Handschrift in dieser Sammlung wählen: B26  S2 S8  S102  83/107

Standortland:
Standortland
Schweiz
Ort:
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Zürich
Bibliothek / Sammlung:
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Braginsky Collection
Signatur:
Signatur
S7
Handschriftentitel:
Handschriftentitel
Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle
Schlagzeile:
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Pergament · 1 f. · 9.5 x 243 cm · Elsass · zweite Hälfte des 18. Jahrhundert
Sprache:
Sprache
Hebräisch
Kurzcharakterisierung:
Kurzcharakterisierung
Die Esther-Geschichte in dieser Megilla wird nicht wie ein Historiendrama, sondern mehr wie eine witzige Persiflage behandelt. Die Eigenschaften des Lebens elsässischer Juden werden in der Verzierung der Rolle festgehalten: die skurrilen Bilder umfassen Bauernfiguren in farbenfrohen Trachten und Abspiegelungen von Volkshumor. Lebhafte Figuren, zum Teil spazierend und mit einem Stock in der Hand, werden abwechselnd mit Menschenbüsten und Eulen, wobei der Text auf oktogonale, ca. 6 cm hohe Rahmen verteilt ist. Die wenigen bekannten elsässischen Megillot weisen mehrere markante Unterschiede auf, wie etwa eine Palette von hellen Gelb-, Rot- und Grüntönen, stämmige, robuste Gestalten und grosse, leuchtend bunte Blüten. In dieser Estherrolle tragen die Frauen rote oder blaue Gewänder mit gelben, vorne geschnürten Miedern, während die Männer unter anderem mit traditionellen weissen Halskragen, roten oder blauen Mänteln mit Culotten und mit verschiedenen Hüten dargestellt sind. (red)
DOI (Digital Object Identifier):
DOI (Digital Object Identifier
10.5076/e-codices-bc-s-0007 (http://dx.doi.org/10.5076/e-codices-bc-s-0007)
Permalink:
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https://www.e-codices.ch/de/list/one/bc/s-0007
IIIF Manifest URL:
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IIIF Drag-n-drop https://www.e-codices.ch/metadata/iiif/bc-s-0007/manifest.json
Wie zitieren:
Wie zitieren
Zürich, Braginsky Collection, S7: Megilla Esther (מגילת אסתר) / Estherrolle (https://www.e-codices.ch/de/list/one/bc/s-0007).
Online seit:
Online seit
13.10.2016
Externe Ressourcen:
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Rechte:
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Bilder:
(Hinsichtlich aller anderen Rechte, siehe die jeweilige Handschriftenbeschreibung und unsere Nutzungsbestimmungen)
Dokumenttyp:
Dokumenttyp
Schriftrolle
Jahrhundert:
Jahrhundert
18. Jahrhundert
Dekoration:
Dekoration
Figürlich, Deckfarbenmalerei, Rand, Ornamental, Bild im Text
Liturgica hebraica:
Liturgica hebraica
Megillah
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e-codices · 03.10.2016, 11:41:26

