Volksliederbuch aus der Ajoie, gesammelt von Antoine Biétrix.
Online seit: 23.06.2016
Dieses Autograph von Antoine Biétrix enthält Anekdoten in Patois, die er selbst gesammelt und verschriftlicht hat. Die kurzen Geschichten weisen den Leuten von Bonfol einen miserablen Ruf zu. Auch wenn die Geschichten die Menschen von Bonfol nicht direkt betreffen, werden sie ihnen zugeschrieben, sicherlich auf Grund des sich anbietenden Namens des Dorfes.
Online seit: 23.06.2016
Ein Autograph (?) von François-Joseph Guélat, das von Adrien Kohler herkommt. Das Werk ist eine regelrechte Enzyklopädie des Patois und sein wesentlicher Teil besteht aus den zwei grossen Wörterbüchern Französisch-Patois und Patois-Französisch. F.-J. Guélat, der aus der Ajoie stammt, stützt sich für die Verfassung seines Manuskriptes auf das Patois seiner Region.
Online seit: 23.06.2016
Diese Handschrift von Jean-Georges Quiquerez ist eine Ergänzung des Dictionnaire patois von Ferdinand Raspieler, mit einigen Änderungen. Das Wörterbuch enthält Übersetzungen auf Lateinisch und Deutsch, die zum Ende hin seltener werden. Das Werk wurde für die Edition des Paniers von Xavier Kohler und Ferdinand Feusier im Jahre 1849 benutzt.
Online seit: 23.06.2016
Gemäss dem Vorwort (S. 5-8) verfasste der Jesuit François-Humbert Voisard (1749-1818) mit diesem Abriss die erste französischsprachige Geschichte der Bischöfe von Basel; er dachte sie seinen Schülern zu. Der Text ist gänzlich auf die Kirchengeschichte von Basel und Porrentruy ausgerichtet und offenbart seinen pädagogischen Zweck in seiner Gliederung: Jedes Kapitel wird von einer kurzen Frage eingeleitet, auf welche der unmittelbar nachfolgende Text mehr oder weniger ausführlich antwortet. Gemäss der Bibliographie du Jura bernois von Gustav Amweg gibt es fünf Exemplare der kurzgefassten Geschichte von Voisard, die bis heute nicht im Druck erschienen ist. Die vorliegende Abschrift wurde korrigiert und annotiert und endet mit einem Verzeichnis der Bischöfe und der kirchlichen Institutionen des Bistums Basel (S. 459-460). Die Herkunft der Handschrift wird durch die Besitzeinträge auf der Innenseite des Vorderdeckels dokumentiert: „Ce livre appartient à Henri Joliat, étudiant en rhétorique. Porrentruy, le 3 mai 1819 / Et / Schwartzlin Père / et /à l'abbé Vautrey à qui il a été remis par M. l'abbé Marquis en 1813“ („Dieses Buch gehört Henri Joliat, Student der Rhetorik, Porrentruy, 3. Mai 1819. Und Pater Schwartzlin und dem Abt Vautrey, dem das Buch vom Herrn Abt Marquis 1813 ausgehändigt wurde“).
Online seit: 14.12.2022
Es handelt sich um eines der fünf Exemplare des Abrégé de l'histoire des évêques de Bâle (Kurze Geschichte der Bischöfe von Basel) des Jesuiten François-Humbert Voisard (1749-1818), eines Geschichtslehrbuchs, das nach dem Prinzip von Fragen und Antworten aufgebaut ist und mit 1781 datiert ist. Mit der Ausnahme des Widmungsempfängers stimmt das Vorwort dieses Bands fast gänzlich überein mit dem Wortlaut eines zweiten Exemplars, das ebenfalls der Bibliothèque cantonale jurassienne gehört (MP 10 / A 3269). Es unterscheidet sich jedoch von diesem durch das Fehlen von Annotationen und Korrekturen. Ausserdem ist die vorliegende Abschrift unvollständig, denn sie bricht zu Beginn des vierten Teils, der den Bischöfen von Basel und Porrentruy gewidmet ist, unvermittelt ab (S. 360). Bevor die Handschrift 1842 in die Bibliothek des Kollegiums von Porrentruy gelangte, gehörte sie einem gewissen Quiquerez (Innenseite des Vorderdeckels), wahrscheinlich Jean-Georges Quiquerez, Bürgermeister und Notar von Porrentruy, dann seinem Sohn Auguste (1801-1882), Ingenieur, Historiker, Archäologe und Geologe, wie dessen Exlibris (S. V1) zeigt.
Online seit: 14.12.2022
François-Joseph Guélat (1736–1825), Advokat in Porrentruy, ist einer der berühmtesten Chronisten, die das jurassische Leben zur Zeit der Revolution beschrieben haben. Der Text ist in drei handschriftliche Bände aufgeteilt und wurde 1906 bei B. Boéchat et Fils in Delémont unter dem Titel Journal de François-Joseph Guélat 1791-1802 („Tagebuch von Francois-Joseph Guélat 1791-1802“) im Druck herausgegeben. Der zweite der drei Bände beginnt 1793 und geht bis Ende Dezember 1795. Er zeigt dasselbe Layout wie der vorangehende Band, was nicht überrascht, weil sie gemäss der alten durchgehenden Paginierung ursprünglich zusammengehörten. Desgleichen bezieht sich das lange Inhaltsverzeichnis am Schluss (S. 125–163) auf beide Bände.
