Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. Codices 1726-1984 (14.-19. Jahrhundert), St. Gallen 1983, S. 142-146.
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  • Balázs J. Nemes für e-codices, 2010
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1878
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Balázs J. Nemes für e-codices, 2010

Handschriftentitel: Engelberger Predigten (P)
Entstehungsort: Dominikanerinnen, St. Katharinental bei Dießenhofen
Entstehungszeit: um 1400
Beschreibstoff: Papier
Wasserzeichen : Drei Ochsenköpfe mit Kreuz oder Krone (ohne Bügel), belegt für Süddeutschland (u. a. St. Gallen und Konstanz) für die Jahre zwischen 1400 und 1420, vgl. Scarpatetti (1983), S. 142.
Umfang: II + 241 + II Bl.
Format: 195-200 x 135 mm
Seitennummerierung: Alte römische Foliierung (i-ccxli) oben Mitte, daneben eine arabische des 16. Jh.s (nur für Bl. 1-155, überspringt Bl. 111) und eine moderne Paginierung (diese wird im Folgenden referiert).
Lagenstruktur: 40 Sexternionen. Vor dem letzten Sexternio ein Blatt (Bl. 459-460) eingeklebt. Lagenbezeichnung mit Buchstaben (pag. 1: a, pag. 49: c, pag. 145: g, pag. 169: h), fast durchwegs weggeschnitten.
Seiteneinrichtung: 13,5-14,5 x 8,5-10 cm Schriftraum. 19-23 Zeilen. Am Anfang Liniierung.
Schrift und Hände: Durchgehend von einer Hand, in „charakteristischer Frauenschrift von ca. 1400“ (Bruckner 1971, S. 443, vgl. auch Bruckner 1964, S. 66 und Stauffacher 1982, S. 7/7f.): von der Textualis herkommende, annähernd halbkursive Buchschrift. Textualis als Auszeichnungsschrift für lateinische Zitate.
Buchschmuck: Rubriziert.
Einband: Einband des 16. Jh.s: rotbraunes Leder auf Holz mit Streicheisenlinien und figürlichen Stempeln, vgl. Scarpatetti (1983), S. 142. Zwei Messingschließen, gelber Schnitt. Band beim Neubinden im 16. Jh. oben stark beschnitten. Auf dem Rücken Titelschild des 17. Jh.s.
Zusatzmaterial: Beiliegend ein ca. 12,5 x 20 cm loses Papierblatt mit einem zeitgenössischen Register (am Rand von späterer Hand: Register dises predigbuoch).
Hauptsprache: Ostalemannisch
Inhaltsangabe:
  • II Register.
    • Abgedruckt bei Stauffacher (1982), S. 7A/2f., Anm. 25.
  • 1-482 Engelberger Predigten >Dise bredinen het gelert her bartlome ain lútpriester von stans<
    • (1-22) Ego vox clamantis in deserto
    • (22-44) Praeparate corda vestra
    • (44-67) Sanctificamini hodie
    • (67-101) Verbum caro factum est
    • (101-135) 15 Zeichen der Geburtsnacht Christi (im Register nicht verzeichnet). Hie vahent an die xv zaichen an die da geschahent an der gebúrtlichen naht únsers lieben herren ihesu cristi als her bartlome von stans bredget
    • (135-138) Von den heiligen drei Königen (im Register nicht verzeichnet).
    • (138-165) Oleum effusum est I
    • (165-192) Oleum effusum est II
    • (192-210) Surge illuminare
    • (211-224) Es intrantes domum
    • (224-242) Sanctum est templum dei quod estis vos
    • (242-266) Ornaverunt faciem templi
    • (266-297) Homo quidam erat dives
    • (298-323) Deus caritas est
    • (323-351) Homo quidam fecit cenam magnam
    • (351-379) Dicite invitatis ut venirent
    • (379-395) Hodie est paschalis dies I
    • (395-408) Hodie est paschalis dies II
    • (409-432) Venite benedicti patris mei
    • (432-464) O bona crux
    • (464-482) Homo erat pater familias
Entstehung der Handschrift: womöglich Dominikanerinnenkloster St. Katharinental bei Dießenhofen (s. Provenienz)
Provenienz der Handschrift: Dominikanerinnenkloster St. Katharinental bei Dießenhofen, vgl. den handschriftlichen Eintrag des 19. Jh.s (Bischof Greith) auf Bl. Ir: kath.thal. Seit wann sich der Band in St. Katharinental befand, ist allerdings unbekannt, denn die dem Register vorangestellte und von einer Hand des 16. Jh.s geschriebene Überschrift: Disse predigen stond in dissem buoch das haist in der von landenberg paradissen buoch beweist nicht sicher, dass das ‚Paradiesbuch’ einer der im 15./16. Jh. für St. Katharinenthal bezeugten Schwestern dieses Namens gehört hat (im Totenrodel sind vor 1450 vier Schwestern von Landenberg