, wie schon Binz 1937 beobachtete, zum Ende der Lage hin besonders raumgreifend.)
Décoration:
  • zu Beginn der Kapitel vergrößerte Initialen am Zeilenanfang und in der Zeile (2r, 24v, 30r, 36v, 39v, 55r zu Beginn der Zeile zweizeilig; 36v das Anfangswort in Majuskeln [Unciale]); Initialen bisweilen sparsam verziert, cf. 24v, 28r, 39v (Weiner 1992 p. 129sq.);
  • 56v, 57r, 58r drei Satzanfänge mit 2-4 aufeinanderfolgenden Majuskeln
Ajouts: Korrekturen von den Schreiberhänden und in angelsächsischer Minuskel; 6v, 8v, 16r, 18r, 30v, 35v, 18v, 23r, 30v, 35v am unteren oder oberen Rand Textergänzung in angelsächsischer Minuskel
1r (z. T. kopfständig), 23v (rot), 62v (Ps 1,1, 11. Jh.?) Federproben in karolingischer Minuskel
Reliure:
  • Einband braunes Kalbsleder über Holz mit doppelten Streicheisenlinien in Rauten geteilt, Rahmenzone mit doppelten Streicheisenlinien umschrieben, vermutlich karolingisch (cf. Rückentitel; Regemorter 1957); Spiegel vorn im 19. Jh. mit Papier überklebt, Rücken innen mit Papier hinterklebt, Innendeckel hinten mit Pergament beklebt
  • Außenseite Vorderdeckel aufgeklebtes Titelschild mit Titel und Signatur des Fuldaer Stiftsbibliothekars Johannes Knöttel: Liber (darunter von anderer Hand ergänzt Ysidori) de Summo incommutabili deo. / VIII ord. 3. (Titel in Anlehnung an die Überschrift des 1. Kapitels formuliert); rechts unten auf dem Titelschild weitere Signatur, vermutlich des Basler Sammlers Remigius Faesch (1595-1667): A (cf. Christ 1933, p. 166)
  • Rücken: Rückentitel in stark abgeriebener Rustica … MO INCOMUTABILI DO (Binz 1937); das von Binz 1937 erwähnte Papierschild nicht mehr vorhanden.
Sommaire:
  • 1r 66v [Isidorus Hispalensis: Sententiae (liber I-II)]
    • [Buch I:]
      • (1r) [rot:] Incipiunt kapitula (1v) De gloria sanctorum.
      • (2r) >incipit primus liber isidori de eo quod deus summus et incommutabilis est.< Summum bonum deus est …–… (29v) et nos ascensuri sumus. >finit liber primus sancti isidori de natura rerum.<
    • [Buch II:] [Kapitelverzeichnis]. (30r) >incipit liber secundus de sapientia.< Omnis qui secundum deum sapiens est …–… (66v) sed etiam periculum exibit. Finit amen deo gratias.
    Filiation: Druck: Pierre Cazier (ed.), Isidorus Hispalensis, Sententiae, Brepols 1998 (Corpus Christianorum, Series Latina 111) ohne Benutzung dieser Hs.
Provenance du manuscrit:
  • Durch die Titelaufschrift Knöttels und die typische Fuldaer Ordo-Signatur bis zum 15. Jh. als Fuldaer Bibliotheksbestand gesichert;
  • im Fuldaer Bücherverzeichnis in Basel (F III 42, 4v) vom Ende des 15. Jh. (Ba) aufgeführt als Item libri Isidori de incommutabili deo, cf. Schrimpf 1992, p. 115, nr 119;
  • in den weiteren Fuldaer Verzeichnissen um die Mitte des 16. Jh. (V, F und P, cf. Christ 1933, p. 67-160, 249-275 und 295-305) nicht mehr genannt;
  • wie eine Anzahl weiterer Fuldaer Codices offenbar im 16. Jh. (hier aufgrund der Nennung nur in Ba schon in der 1. Hälfte des Jhs.?) als Textvorlage für Drucke Basler Offizinen dorthin gelangt. Im vorliegenden Fall – wie bei einer Reihe Fuldaer Isidor-Hss., deren Weg identisch sein dürfte (F III 15a-d, e [?], f, l, vielleicht auch N I 6,14) – könnte dies im Zusammenhang mit einer geplanten Isidor-Ausgabe von Heinrich Petri (1508-1579) zu sehen sein, von der wir um 1570 wissen (Gilly 1985, p. 91sq.). Isidor-Hss. im Besitz von Heinrich Petri sind 1569 belegt (Gilly 1985, p. 92, n. 15). Wie andere Hss. wird auch die Isidor-Hss. aus dem Besitz der Henricpetri an Remigius Faesch gelangt sein, vermutlich als dieser nach dem Konkurs 1626 unter Sebastian Henricpetri (1546-1627) die Offizin samt Zubehör aufkaufte (cf. Hieronymus 1997). Eintrag im Inventar des Remigius Faesch von 1643 (AR I 11, 163r): ISIDORI Libri Duo: quorum titulus: De natura Rerum: In priore agitur De Deo. et Rebus creatis: In posteriore De Virtutibus spiritualibus, et Vitiis;
Acquisition du manuscrit: als Bestandteil des Museums Faesch 1823 in die Universitätsbibliothek gekommen.
Bibliographie:
  • Gustav Binz, F. III. 15g [unpublizierte Beschreibung], 1937
  • Karl Christ, Die Bibliothek des Klosters Fulda im 16. Jahrhundert. Die Handschriften-Verzeichnisse, Leipzig 1933, p. 166sq. (Beihefte zum Zentralblatt für Bibliothekswesen 64)
  • Berthe van Regemorter, „La reliure souple des manuscrits carolingiens de Fulda“, Scriptorium 11 (1957) 249-257, hier p. 252sq.
  • Carlos Gilly, Spanien und der Basler Buchdruck bis 1600. Ein Querschnitt durch die spanische Geschichte aus der Sicht einer europäischen Buchdruckerstadt, Basel / Frankfurt a. Main 1985 (Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft 151)
  • Gangolf Schrimpf (ed.), Mittelalterliche Bücherverzeichnisse des Klosters Fulda und andere Beiträge zur Geschichte der Bibliothek des Klosters Fulda im Mittelalter, Frankfurt a.M. 1992 (Fuldaer Studien 4)
  • Andreas Weiner, Die Initialornamentik der deutsch-insularen Schulen im Bereich von Fulda, Würzburg und Mainz, Würzburg 1992, p. 27, 30, 129sq. u. tab. 13,1-2 (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 43)
  • Frank Hieronymus, 1488 Petri - Schwabe 1988: eine traditionsreiche Basler Offizin im Spiegel ihrer frühen Drucke, Basel 1997, p. E30
  • Bernhard Bischoff, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit Ausnahme der wisigotischen), t. 1: Aachen-Lambach, Wiesbaden 1998, p. 62, nr 281 (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Veröffentlichungen der Kommission für die Herausgabe der mittelalterlichen Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz).