Die Handschrift Y 105 setzt sich aus Einzelhandschriften von mindestens drei
verschiedenen Händen zusammen. Grundlegend sind die Chroniken der
Dominikanerinnenklöster St. Katharinental und Töss sowie des Franziskaner- und
nachmaligen Augustiner Chorherrenklosters Beerenberg von Heinrich Murer. Wie die
handschriftliche Paginierung am oberen Rand der Chroniken von Töss und
Beerenberg vermuten lässt, waren sie mit andern Handschriften zusammengebunden,
möglicherweise mit Murers Chronik von St. Katharinental.
In diese Chroniken eingebettet wurde eine Lebensbeschreibung der Schwestern von
St. Katharinental, die eine sehr textgetreue Bearbeitung des berühmten
Schwesternbuchs aus dem 15. Jahrhundert darstellt (S. 17-29). Von der gleichen
Hand des ausgehenden 17. Jahrhunderts stammt ein kurzer Bericht über den Anfang
des Klosters Töss bei Zürich (S. 30) und eine Lebensbeschreibung der dortigen
Schwestern, die ebenfalls eine sehr textgetreue Bearbeitung des Tösser
Schwesternbuches von Elsbeth Stagel darstellt (S. 61-79).
Aus einem grösseren Zusammenhang übernommen wurden die
Lebensbeschreibungen von 12 Schwestern aus dem Dominikanerinnenkloster St.
Katharinental, wie die handschriftliche Paginierung (615-637) am äusseren oberen
Rand der einzelnen Blätter vermuten lässt. Ein Vergleich mit dem Erstdruck der
Helvetia Sancta
(Luzern
1648) von Heinrich Murer zeigt, dass der Text der
Nonnenviten auf S. 31-53 der Handschrift Y 105 wörtlich mit
demjenigen auf S. 347-357 der gedruckten Ausgabe der Helvetia Sancta
übereinstimmt. Ausserdem wird
im Schwesternbuch von St. Katharinental
(Y 105, S. 17-29) auf Nonnenviten
hingewiesen, die im Schwesternbuch
nicht aufgeführt sind, sondern mit dem
Vermerk in scriptis P. Henrici
versehen sind. Die mit diesem Vermerk versehenen
Nonnenviten sind mit denjenigen von S. 31-53 identisch. Meyer nimmt deshalb an,
dass diese von der Hand Heinrich Murer stammen.
In die Chronik des Dominikanerinnenklosters Töss von Heinrich Murer ist eine ältere
Handschrift eingeklebt, die aus der Chronik des Winterthurer Geschichtsschreibers
Laurentius Bosshard (ca. 1490-1523) stammt, wie dies bereits
1888 der damalige
thurgauische Kantonsbibliothekar Johannes Meyer festgestellt hat. Allem Anschein
nach hat Murer diese Handschrift aus einem grösseren Zusammenhang
ausgeschnitten und zu Ende geführt, wie seine Notizen am Schluss der Handschrift
bezeugen.
Die Vedute des Dominikanerinnenklosters Töss (S. 55) trägt die Unterschrift von
Hans Jeggli (ca. 1580-1643), einem Winterthurer Glasmaler, der öfters mit Heinrich Murer zusammengearbeitet hat.
Es ist anzunehmen, dass diese Handschriften spätestens im 19. Jahrhundert
zusammen mit der Fertigung des Einbands, vielleicht aber auch schon früher,
zusammengebunden worden sind.