eingetragen; dann tritt der Name erst hundert Jahre später wieder auf, vgl. Henggeler 1932, zur Datierung der einzelnen Kolonnen des Totenrodels s. Folini 2007, S. 45), denn die Mitglieder dieses weitverzweigten Geschlechts sind in verschiedenen Frauenklöstern nachweisbar (in Töss sind für die Zeit 1450-1550 vier Schwestern aus dem Geschlecht von Landenberg nachgewiesen, vgl. Däniker-Gysin 1958, S. 97-102). Stauffacher (1982) S. 7/8 ist der Ansicht, „dass das Buch im ausgehenden Mittelalter zum Privatbesitz einer Frau von Landenberg oder einem Zweig der Familie gehörte und erst später mit der Ausstattung einer Landenberg-Schwester ins Kloster kam.“ Anders als Stauffacher geben Bruckner (1964), S. 66, Scarpatetti (1983), S. 142, Meyer (1995), S. 96 und Eugster/Baumer-Müller (1999), S. 814 St. Katharinental aufgrund der oben zitierten Notiz des 16. Jh.s als mittelalterliche Bibliotheksheimat an, wobei zumindest Bruckner der Ansicht ist, dass die Hs. kaum dort entstanden sein kann, vgl. Bruckner (1971), S. 443. Einen Schritt weiter geht H.-J. Schiewer (2004), wenn er die Hs. auch entstehungsgeschichtlich in St. Katharinental verortet. Zur Begründung wird auf die Titeleien von zwei Hss. verwiesen, die mit Sicherheit in St. Katharinental entstanden sind bzw. dort aufbewahrt wurden und Ähnlichkeiten zu der oben zitierten Überschrift von Cod. 1878 aufweisen: Karlsruhe, BLB, Cod. Donaueschingen 115 (dis ist Sant Maria magdlena buechly) und Cod. Donaueschingen 116 (Sant Katterina legend büchly). H.-J. Schiewer argumentiert: „Angesichts der spärlichen Überlieferung [aus St. Katharinental] sind drei Handschriften mit strukturell verwandten Titeleien aus einer Klosterbibliothek Hinweis genug, um darin eine Eigenart der St. Katharinentaler Überlieferung zu vermuten“ (S. 293).
Bibliographie:
  • Albert Bruckner (1964): Scriptoria Medii Aevi Helvetica. Denkmäler schweizerischer Schreibkunst des Mittelalters, Bd. 10: Schreibschulen der Diözese Konstanz (Thurgau, Solothurn, Klein-Basel, Bern), Genf 1964.
  • Ders. (1971): Weibliche Schreibtätigkeit im schweizerischen Spätmittelalter, in: FS Bernhard Bischoff, hg. von Johanne Autenrieth und Franz Brunhölzl, Stuttgart 1971, S. 441-448.
  • Marie-Claire Däniker-Gysin: Geschichte des Dominikanerinnenklosters Töss 1233-1525, Winterthur 1958 (289. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur).
  • Erwin Eugster/Verena Baumer-Müller: St. Katharinental, in: Die Dominikaner und Dominikanerinnen in der Schweiz, hg. von Petra Zimmer, Basel 1999 (Helvetia Sacra IV, Bd. 5/1), S. 780-840.
  • Christian Folini: Katharinental und Töss. Zwei mystische Zentren in sozialgeschichtlicher Perspektive, Zürich 2007.
  • Rudolf Henggeler: Der Totenrodel des Klosters St. Katharinenthal bei Dießenhofen, in: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 26 (1932), S. 154-183.
  • Ruth Meyer: Das ›St. Katharinentaler Schwesternbuch‹ Untersuchung, Edition, Kommentar, Tübingen 1995 (MTU 104).
  • Walter Muschg: Die Mystik in der Schweiz (1200-1500), Frauenfeld [usw.] 1935, S. 323-327 und S. 430-432.
  • Beat Matthias von Scarpatetti: Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. Beschreibendes Verzeichnis. Codices 1726 - 1984 (14. - 19. Jh.). Mit einer Einleitung zur Geschichte der Katalogisierung von Johannes Duft, St. Gallen 1983.
  • Hans-Jochen Schiewer: Literarisches Leben in dominikanischen Frauenklöstern des 14. Jahrhunderts. Das Modell St. Katharinental bei Dießenhofen, in: Studien und Texte zur literarischen und materiellen Kultur der Frauenklöster im späten Mittelalter. Ergebnisse eines Arbeitsgesprächs in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 24.-26. Febr. 1999, hg. von Falk Eisermann [u.a.], Leiden [usw.] 2004 (Studies in Medieval and Reformation Thought, Bd. 99), S. 285-309.
  • Mathias Stauffacher: Untersuchungen zur handschriftlichen Überlieferung des ›Engelberger Predigers‹, Diss. Basel 1982 (online: http://www.muebisch.ch/biblio00.htm)
  • Marburger Repertorium – Deutschsprachige Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts http://www.mr1314.de/2021.