Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Band 2 Abt. III/2: Codices 450-546: Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften 9.-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 24-26.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 150.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 456
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Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Band 2 Abt. III/2: Codices 450-546: Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften 9.-16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008, S. 24-26.

Handschriftentitel: Martyrologium des Notker Balbulus
Entstehungsort: [St. Gallen]
Entstehungszeit: 10./11.Jh.
Frühere Signatur: S. n. 357 p. 1
Beschreibstoff: Pergament. Solides Ziegenpergament mittlerer Qualität, mit Löchern und Vernähungen mit grünem Zwirn, s. Blatt p. 286 /287, sowie 63 / 64, 300 /301, wo die zu starke Blindlinierung vernäht ist.
Umfang: A-D + 390 + W-Z Seiten
Format: 22 x 16 cm
Seitennummerierung: Paginierung I. v. A. mit rotem Farbstift, wiederholt 181, von da an die geraden Seiten rechts bis 320, welches wiederholt ist, ab 321 bis Schluss die geraden Seiten wieder links.
Lagenstruktur: Quaternionen, ausser III145-156 (Lage X, Schluss der ersten Nummerierungsserie), III331-342, Textabbruch, jedoch ist das Lagenende mit der Nummerierung xiiii eingetragen, aber ebenso zu Beginn der folgenden Lage p. 343 oben der zeitgenössische Vermerk Hic deficit. Zeitgenössische Lagennummerierung am Lagenende mit Tinte, p. 1-156 1. Serie i-x, wobei ii und iii fehlen, p. 157-342 2. Serie i-xiiii, wobei iii-v fehlen, beim Blatt p. 204 /205 ist der äussere und untere Rand bis an den Text weggeschnitten. Ev. 3. Serie, da am Schluss des nächsten Quaternio möglicherweise i notiert ist, bei den beiden noch folgenden aber nichts.
Seiteneinrichtung: Einspaltig 14/15 x 9/9,5, bis zum Textbruch p. 342 19 Z., anschliessend 21 Z., Blindlinierung, Zirkellöcher nur im äussersten Bogen jeder Lage, immer 4 Blätter zusammen eingerichtet (s. o. Pergament-Vernähungen).
Schrift und Hände: Der im St. Galler Scriptorium hergestellte Band umfasst drei Teile.

  • Der Teil I, p. 1-156 (Lagen 1. Serie i-x) stammt von einer vorbildlich regelmässigen, leicht rechts geneigten Hand des späten 10. oder beginnenden 11. Jhs., welche den Mittelkörper der Schrift hochzieht sowie als Charakteristikum die I, N, q, j schlangenartig nach unten verlängert.
  • Der Teil II, p. 157-342 (Lagen 2. Serie i-xiiii) stammt von einer stärker rechtsgeneigten, im älteren karolingischen Stil schreibenden Hand, welche das e noch kaudiert; die schwankenden Partien, s. p. 237, können auf einen älteren Schreiber hinweisen.
  • Der Teil III, p. 343 bis Schluss ist von einer in noch früherer Tradition, kompakt und routiniert schreibenden Hand angefügt; die von starkem Tintenwechsel geprägte Zäsur p. 375 könnte auch ein Handwechsel sein. Kapiteltitel Rustica, rote und spätere grüne Rubrizierung. Kaum Marginalien; die Buchstaben der Kalendar-Zyklen von der Hand der Schreiber jeweils neben der Rubrik.
  • Auf p. 6-51 trägt eine spätere Hand des 11. Jhs. Zinseinkünfte der Abtei ein (s. u.).
Spätere Ergänzungen: Später angefügt (6-51) jeweils unten an der Seite von wohl zeitgenössischer Hand, wohl 11., spätestens 12. Jh. (entgegen der viel zu späten Datierung von Wartmann, s. u.) [Redditus censuum Sancti Galli.] Ilgouue. dantur lxii (?) mal. tritici … - … In estate .c.xx. ii in autumno iii \uvee/ [korr.].
Einband: Einband 18. Jh., Pergament auf Karton, einfache Streicheisenlinien am Rand, papierener Vor - und Nachsatz.
Zusatzmaterial: (auf C aufgeklebt) Eine längere papierene Notiz von P. Jodocus Metzler. (D) Zwei Notizen von den Bibliothekaren P. Pius Kolb und I. v. A., zwischen diesen beiden eine weitere betr. Stuttgarter Parallel-Hs. vom Jahr 1819 von Prof. F. J. Mone, signiert Prof. Heidelberg.