Online seit: 14.12.2022
François-Joseph Guélat (1736–1825), Advokat in Porrentruy, ist einer der berühmtesten Chronisten, die das jurassische Leben zur Zeit der Revolution beschrieben haben. Der Text ist in drei handschriftliche Bände aufgeteilt und wurde 1906 bei B. Boéchat et Fils in Delémont unter dem Titel Journal de François-Joseph Guélat 1791-1802 („Tagebuch von Francois-Joseph Guélat 1791-1802“) im Druck herausgegeben. Der dritte Band reicht von 1796 bis 1802 und endet wie der zweite (MP 15 / A1451-2) mit einem Inhaltsverzeichnis (S. 159–177).
Online seit: 14.12.2022
François-Joseph Guélat (1736–1825), Advokat in Porrentruy, ist einer der berühmtesten Chronisten, die das jurassische Leben zur Zeit der Revolution beschrieben haben. Der Text ist in drei handschriftliche Bände aufgeteilt und wurde 1906 bei B. Boéchat et Fils in Delémont unter dem Titel Journal de François-Joseph Guélat 1791-1802 („Tagebuch von Francois-Joseph Guélat 1791-1802“) im Druck herausgegeben. Der erste der drei Bände beginnt 1791 und geht bis 1793 (28. Juli). Das Jahr steht jeweils links oben auf der Seite, darunter wurden am linken Rand die Tage und die Ereignisse notiert, die im danebenstehenden Text geschildert werden.
Online seit: 14.12.2022
Nachdem der katholische Priester Arthur Daucourt (1849–1926) aus gesundheitlichen Gründen 1905 aus dem Pfarrdienst ausgeschieden war, übersiedelte er nach Delsberg und begann im selben Jahr ein Wappenbuch von Pruntrut. Die Wappensammlung wurde 1907 fertiggestellt und war für die Bibliothek der Stadt, deren Bürger er war, bestimmt. Das Buch besteht aus 118 gemalten Tafeln und ist eine Zusammenstellung von Wappen, vor allem solcher der Adligen mit Bezug zur Ortsgeschichte. Danach folgen Wiedergaben von Siegeln, Fahnen und Unterschriften. Zwar ist das Wappenbuch in wissenschaftlicher Hinsicht wenig vertrauenswürdig, doch bezeugt es das wiedergewonnene Interesse an der Heraldik, welches sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfestigte und im Zusammenhang mit der Stärkung der jurassischen Identität steht, welche Daucourt mit grossem Einsatz förderte.
Online seit: 06.09.2023
Die Wappensammlung resultiert aus einer Auswahl und Neuordnung der Materialien, die in der vorangehenden Version (A3754) vereint waren. Sie umfasst Wappen, die meistens direkt in das Buch gemalt oder eingeklebt wurden. Hinzu kommen Reproduktionen verschiedener Art (Fotografien, Lithographien, Durchreibungen, …) sowie einige Originale (Unterschriften). Ursprünglich war vorgesehen, die Wappensammlung in mehrere Bücher aufzuteilen: die Bischöfe (f. 2r-29v), die Stände (f. 30r-35v) und der Adel (ab f. 36r). Allerdings verliert die Wappensammlung ab f. 103r ihre Kohärenz wegen der Beifügung von Wappen bürgerlicher Familien aus Delsberg und dann von religiösen Wappen im Zusammenhang mit den Abteien Bellelay (f. 117r-122v) und Lucelle (f. 123r-127v). Ab f. 134r enthält das Wappenbuch Siegel von Bischöfen (f. 134r-143v), des Klerus und kirchlicher Institutionen (f. 144r-146v), von Städten und Herrschaften (f. 148r-151v und 155r) sowie des Adels (f. 152r–154v), welche durch Münzen und Medaillen (f. 156r-157v) ergänzt werden. Der Band schliesst mit einer Reihe von Notizen (f. 162r-198v), inklusive einiger Kommentare über die Dokumente, die in den vorangehenden Abschnitten wiedergegeben werden.
Online seit: 06.09.2023
Die Handschrift FiD 7 (Quadratnotation; lateinische und altfranzösische Rubriken) beginnt mit den Kurzlesungen und Kollekten des Sanctorale (das Blatt 1r beginnt abrupt mitten in der Kurzlesung der Terz zur Geburt von Johannes dem Täufer). Es enthält danach verschiedene Riten, darunter das Totenoffizium (mit Musiknotation auf den Seiten 40r-46v), sowie den Ritus für den Ordensprofess und für die Einkleidung einer Nonne (f. 24v-26r). Das Ordensgelübde Ego soror ill. promitto (f. 24v) könnte Fille-Dieu als Bestimmungskloster bezeichnen. An anderer Stelle enthält das Buch jedoch Rubriken und Gebete von erster Hand in maskuliner Form, interlinear von einer der Kopie zeitgenössischen Hand der femininen Form angepasst (f. 20r, 27v, 30v-39v). FiD 7 stammt daher wahrscheinlich aus einer männlichen Schreibstube, vermutlich von den Zisterziensern von Hautcrêt (Oron, VD) oder von Hauterive (FR).
Online seit: 22.03.2018
Als aussergewöhnliches Zeugnis der grossen Hexenverfolgung, die sich im 17. Jahrhundert in Europa ausbreitete, enthält dieser Band ein Konvolut von 67 Hexenprozessen, die auf dem Tessenberg, im Berner Jura, zwischen 1611 und 1667 untersucht und deren Urteil gesprochen wurden. Die Geständnisse der 56 Frauen und 11 Männer, die von den Gerichtsschreibern in die definitive Form übertragen wurden, wurden den Angeklagten bei der Urteilsverkündung vorgelesen, damit diese sie öffentlich gestehen.
