Ramon Llull, der Begründer des Katalanischen als literarische und wissenschaftliche Sprache, wird in Mallorca geboren, wo sich die christliche, die muslimische und die jüdische Kultur vermischen. Die Handschrift CB 109, die von verschiedenen Kopisten im 14. Jahrhundert geschrieben wurde, sammelt philosophische und theologische Werke des katalanischen Denkers. Sie ist mit Bildern und Diagrammen verziert.
Online seit: 21.12.2009
John Lydgate verfasste das Troy Book gegen 1412-1420, im Auftrag von Heinrich V. als dieser noch Prinz von Wales war. Es setzt sich aus Distichen zusammen, mit einem Prolog, fünf Büchern, einem Epilog und einer Widmung an Heinrich V., dazu ein Envoi mit Titel „Verba auctoris“. Lydgate übersetzt hier die Geschichte vom Trojanischen Krieg auf Englisch, wobei er sich nicht direkt auf Homer stützt, sondern auf die Nacherzählung von Benoît de Sainte-Maure, den Roman de Troie, und auf die Historia Destructionis Troiae (1287) von Guido de Columnis.
Online seit: 18.06.2020
Diese Pergamenthandschrift des 10. Jahrhunderts enthält den Kommentar zum Somnium Scipionis von Macrobius, gefolgt von Auszügen aus der Naturalis historia Plinius des Älteren und aus De institutione musica von Boethius. Der Codex enthält bemerkenswerte Diagramme, in welchen u.a. die Erde oder auch Sternenkonstellationen abgebildet sind.
Online seit: 31.07.2007
CB 113 ist die Kopie einer Handschrift aus der Bibliothèque nationale de France und enthält eine von Marie de France im 12. Jahrhundert erstellte Sammlung von Fabeln nach aesopischer Tradition. Marie de France, deren bekanntestes Werk die Lais sind, ergänzt die 101 Fabeln mit sechs Fabliaux. In der Handschrift wurden die erotischen Passagen der Fabliaux ausradiert.
Online seit: 31.07.2007
Dieses in einer humanistischen Schrift verfasste Manuskript enthält die Epigrammata von Martial (ca. 40- ca. 102) in zwölf Büchern, gefolgt von den beiden üblichen abschliessenden Texten Xenia und Apophoreta. Das erste Blatt der Handschrift fehlt. Von einer anderen Hand als der des Hauptkopisten wurden, wahrscheinlich zur gleichen Zeit, einige Epigramme hinzugefügt (41v, 105v, 132r, 133v, 136v). In Ermangelung einer Titelseite beschränkt sich die Dekoration auf eine von zwei verschiedenen Künstlern geschaffene Serie von Initialen, die eine mit bianchi girari, die andere mit Flechtwerk auf Goldgrund, manchmal auch „a cappio annodato“ genannt. Jedes Epigramm wird mit einer einfachen Initiale in Blau begonnen. Die um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Norditalien hergestellte Handschrift befand sich im 18. Jahrhundert nachweislich in den Händen der Familie Jarente de Sénas in Frankreich, danach war sie im Besitz von Ambroise Firmin-Didot. Während des 19. Jahrhundert wechselte sie mehrmals den Besitzer, bevor sie in die Sammlung von Martin Bodmer überging.
Online seit: 22.03.2018
Diese griechische Papierhandschrift kann dank eines Kolophons auf 1561 datiert werden. Sie vereint drei Abhandlungen über den Krieg. Zwei byzantinischen Abhandlungen, dem Strategicon, das dem Kaiser Maurus (6. Jahrhundert) zugeschrieben wird und dem De velitatione bellica), der Kaiser Nikephoros II. (10. Jahrhundert) zugesprochen wird, geht der Apparatus bellicus voran, welcher Sextus Iulius Africanus (geboren in Nicopolis) zugesprochen wird.
Online seit: 02.06.2010
Von den insgesamt 19 erhaltenen Handschriften und Fragmenten der Prophesies de Merlin enthält einzig CB 116 den vollständigen Text. In der Handschrift wird in besonderer Weise deutlich, welches Ausmass die Episoden der Artussage innerhalb des Gesamtwerks der Prophezeiungen Merlins einnehmen.
Online seit: 25.03.2009
Die Rund 40 überlieferten Handschriften des Nibelungenliedes zeugen von der grossen Beachtung, welche diesem Text im Mittelalter zuteil wurde. Die Abschrift in CB 117 («Maihinger Handschrift») wurde im 15. Jahrhundert von drei verschiedenen Schreibern verfasst. Die ersten fünf Aventüren sind knapp zusammengefasst und rund 100 Strophen fehlen. Die «Klage», welche von den Totenklagen über die im Kampf gestorbenen Helden des Nibelungenliedes erzählt, schliesst die Handschrift ab.