Inhaltsangabe:
  • 1-390 Notker Balbulus: Martyrologium per anni circulum >kalendis ianuariis. octava< A natiuitatis dominicae qua die idem dominus circumcisus est In carne …–… beatum vedastum detull\i/[? Rand] secum deducens baptismi gratia. ad s. Remigium ciuitatem remensium properauit. Es fehlen die Partien 13.-18. Juni, 2.-6. Juli, 19.-27. Aug., 27. Okt. bis 31. Dez. Die Tagesangaben zu den Lücken bei Quentin und Dubois (s. u.) variieren. In der Hs. ist bei der 1. Lücke p. 216 die Rubrik >ii id. iun.< [12.6.] mit dem Text noch da, der Bruch ist später, p. 219 /220; p. 220 Rubrik >xiii kl. iul.< [19.6.]; 2. Lücke p. 251 Rubrik >vi non. iul.< [2.7.J], Textbruch aber sogleich p. 251 /252, p. 253 folgt die Rubrik >non. iul.< [7.7.]; 3. Lücke p. 341 Rubrik >xv kl. sept.< [18.8.], Textbruch folgt p. 342 /343, mit Wechsel der Schrift und Zeilenzahl, dazu zeitgenössischer Vermerk Hic deficit. Nächste Rubrik p. 344 >iiii kl. sept.< [29.8.]; 4. Lücke p. 390 letzte Rubrik >vii kl.< [nov.; 27.10.], wo nach 9 Z. der Text abbricht.
    • Ed. Wartmann, Urkundenbuch 111 (1882), Abt. B, Nr. 59, p. 756f., aus unserer Hs.;
    • Borst, Kalenderreform (1998), unsere Hs. unter den Plenarmartyrologien als Hs. m11 p. XXIX, 64-66 sowie 808 (Reg.);
    • Ders., Reichskalender (2001), unsere Hs. (m11) p. XXIII;
    • Quentin, Martyrologes (1908), p. 679 unsere Hs. erw.;
    • Dubois, Martyrologes (1978), p. 57. Erste Ed. nach unserer Hs., welche die einzige ist, durch Heinrich Canisius, Lectiones Antiquae VI, Ingolstadt 1604, p. 759-932, anschliessend weitere, u. a. PL 131, col. 1029-1164;
    • vgl. John McCulloh Vortragsmanuskript zum Notkerschen Martyrologium, Protokolle des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte 1981, Nr. 246 [ungedrucktes Ms., StiBSG], ebenso dessen Art. »Notker«, in: VL2 6, zur Hs. col. 1200f.;
    • Dümmler, Martyrologium Notkers (1885), Hs. erw. p. 201;
    • Doren, Saint-Gall (1925), p. 86, Hs. erw.;
    • Berschin, Biographie 3 (1991), p. 413 f., unter Erwähnung unserer Hs.;
    • Ders., Notker I. von St. Gallen, in: Ders., Mittellateinische Studien, p. 193-202, hier p. 198. Zur Ed. von 1604 Klüppel, Hagiographie (1980), p. 60 f. Zu Notker und dem Jakobskult Klaus Hebers, Frühe Spuren des Jakobskultes im alemannischen Raum (9.-11.Jh.), in: Der Jakobskult in Süddeutschland, hg. v. Dems. und Dieter Bauer, Tübingen 1995, p. 11-18, mit Abb. 3 von p. 284 unserer Hs. Zur Erwähnung der Erlangung von Georgsreliquien durch Hatto auf p. 100 f. unserer Hs. Dörthe Jakobs, Zum Weihedatum von St. Georg, Reichenau-Oberzell, in: Kunstchronik 49,1996, p. 141-144;
    • Dies., Die Wandmalereien von St. Georg in Reichenau-Oberzell. Untersuchungen, Dokumentation, Kontroversen, in: Matthias Exner, Wandmalerei des frühen Mittelalters, München 1998, zur Hs. p. 163, Anm.10-13;
    • Dörthe Jakobs, St. Georg in Reichenau-Oberzell, Bd. 1, Stuttgart 1999, p. 17f., mit Abb. 3 von p. 110 f. der Hs.;
    • Koichi Koshi, Die frühmittelalterlichen Wandmalereien der St. Georgskirche zu Oberzell auf der Bodenseeinsel Reichenau, Berlin 1999, p. 20 betr. Hatto I. im Martyrologium p. 110 f. unserer Hs.
Erwerb der Handschrift: In StiBSG wohl seit Entstehung. Stempel D. B. p. 48, angebracht auf drei radierten Zeilen des Haupttextes; Rasur zu diesem Zweck nicht ganz auszuschliessen, da zur Zeit des Abtes Diethelm Blarer die tridentinischen Reformen die alten Martyrologien obsolet erscheinen liessen.
Bibliographie:
  • Bruckner, Scriptoria III (1938), p. 106; Tff. XXVIII, XXXV, mit Abb. von den p. 342 f. und 23 der Hs.;
  • Arlt/Rankin, Codices 484 & 381 (1996), Bd.1, p. 48;
  • nach Rankin steht unsere Hs. in der Nähe der Codd. 381, 484 und 566; zur letzteren Hs. s. Scarpatetti, Handschriften 547-669 (2003), p. 61-65;
  • Jakobs, Die Wandmalereien (s. u.);
  • Schmuki/Ochsenbein/Dora, Cimelia (2000), Nr. 50, mit Abb. von p. 384 der Hs.
  • Zu Metzler Eberhard Tefenthaler, P. Jodocus Metzler, Rechtsgelehrter, Chronist und Bibliothekar in St. Gallen, in: Biblos 29, 1980, p. 193-220.