Online seit: 17.12.2015
Der Band enthält die Kopien von verschiedenen Dokumenten, die der Pfarrer von Tavannes, Théophile Rémy Frêne (1727-1804) über mehrere Jahrzehnte, insbesondere aber im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, sorgfältig gesammelt hat. Er versammelt so Erinnerungen, Korrespondenzen, zahlreiche Urkunden und auch Listen, die die vielfältigen wissenschaftlichen Aktivitäten des Pfarrers, vor allem in den Bereichen Geschichte, Geographie und Politik, offenbaren. Die Sammlung ermöglicht es, seine persönlicheren Interessen zu erfassen. Die in thematischen Reihen organisierten Schriften konzentrieren sich hauptsächlich auf das Fürstbistum Basel und die Region Neuenburg. Der Band bezeugt daher ein umfangreiches Projekt zur Beschreibung des Fürstbistums, das Frêne schlussendlich nicht veröffentlicht hat – viele der vom Pfarrer gesammelten Informationen wurden jedoch von Charles-Ferdinand Morel in seinen Abrégé de l'histoire et de la statistique du ci-devant Evêché de Bâle (Strassburg, 1813) aufgenommen. Er spiegelt auch die grundlegende Rolle wider, die die Pfarrer in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Förderer des regionalen Wissens spielten.
Online seit: 14.12.2018
Dieses in Leder eingebundene Album beinhaltet rund 35 Widmungen und Zeichnungen von Personen, mit denen der Schaffhauser Kupferschmied und Weinhändler Christoph Fischer (1691-1770) im Lauf seines Lebens Kontakt pflegte. Aus den Einträgen in Latein, Deutsch, Französisch und Englisch lassen sich zwei Reisen Fischers nach London rekonstruieren, während derer die meisten Widmungen entstanden: 1747-1750 via Genf, Lyon, Paris nach London und 1758 via Strassburg, Frankfurt, Amsterdam nach London. Einige Einträge stammen von Mitgliedern der Schaffhauser Familie Schalch, mit der Fischer verwandt war, darunter ein undatiertes Aquarell des Künstlers Johann Jakob Schalch (1723-1789) (S. 122), der 1754-1773 in London und Den Haag lebte. Das Album wurde nach dem Tod von Fischer weitergeführt: Einträge von 1773 (S. 65) und 1820 (S. 215). In die Papierhandschrift sind mehrere Pergamentseiten miteingebunden (S. 1-2, 19-20, 47-48, 115-116, 181-182) und einige Papierblätter nachträglich eingeklebt (S. 39a-b, 55a-b, 147a-b) bzw. die Seiten mit Bildern überklebt (S. 43, S. 125, S. 127). Die Einträge sind nicht chronologisch geordnet und werden von zahlreichen leeren Seiten abgewechselt.
Online seit: 22.06.2017
Bei dieser in Leder gebundenen Papierhandschrift mit Goldprägung (die einzelnen Ziffern des Jahres 1791 in allen vier Buchecken) handelt es sich um das Erinnerungsalbum von Johann Conrad Fischer (1773-1854), Kupferschmied, Metallurge, Unternehmer und Politiker aus Schaffhausen. Aus seiner 1802 gegründeten Gussstahlfabrik entwickelte sich die heutige Georg Fischer AG. Das Album beinhaltet Widmungen und Zeichnungen von rund 70 Personen, mit denen Fischer im Laufe seines Lebens Kontakt pflegte, darunter sein Mathematiklehrer Melchior Hurter (1735-1811) (S. 1), Professor Johann Georg Müller (1759-1819) (S. 49), der Zürcher Arzt Johann Balthasar Zwingli (1764-1817) (S. 164), der Schriftsteller Heinrich Zschokke (1771-1848) (S. 175), Fischers Grossonkel Lorenz Spengler (1720-1807), königlicher Kunstkammerverwalter in Kopenhagen (S. 43), und dessen Sohn Johann Conrad Spengler (1767-1839) (S. 105). Der Grossteil der Einträge in Deutsch, Französisch, Englisch und Dänisch datiert aus seinen Wanderjahren als Kupferschmiedgeselle 1792-1795, als er über Frankfurt, Chemnitz, Dresden nach Kopenhagen und weiter nach London reiste. Danach folgen noch vereinzelte weitere Einträge bis 1841. Die Einträge sind nicht chronologisch geordnet und werden abgewechselt von eingeklebten Blättern (S. 3a-b, 48a, 111a-d) und zahlreichen leeren Seiten. Die Seitennummerierung stammt aus der Entstehungszeit des Albums.
Online seit: 22.06.2017
Das Manuskript dokumentiert mehrere Reisen des späteren Professors für Eisenhüttenkunde, Hermann Wedding (1834-1908), nach Großbritannien in den Jahren 1860 und 1862. Wedding unternahm die Reisen als Referendar der preussischen Bergverwaltung. Auf dem Weg über Belgien nach Grossbritannien schrieb er in täglichen Einträgen seine Beobachtungen zu Betriebsanlagen und Produktionsverfahren auf Hüttenwerken und Bergbaubetrieben nieder. Zu den beschriebenen Werken gehörten die Eisenhütte in Seraing (Belgien), die Hüttenwerke in Südwales, die Mitte des 19. Jahrhunderts als besonders fortschrittlich galten, und die ersten Stahlwerke, die mit dem Bessemerverfahren arbeiteten. In den Tagebucheinträgen spiegelt sich auch die Vernetzung Weddings in der zeitgenössischen Fachcommunity wider.