Online seit: 25.03.2009
Die zwei Texte, De rebus bellicis (ff. 5r-17v) und Notitia dignitatum (ff. 19r-94r), die in dieser Handschrift vereint sind, gehen bis auf die Antike zurück. Das erste Werk präsentiert die Kriegsmaschinen, welche die römische Armee benutzte, im zweiten Text wird die spätrömische militärische Organisation im West- sowie im Ostreich dargestellt. Sie wurden von Anfang an, vom Ende des 4. und Anfang des 5. Jahrhunderts, mit Illustrationen konzipiert, deren älteste bekannte Kopie, die auf das Ende des 9. bis Anfang des 10. Jahrhunderts zurückgeht, in der Bibliothek des Speyerer Doms aufbewahrt wurde (heute ist von dieser Kopie nur noch ein einzelnes Blatt übrig). Das Speyerer Exemplar wurde 1436 vom Kardinal Pietro Donato ausgeliehen, als er sich am Konzil zu Basel befand, wo mindestens zwei Kopien davon hergestellt wurden, die von Péronet Lamy illuminiert wurden (Oxford, Bodleian Library, Ms. Canon. Misc. 378; Paris, BnF, lat. 9661). Die Handschrift der Fondation Bodmer ist eine neuere Abschrift dieser Kopien, die weniger als ein Jahrhundert später angefertigt wurde. Möglicherweise wurde sie für die Edition dieser beiden Texte (inklusive Bilder) benutzt, die Sigismundus Gelenius 1552 bei Froben in Basel herausgab.
Online seit: 10.12.2020
Die Handschrift enthält die Transkription einer Reihe von Dokumenten, die sich direkt oder indirekt auf die Obervogtei Neuamt im Kanton Zürich beziehen. Sie besteht aus drei Teilen – einer aus Pergament (ff. 1-27) und zwei aus Papier (ff. 28-39 und 40-47) – die wahrscheinlich 1548 zusammengebunden wurden, wie es das auf dem Vorderdeckel aufgedruckte Datum andeutet. Die versammelten Texte stammen aus der Zeit von 1538 bis 1604 (Nachträge), mit Ausnahme eines Dokumentes von 1461 (ff. 36r-38v).
Online seit: 04.10.2018
Diese Handschrift, die im normannischen Sizilien kopiert wurde, enthält den Kommentar zum Hohelied von Origenes, in der aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzten Version von Rufinus Aquileiensis (um 345-um 411). Der Text umfasst die ersten vier von zehn Büchern, die der Originaltext von Origenes zählte. Ihm voraus geht ein Prolog von Hieronymus, ein kurzes Gebet von Gregor von Nazianz, ebenfalls ins Lateinische übersetzt von Rufinus Aquileiensis, bildet den Abschluss. Der Kommentar von Origenes, der Christus als den Bräutigam und die Kirche oder auch die individuelle Seele als die Braut darstellt, beeinflusste während Jahrhunderten die spirituellen Interpretationen des Hoheliedes.
Online seit: 26.09.2017
Diese auf Papier geschriebene Handschrift wurde in Norditalien kopiert. Sie besteht aus zwei antiken historischen Texten, die unabhängig voneinander abgeschrieben wurden: die Epitoma de Tito Livio von Florus und die Geschichte gegen die Heiden von Paulus Orosius. Diese Texte waren während des gesamten Mittelalters äusserst erfolgreich und können in jeder auch nur geringfügig wichtigen mittelalterlichen Bibliothek gefunden werden. Dem Exlibris aus dem 15. Jahrhundert gemäss (f. 147r), gehörte dieses Exemplar der Abtei der Augustiner Eremiten von San Pier d'Arena bei Genua.
Online seit: 04.10.2018
Diese zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Italien kopierte Handschrift vereint die Ars amatoria von Ovid, zwei Bücher der Grammatik von Priscianus, Auszüge des Secretum secretorum, ein unvollständiges Buch über die Physiognomie eines unbekannten Autors sowie eine Serie von Hymnen, die unter anderem Gregor dem Grossen, Ambrosius oder Sedulius zugeschrieben werden. Die Handschrift, der am Anfang zwei Blätter fehlen, weist Spuren alter Benutzung auf, mit hinzugefügten Kommentaren und maniculae an den Rändern. Dieses Exemplar enthält keinen Buchschmuck, mit Ausnahme einiger roten und malvenfarbigen Fleuronné-Initialen, die mit Gold hervorgehoben und eingerahmt sind.