Das elsässische Landjudentum brachte viele religiöse Objekte hervor, deren Schmuck – seien es Ornamente oder Illustrationen – ausgesprochen naive und volkstümliche Züge tragen. Die burlesken Figuren in ihren simplen bunten Gewändern und die verspielten Phantasiegestalten dieser Megilla geben die unbekümmerte Ausgelassenheit zu Purim treffend wieder. Die Esther-Geschichte wird hier nicht wie in vielen anderen Megillot als Historiendrama behandelt, sondern kommt als witzige Persiflage daher. Auf der kaum zehn Zentimeter breiten Rolle ist der Text des Buches Esther auf kleine oktogonale Rahmen verteilt und wird in den Randstreifen von derb gemalten, knallbunten Ranken- und Blumenornamenten begleitet. Zwischen den Textabschnitten finden sich Figuren von eher zwergenhaftem Aussehen: Ahasverus schreitet mit einem Stock in der Hand einher, Waschti reitet wie eine Hexe auf einer Mistgabel, die nächsten Gestalten stellen wohl Haman und Mordechai dar, dann folgt Esther mit Schürze, Schnürbluse und gekräuselter Haube. Auch ein Haus ist dargestellt sowie eine weibliche und eine Büste mit einem grotesken Kopf. Zwei Eulen, die eine mit Hut, die andere mit Halskrause, prosten dem Betrachter mit Weingläsern zu. Die Eule verkörpert nicht nur die Weisheit, sondern nach einem Sprichwort auch die Trunkenheit: «Betrunken wie eine Eule». Hier illustrieren die trinkenden Eulen wohl die traditionelle Aufforderung an Purim, so viel zu trinken, bis man nicht mehr unterscheiden kann zwischen dem verfluchten Haman und dem gesegneten Mordechai. Im Textabschnitt zwischen den beiden Eulen sind die Namen der Söhne Hamans auf ungewöhnliche Weise angeordnet: Während sie sonst meist Megillotuntereinander geschrieben sind, um zu verdeutlichen, dass ihr Tun so wenig Stabilität besitzt wie ein derart aufgebautes Mauerwerk (siehe dazu Katalog Nr. 91), erscheinen sie hier wie in einem normalen Text hintereinander in drei Zeilen.

Aus: Schöne Seiten. Jüdische Schriftkultur aus der Braginsky Collection, Hrsg. von Emile Schrijver und Falk Wiesemann, Zürich 2011, S. 288

e-codices · 03.10.2016, 11:19:25

Decorated ritual objects of the Jews of Alsace reflect their experience as a minority in the small, predominantly Christian villages that were scattered along the banks of the Rhine River. The character of Alsatian Jewish life is captured in the ornamentation of this megillah. The whimsical imagery includes peasant figures in colorful local costume and reflections of folk humor.
In this small scroll, the Hebrew text is arranged within octagonal frames approximately 60 mm high. Each column of text is bordered above and below by bands of scrolling vines. Lively figures, several shown strolling with walking sticks in hand and others gesturing, are interspersed with human busts,
owls, and a gargoyle. These fanciful images appear to bear no specific relationship to the Esther story. The owls, dressed in ruffs and hats and holding wine goblets, however, may well be an illustration of a European proverb, “drunk as an owl.” Depictions of imbibing owls may allude to the Purim tradition of drinking until one can no longer tell the difference between villainous Haman and virtuous Mordecai.
The few known Alsatian megillot share several distinctive characteristics: a bright palette of yellow, red, and green; stocky, robust figures; and large, vibrant flowers. These scrolls are of interest for their display of distinctive local costume. In the Braginsky Collection megillah the women wear red or blue garments with yellow corselets laced in front. One woman wears a simple white cap with ruffled edges, and a solid yellow skirt covered with a plain white apron of a type that was worn throughout Alsace. The men are depicted wearing traditional white ruffs, red or blue jackets with culottes, stockings, low-heeled shoes, and a variety of hats.
The names of Haman’s sons appear in an unconventional format. Traditionally the ten names are presented vertically in their own separate column, symbolizing a poorly built structure that will not last. In this megillah the names of the ten sons, which appear at the bottom of a column of text, are written in continuous horizontal lines as is the rest of the work. They are distinguished only by the slightly larger script used.

From: A Journey through Jewish Worlds. Highlights from the Braginsky collection of Hebrew manuscripts and printed books, hrsg. E. M. Cohen, S. L. Mintz, E. G. L. Schrijver, Amsterdam, 2009, p. 268

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Schöne Seiten. Jüdische Schriftkultur aus der Braginsky Collection, Hrsg. von Emile Schrijver und Falk Wiesemann, Zürich 2011, S. 288-289.

A Journey through Jewish Worlds. Highlights from the Braginsky collection of Hebrew manuscripts and printed books, hrsg. E. M. Cohen, S. L. Mintz, E. G. L. Schrijver, Amsterdam, 2009, p. 268-269.

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