Online seit: 14.12.2017
Das Chanson de la Reine Sebile oder Macaire ist ein Werk aus dem Ende des 12. Jahrhunderts, das zu den französischen Epen aus dem Mittelalter gehört, genauer zu den Epen, die sich auf die „poetische Biographie von Karl dem Grossen“ beziehen: Macaire, der in die Königin Sebile, Gattin von Karl dem Grossen, verliebt ist, schmiedet ein Komplott, weswegen diese ungerechtfertigterweise des Ehebruchs angeklagt, verstossen und ins Exil geschickt wird, um schlussendlich rehabilitiert zu werden. Mehr als 200 Alexandriner aus diesem Heldenepos sind bekannt. Sie stammen aus fünf verschiedenen Fragmenten, die nicht Teil derselben Ursprungshandschrift waren und heute in Brüssel, Königliche Bibliothek Belgiens (ms. II 139, ff. 3r-4r: 2 Fragmente des 13. Jahrhunderts), in Sheffield, University Library (ms 137: 2 Fragmente des 13. Jahrhunderts) und in Sitten, Staatsarchiv Wallis aufbewahrt werden. Das Fragment von Sitten wurde 1925 von Leo Meyer, Kantonsbibliothekar und Staatsarchivar, in einem alten Einband entdeckt und herausgelöst. Danach wurde es von Paul Aebischer ediert (1950), der es auf ca. 1300 datierte. Das Fragment, das an einer Stelle ein Loch hat, enthält 168 Verse in zwei Spalten. Es ist nur mit roten Initialen zu Beginn der Strophen geschmückt.
Online seit: 10.12.2020
Diese Handschrift der Six âges du monde, die gegen Ende des 14. Jahrhunderts oder ganz zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Frankreich hergestellt wurde, erscheint gegen Ende des Mittelalters in der Bibliothek der Familie Supersaxo, eine der wichtigsten Walliser Bibliotheken. Diese Bibliothek wird heute in der Mediathek Wallis-Sitten und (dieses Manuskript) im Staatsarchiv Wallis in Sion aufbewahrt. Das Werk ist aus mehr als einem Grund bemerkenswert: zum einen wurde es im selten benutzen Format einer Schriftrolle hergestellt, ein Format, das unter anderem den universellen Chroniken vorbehalten ist, zu denen auch dieses Manuskript gehört. Zum anderen wird er über seine Gesamtlänge von acht Metern von einem komplexen Stammbaum durchzogen, der die Nachkommen Adams bis zur Geburt Christi aufzeigt. Die Textspalten dieses imposanten graphischen Dispositivs werden von zahlreichen Zeichnungen verziert, deren Stil Pariser Werken nahekommt. Weiterhin ist dieses Exemplar nicht einmalig, da die Stadtbibliothek von Reims eine ähnliche Schriftrolle (ms. 61) besitzt, die sicher durch denselben Meister illustriert wurde.
Online seit: 22.03.2017
Diese Handschrift ist das einzige Zeugnis dieser kulinarischen Abhandlung, welche im Jahre 1420 von Maître Chiquart geschrieben wurde, dem Koch des ersten Herzogs von Savoyen, Amadeus VIII. (1383-1451); der Text wurde Jehan de Dudens diktiert, einem Schreiber und Notar von Annecy. Die Handschrift enthält ebenfalls eine Beschreibung von zwei am Hofe des Herzogs von Savoyen organisierten Banketten; darauf folgen Sentenzen, etymologische Annotationen und Glossen. Die Handschrift gehörte zu der Bibliothek des Bischofs Walter Supersaxo (ca. 1402-1482) und dessen Sohn Georges (ca. 1450-1529).
Online seit: 04.11.2010
Diese Handschrift aus der Bibliothek des Bischofs von Sitten Walter Supersaxo (ca. 1402-1482) und seines Sohnes Georges (ca. 1450-1529) ist eine Sammlung literarischer französischer Texte mit moralisierender Tendenz, die den Roman von Pontus und Sidonia enthält, sowie Texte in Versform aus dem 15. Jahrhundert. Den Hauptteil der Handschrift (ff. 1r-122r; Initiale in Rot, Gelb und Schwarz auf f. 1r) nimmt Pontus und Sidonia ein, ein Werk, das im 15. und 16. Jahrhundert grossen Erfolg erfuhr. Diese Prosafassung des anglo-normannischen Romans des Horn, manchmal Geoffroi de La Tour Landry zugeschrieben, wurde in Frankreich gegen Ende des 14. oder zu Beginn des 15. Jahrhunderts geschrieben. Es folgen zwei Texte von Alain Chartier (*1385-1395, †1430), Sekretär und Botschafter der Könige Karl VI. und vor allem Karl VII.: auf ff. 122r-131r das berühmte Bréviaire des nobles (ca. 1422-1426) und auf ff. 131r-136v das Lay de paix (ca. 1424-1426). Der folgende Teil (ff. 136v-145r) beinhaltet ein weniger verbreitetes Werk, den Songe de la Pucelle, von einem unbekannten Autor. Am Ende, auf ff. 145v-149r, befinden sich sechs anonyme Balladen a pleysance et de bon advis. Diese Handschrift wurde 1474 in Martigny von Claude Grobanet transkribiert (zumindest der erste Teil, der Roman von Pontus und Sidonia), den man als Kopisten von zwei weiteren Handschriften der Bibliothek Supersaxo wiederfindet, S 99 (Voyages von Mandeville) und S 100 (Statuten von Savoyen). Grobanet befand sich im Dienst von Antoine Grossi Du Châtelard, Fürst von Isérables (†1495). Zu Beginn des 16. Jahrhunderts geriet die Familie von Antoine Du Châtelard anscheinend in finanzielle Schwierigkeiten; ihr Besitz - und wahrscheinlich auch die drei Manuskripte - ging darauf in die Hände von Georges Supersaxo über.
Online seit: 22.03.2018
Zugleich Reisebericht und Geographiewerk waren die Voyages von Jean de Mandeville, wahrscheinlich gegen 1355-1357 verfasst, im Mittelalter äusserst erfolgreich. Es existieren drei Versionen des französischen Textes; das Manuskript S 99 bezieht sich auf die „kontinentale“ Version. Wie in anderen Handschriften dieser Version, folgt auf die Voyages (ff. 1r-122v, mit Explicit auf f. 123v und einem Zusatz auf ff. 124r-125r) die Preservacion de Epidimie (ff. 122v-123v). Die tatsächliche Identität der zwei Autoren ist ungeklärt und könnte sogar verwechselt werden. Im Exemplar S 99 aus der Bibliothek des Bischofs von Sitten Walter Supersaxo (ca. 1402-1482) und seines Sohnes Georges (ca. 1450-1529) werden die oberen Ränder durch Ornamente besetzt, die zum Teil in zoo- oder anthropomorphe Motive übergehen. Die Bibliothek Supersaxo hat eine andere Version der Voyages, die S 94, in der deutschen Übersetzung von Michel Velser. Wie zwei weitere Handschriften aus derselben Bibliothek, die S 97bis (Sammelband mit dem Roman von Pontus und Sidonia) und die S 100 (Statuten der Savoye), wurde die S 99 von Claude Grobanet kopiert, der 1474 in Martigny urkundlich erwähnt wird, wo er im Dienste von Antoine Grossi Du Châtelard, dem Fürsten der Isérables, stand († 1495). Zu Beginn des 16. Jahrhunderts geriet die Familie von Antoine Du Châtelard anscheinend in finanzielle Schwierigkeiten; ihr Besitz - und wahrscheinlich auch die drei Manuskripte - ging darauf in die Hände von Georges Supersaxo über. Die unvollständige Urkunde aus Pergament, aus der die hintere Innenseite besteht, erwähnt unter anderem Martigny, 147[3] und einen seigneur d'Ys[érables (?)].
Online seit: 14.12.2017
Die Schriftrolle enthält eine Sammlung von 133 Kochrezepten, die als Quelle für den berühmten Viandier von Guillaume Tirel, genannt Taillevent, dienten. Sie gehörte zur Bibliothek des Bischofs Walter Supersaxo (ca. 1402-1482) und dessen Sohn Georges (ca. 1450-1529).
Online seit: 04.11.2010
In der papstkritischen Bildpropaganda, die nach dem Textanfang "Ascende calve" genannt wird, stehen Bild und Text gleichwertig nebeneinander. Die Texte haben die Form von Weissagungen, die Handschrift der Vadianischen Sammlung ist der wichtigste Textzeuge. Die Bedeutung der Handschrift liegt aber vor allem in den faszinierenden Bildern, die in Grautönen gehalten sind.
Online seit: 20.05.2009
Liedersammlung des St. Galler Klosterorganisten Fridolin Sicher, mit 49 drei- bis fünfstimmigen Liedern in Mensuralnotation des 16. Jhs. ohne Textunterlage. Unter den Komponisten finden sich u. a. Alexander Agricola, Loyset Compère, Josquin Desprez und Jacob Obrecht. Bei einigen Stücken sind Komponistennamen und Textinitien (französisch, italienisch, flämisch, lateinisch) angegeben. In der Regel füllt ein Stück eine Doppelseite, seltener sind alle (drei oder vier) Stimmen auf einer Einzelseite angeordnet.
Online seit: 23.09.2014
Liederbuch des Glarner Universalgelehrten Aegidius Tschudi (1505-1572) aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Der Band enthält in Mensuralnotation im Fünfliniensystem 215 Sätze zeitgenössischer, vor allem französischer, niederländischer und deutscher Komponisten wie Josquin Desprez, Adrian Willaert, Jacob Obrecht, Heinrich Isaac oder Ludwig Senfl. Auf der linken Seite jeweils die Diskant- (Sopran)-, auf der rechten Seite die Alt-Stimme.
Online seit: 09.12.2008
Liederbuch aus dem Besitz des Glarner Universalgelehrten Aegidius Tschudi (1505–1572); es gelangte mit dem Tschudi-Nachlass 1768 in die Klosterbibliothek St. Gallen. Der Band enthält zusammengebunden die Stimmbücher für Bass und Diskant von 17 fünf- und sechsstimmigen Motetten und Chansons zeitgenössischer Komponisten wie Josquin Desprez oder Loyset Compère, notiert in Mensuralnotation im Fünfliniensystem. Das Liederbuch ist von mehreren Händen geschrieben, darunter auch Tschudi selbst, der auf fol. 12r–v und 24v–25r Notizen zu den Kirchentonarten hinzufügte (die Schemata der Kirchentonarten auf fol. 25v dürften von Heinrich Glarean stammen). Bis auf ein Stück erscheinen alle Sätze in Tschudis Liederbuch Cod. Sang. 463 wieder; es handelt sich daher wohl bei diesen Stimmbüchern um Skizzen zur endgültigen Sammlung.
Online seit: 25.06.2015
Kleinformatiges Gebetbuch auf feinstem Pergament mit lateinischen und einigen französischen Gebeten. Das Wappen auf p. 3 verweist auf die in der Auvergne ansässige Familie Montboissier als Auftraggeber. Neben einer halbseitigen Kreuzigungsszene (p. 3) weist die Handschrift viele winzige Initialen, meist mit Tierköpfen, sowie auf p. 97–146 zahlreiche vierzeilige Miniaturen mit Heiligendarstellungen auf.
Online seit: 13.10.2016
Orgeltabulatur des St. Galler Münsterorganisten und Kalligraphen Fridolin Sicher (1490-1546). Sicher, vorerst Schüler des Konstanzer Organisten Hans Buchner, trug seit 1512 darin 176 Stücke von 94 Komponisten (u.a. Paul Hofhaimer, Hans Buchner, Jacob Obrecht, Josquin Desprez, Matthaeus Pipelaere) zusammen, zwei Drittel sind geistliche Vokalkompositionen, der Rest stammt aus weltlichen Gesängen. Die Oberstimme ist in Mensuralnotation auf fünf Notenlinien, die übrigen Stimmen sind durch Buchstaben und rhythmische Zeichen notiert. Einige der Kompositionen sind nur in diesem Orgelbuch überliefert.
Online seit: 09.12.2008
Die Konzeption der Handschrift entspricht in Text und Ausstattung der Pariser Horae-Tradition des beginnenden 15. Jahrhunderts ('Boucicaut-Meister'). Die ranghöchsten Gliederungselemente des Buchschmuckes sind die sieben Zierseiten mit Miniaturen; mehrzeilige farbige Initialen markieren sekundäre Textabschnitte. Das hochrechteckige Bildfeld dieser Zierseiten mit einer figürlichen Szene wird auf drei Seiten von je einem Stab umschlossen, aus dem sich dekorative Ranken mit goldenen, roten und blauen Dornblättern entwickeln, welche die breiten Pergamentränder vollständig ausfüllen. Vier Zeilen Text, eingeleitet von einer grösseren farbigen Initiale, sind zwischen das Bildfeld und den unteren Zierstab eingeschoben. Jeweils die Anfänge der verschiedenen Offizien sind mit solchen Zierseiten ausgestattet. Das Stundenbuch ist nicht nur das älteste der Sammlung Carl Meyer in der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, es ist zugleich eines der besten und wertvollsten Stücke. Die Auftraggeberschaft ist nicht bekannt.
Online seit: 20.05.2009
Das Stundenbuch ist nach dem liturgischen Gebrauch der Pariser Horae gestaltet. Es zeichnet sich im Unterschied dazu durch ein reicheres, jedoch qualitativ geringeres Bildprogramm aus: Die Evangelienperikopen sind jeweils mit einem Autorenporträt ausgestattet, das Marienoffizium mit einem vollständigen Zyklus zur Kindheit Jesu. Die Rezeption der Vorlagen der bekannten Pariser Buchmaler über verschiedene Zwischenstufen zeigen viele Missverständnisse oder eigenwillige Umgestaltungen. In ihrer Flächigkeit, der kühnen Zusammenstellung von Farben und den extremen perspektivischen Verkürzungen präsentieren sich die Bilder aber aus einer heutigen Sicht, die an den ästhetischen Normen der Moderne geschult ist, als expressiv und originell. Die Auftraggeberschaft ist unbekannt.
Online seit: 08.06.2009
Die Herkunft aus dem nordfranzösisch-flämischen Grenzbereich ergibt sich aus dem liturgischen Befund, dem Ledereinband der Handschrift mit Plattenstempeln und der Inschrift Robiers Plovrins sowie aus einem Vergleich mit stilistisch verwandten Handschriften. In Claremont bei Berkeley (USA) ist ein weiteres Stundenbuch erhalten geblieben, das vom gleichen Künstler illuminiert wurde. Dieser imitiert, in etwas kruder Manier, den um 1500 in Lille sehr beliebten Stil des Schreibers und Buchmalers Jean Markant. Die Auftraggeberschaft ist unbekannt.
Online seit: 08.06.2009
Das Stundenbuch im schmalen, hohen Format ist ein wirkliches Taschenbuch, in der Rahmengestaltung der Miniaturen mit architektonischem Sockel, bekrönenden Voluten, Putti und Girlanden lässt sich deutlicher Renaissance-Einfluss ausmachen. 16 ganzseitige und 21 kleine, von anderer Hand einfacher ausgemalte Miniaturen bebildern das Buch. Eine ganzseitige Darstellung zeigt das Wappen des Auftraggebers : Es handelt sich um Michel de Champrond (gest. am 1. August 1539), Herr von Ollé, Ratgeber und Zahlmeister des Königs. Damit wird eine durchaus wohlhabende, aber nicht adlige Persönlichkeit aus dem Umkreis des Königshofes fassbar, die sich wohl in den 1530er-Jahren, als schon gedruckte Stundenbücher verbreitet waren, bei einer Werkstatt mittleren Niveaus ein reich ausgemaltes und partiell individuellen Wünschen angepasstes Gebetbuch herstellen liess.
Online seit: 08.06.2009
Die Papierhandschrift – ein Liber Amicorum für Ladislaus von Törring – enthält 49 Trachten- und vier Wappenbilder: allesamt Aquarelle in guter Qualität und wohl von einer Hand. Die Kostüme zeigen zumeist hochgestellte Personen, vornehmlich aus Frankreich (Paris), Spanien und Venetien. Auch zeitgenössische Transportmittel wie Schiffe und Wagen sind abgebildet. Ein Teil der dargestellten Personen ist durch Bildüber- oder -unterschriften in Französisch und Italienisch identifiziert. Auf sieben Seiten sind Sinnsprüche und Widmungen, meist in Latein, ergänzt. Widmungsempfänger ist Ladislaus von Törring (1566–1638), Baron in Stein und Pertenstein, Rektor der Universität Ingolstadt, ein Verwandter des bayrischen Königshauses.
Online seit: 19.03.2020
Das Pergamentfragment des Champion des Dames von Martin le Franc (Buch I, V. 3901-V. 4062 + Buch II, V. 4313-V. 4470) stammt aus dem 15. Jahrhundert. Der Text entspricht demjenigen der Edition Deschaux (1999). Die sorgfältig auf zwei Spalten kopierten Strophen werden jeweils abwechslungsweise durch rote und blaue Initialen sowie durch Feldbuchstaben eingeleitet. Das Buch II beginnt mit einer auf Goldgrund verzierten Initiale, die durch den Gebrauch des Fragmentes während des 17. Jahrhunderts als Einband eines Grundbuches stark abgenutzt ist. Das Grundbuch befand sich im Besitz von Jaques Etienne Clavel, Mitherrscher von Marsens, Ropraz und Brenles (fol. 2r).
Online seit: 14.12.2018
Stundenbuch nach dem liturgischen Gebrauch Roms auf Lateinisch, mit Kalender auf Französisch, mit einer Auswahl von in Paris verehrten Heiligen. Es enthält 17, um 1408/10 in Paris realisierte Miniaturen aus dem künstlerischen Umkreis des Boucicaut-Meisters, einem der einflussreichsten Illuminatoren des frühen 15. Jhs. An der Dekoration haben auch der Mazarin-Meister und der Pseudo-Jacquemart mitgearbeitet, der zu der älteren Künstlergeneration gehörte und dessen Mitarbeit in den berühmten Stundenbüchern des Duc de Berry zu erkennen ist. Das David-Bild wurde auf ein eingefügtes Doppelblatt gemalt; es kann einem Nachfolger des Malers des Johann Ohnefurcht-Breviers zugeschrieben werden.
Online seit: 20.12.2012
Stundenbuch auf Lateinisch und Französisch, das in Paris im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts geschrieben, aber erst um 1490 in Paris oder vielleicht in Tours von verschiedenen Künstlern, die sich die Arbeit teilten, illuminiert worden ist. Zwei Miniaturen, der Schmuck des Kalenders und des Toten-Offiziums, sind Werke eines Künstlers aus dem Umfeld des Maître François, ein enger Mitarbeiter des Meisters des Jacques de Besançon. In einer Stadtvedute von Paris erweist er Notre-Dame seine Verehrung (f. 93r). Die leuchtenden Farben und die monumentalen Formen der anderen Miniaturen zeugen vom Einfluss von Jean Bourdichon von Tours. Dieser kann vermutlich als verantwortlich für den Meister der Chronique Scandaleuse angesehen werden, der bei der Arbeit an dieser Handschrift noch unter der Anleitung von Jean Bourdichon arbeitete.
Online seit: 20.12.2012
Stundenbuch nach dem Gebrauch Roms mit Kalender auf Französisch. Die Miniaturen sind umgeben von Bordüren, die mit Pflanzen besetzt sind und mit einer grossen botanischen Präzision ausgeführt wurden. Es handelt sich um ein vollständig erhaltenes Beispiel aus der Spätzeit des französischen Stundenbuchs, das von einem wichtigen Meister dieser Schlussphase der französischen Buchmalerei illuminiert wurde, der vom Meister der Claude de France beeinflusst und seit kurzem als Meister des Lallemant-Boethius erkannt worden ist. In den kleinen Bildern der Bordüren versucht er sich mit Jean Bourdichon zu messen, der die realistischen Blumenbordüren im Randdekor in den Grandes Heures der Anne de Bretagne und in anderen Hauptwerken eingeführt hat, zudem orientiert sich der Meister des Lallemant-Boethius an der flämischen Buchmalerei seiner Zeit. Auf f. 1r ist der Name von Agnès le Dieu, der Besitzerin des Codex im Jahre 1605, zu lesen.
Online seit: 20.12.2012
Stundenbuch nach dem Gebrauch Roms mit Kalender, der eine Heiligenauswahl für Langres enthält. Die Handschrift wurde 1524 von einem Meister des Bénigne Serre illuminiert und datiert, bekannt nach seinem Auftraggeber, einem hohen Funktionär des Königs von Burgund. Es handelt sich um einen bis anhin unbekannten Maler des Umfelds der Gruppe der 1520er Werkstatt, welche die Miniaturen mit Renaissance-Architekturen umrahmte oder mit naturalistischen Blumen und Tieren versetzte. Diese Handschrift enthält eine Zahl von ungewöhnlichen Darstellungen, z.B. zur Laudes des Marien-Offiziums, wo die Begegnung von Joachim und Anna am Stadttor von Jerusalem die gängige Darstellung der Heimsuchung ersetzt. Im 18. Jahrhundert gehörte die Handschrift der Familie Bretagne von Dijon, deren Mitglieder auf einigen angefügten Papierblättern ein „Livre de raison“ geschrieben haben.
Online seit: 20.12.2012
Beim Buchschmuck dieses Stundenbuchs haben zwei Künstler, die um 1440/50 tätig waren, mitgearbeitet: der ältere, der nur die drei Miniaturen auf f. 13v, 105v und 140v geschaffen hat, gehört zum „Goldrankenstil“, während der jüngere sich durch eine grössere Körperlichkeit und einen kraftvolleren Kolorit charakterisiert, da er sich den Einfluss der Neuerungen der zeitgenössischen Malerei der Brüder van Eyck angeeignet hat. Dieser zweite Künstler ist für die Fertigstellung des Turin-Mailänder Stundenbuchs im Jahre 1440 verantwortlich und hat auch am Llangattock-Stundenbuch gearbeitet. 1813 wurde diese Handschrift vom Prinzen von Broglie der Priorin des Klosters der Bernhardiner-Schwestern von Oudenaarde geschenkt.
Online seit: 20.12.2012
Lateinisches Stundenbuch mit Kalender, das eine Heiligenauswahl für Paris und einige französische Gebete enthält. Die Tafeln zu den beweglichen Festtagen am Ende des Buches beginnen mit dem Jahr 1460, womit anzunehmen ist, dass die Handschrift um diese Zeit fertiggestellt wurde. Der Grossteil der Miniaturen stammen vom Coëtivy-Meister, der vermutlich auch alle Kompositionen und somit auch die Vorzeichnungen geschaffen hat. Die Hand eines zweiten Buchmalers, den man als Meister de Dreux Budé identifizieren kann, findet sich in den Mariengesichtern der Geburt Jesu (f. 83v), der Königsanbetung (f. 92v) und der Marienkrönung (f. 107r).
Online seit: 20.12.2012
Dieses Stundenbuch, das an eine Frau gerichtet ist, enthält einen Eintrag, der nur unter ultraviolettem Licht gelesen werden kann (f. 27v) und eine Jaquette de la Barre erwähnt; vermutlich gehörte sie zur Pariser Orgelbauerfamilie, welche zwischen 1401 und 1404 die Orgel von Notre-Dame schuf. Die Miniaturen wurden um 1410 von einem führenden Pariser Meister geschaffen, der als Mazarin-Meister identifiziert werden kann. Nachträglich wurden der Handschrift Bordüren einer vermutlich provenzalischen Hand hinzugefügt. Vom üblichen Bildprogramm heben sich einige Szenen ab: statt der Busse Davids wird die Herrlichkeit Christi am Jüngsten Tag dargestellt (f. 101r), statt des Totendiensts in der Kirche findet man die Auferweckung des Lazarus (f. 141r) und zudem ist die Darstellung des Gebets des Hieronymus (f. 139v) in vollem Kardinalsornat aussergewöhnlich.
Online seit: 20.12.2012
Bei der Buchmalerei dieses Stundenbuchs haben verschiedene Künstler zusammengearbeitet. Es finden sich einfache Miniaturen, welche das Werk eines Künstlers sind, der im Umfeld des Meisters Johann Ohnefurchts gelernt hat. Viele Marien-Gesichter sind vom Meister der Marguerite d'Orléans, einem bedeutenden Buchmaler um 1430, ausgeführt worden. Die Handschrift gehörte im 15. Jahrhundert Guillaume Prevost, wie den Taufeinträgen im „Livre de raison“ (f. 186v) entnommen werden kann.
Online seit: 20.12.2012
Zu dem unter Utopia Cod. 111. beschriebenen ungewöhnlichen Buch für König Charles VIII. existiert ein weiteres Stundenbuch, das vom selben Künstler ausgemalt wurde. Es blieb im Bordürenschmuck unvollendet, während alle großen Bilder nicht dem geläufigen Bilderkanon von Stundenbüchern folgen, sondern unkonventionelle Motive zeigen. In beiden Manuskripten fällt das Motiv des Stammbaums Adams ins Auge, das die Bände optisch verbindet und in anderen Handschriften des Buchmalers nicht zu finden ist. Auch die fast identischen Blattmasse suggerieren, dass es sich um zwei zusammengehörige Bände handeln könnte, die in gewissem zeitlichem Abstand für den König produziert wurden. Der vorzeitige und überraschende Tod Charles' VIII. nach einem Unfall auf Schloss Amboise mag eine Erklärung dafür sein, dass diese zweite Handschrift nie vollendet wurde.
Online seit: 13.10.2016
Dieses Stundenbuch ist ein Geschenk des Pariser Verlegers Anthoine Vérard an den französischen König Charles VIII. (1470-1498). Der Monarch war eine der wichtigsten Figuren für das Pariser Buchwesen ab 1480. Seine Sammlertätigkeit ist untrennbar verbunden mit den luxuriösen Druckerzeugnissen des Buchhändlers und Verlegers Anthoine Vérard. Bemerkenswert sind hier vor allem die Bordüren: acht fortlaufende Bilderzählungen zu alt- und neutestamentarischen Begebenheiten schmücken alle Blattränder. Bemerkenswert ist der didaktische Wert dieses Stundenbuchs, denn jedes Bilderpaar wird mit erklärenden Versen mit Mittelfranzösisch kommentiert. Dieses Buch steht stilistisch in sehr engem Zusammenhang mit dem Cod. 110, das vom selben Künstler, und möglicherweise ebenfalls für den König geschaffen wurde.
Online seit: 13.10.2016