Online seit: 04.10.2018
Diese Fragmente der Fasti von Ovid wurden gegen 1700 in der Konventsschule von Ilfeld entdeckt und waren darauf unter dem Namen „Fragmentum Ilfeldense“ bekannt. 1956 wurden sie Teil der Sammlung von Martin Bodmer, nachdem sie zuvor als Vorsatzblätter oder in einem Bucheinband benutzt worden waren. Bei den Fasti handelt es sich um ein Gedicht im elegischen Distichon, dessen Thema der römische Kalender – nur die ersten sechs Monate – ist, sowie die Änderungen, die zu Beginn des Reiches mit den Festtagen zur Erinnerung an Augustus eingeführt wurden.
Online seit: 08.10.2020
Die Doppelseite zu Beginn dieser Handschrift der Metamorphosen und der Fasti von Ovid zeigt seine Bezüge zur Antike: die Verwendung von Grossbuchstaben wie in der Antike, die purpurne Farbe, welche die gesamte Doppelseite einfärbt, und der Lorbeer, der die Verse des Dichters krönt. Diese Bezüge verankern die Herstellung dieses Bandes in der italienischen Renaissance. Die Widmung, die mit goldenen Lettern auf der Rückseite der ersten Seite steht, bestätigt diesen Ursprung: die Handschrift wurde vom Neapolitaner Ippolito Lunense für den Sekretär von Ferdinand I. von Aragon, Antonello Petrucci, abgeschrieben. Seine Waffen, umgeben von putti und Füllhörnern, kann man auf der Rückseite der zweiten Seite finden. Die Schriftarten wechseln im Stil, in der Farbe und in der Tinte, passend zum Text. Die Verzierung der bianchi girari von sehr hoher Qualität zeigt eine typische Neapolitanische Herstellung, die im Stil des königlichen Illuminators Cola Rapicano ausgeführt wurde.
Online seit: 21.12.2009
Diese Handschrift aus Italien enthält die Metamorphosen von Ovid. Der Text ist mit Marginal- und Interlinearglossen von verschiedenen zeitgenössischen und italienischen Händen des 15. Jahrhunderts versehen. Man kann vier Typen von Anmerkungen unterschieden: strukturierende, lexikalische und philologische, intertextuelle und kommentierende, welche von der Vitalität dieses Texts von Ovid im 14. Jahrhundert bis zum Anbeginn der Neuzeit zeugen. Das Frontispiz wurde mit einem Buchstaben verziert, der ein Porträt des Autors während des Verfassens seines Werks einschliesst, und mit einer Randbordüre, welche einen Engel mit roten Flügeln enthält.
Online seit: 23.04.2013
Das Pergament-Doppelblatt aus dem späten 12. Jahrhundert wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt als Einband benutzt, wie es die Faltspuren im unteren Rand zeigen. Es enthält einen Auszug der Tristia, eine Sammlung von Briefen in elegischen Disticha, die Ovid während seinem Exil schrieb. Der Text ist aufeinanderfolgend, was darauf hinweist, dass sich das Doppelblatt in der Mitte einer Lage befand; nur durch den Zuschnitt des oberen Teils des Blattes fehlen einige Verse. Es wurde 1958 von Martin Bodmer beim Buchhändler Kraus in New York erworben.
Online seit: 13.06.2019
Die im 12. Jahrhundert vielleicht im Kloster von Weissenau in Deutschland hergestellte Abschrift von Heiligenviten ist mit ornamentierten und historisierten Initialen verziert. Auf f. 244r stellt sich der Illuminator „Fr. Ruffilus“ in einer bemerkenswerten Initiale selbst dar.
Online seit: 20.05.2009
Die grosse, unvollständige Handschrift im Folio-Format enthält den Sommerteil und das Commune sanctorum des Homiliars von Paulus Diaconus. Sie wurde von verschiedenen Händen in einer karolingischen Minuskel des 9. Jh. geschrieben und enthält neben mit Tinte gezeichneten und rotem Rankenwerk verzierten Initialen, die den irischen Einfluss verraten, auch einige elegante Incipits in Kapitalschrift. Die Handschrift kommt wahrscheinlich aus der Reichenau, sicher aber aus dem Bodenseeraum. Sie gehörte zur Sammlung Phillipps, später Chester Beatty und wurde im Jahre 1968 von Martin Bodmer gekauft.
Online seit: 23.06.2014
Die Handschrift enthält die Satiren des römischen Dichters Persius – Aulus Persius Flaccus (34-62). Die Satiren, die mit Ausnahme des Prologes in Hexametern geschrieben sind, umfassen nur eine bescheidene Anzahl von Versen (ca. 650). Sie waren vor allem im Mittelalter, aber auch darüber hinaus populär, zumal Jean-Jacques Rousseau sich einige Worte davon auslieh - intus et in cute (Satire III, v. 30 - fol. 5v) - um sie seinen Confessions voranzustellen. Der Zusatz einer französischen Paraphrase aus dem Evangelium von Lukas auf dem Verso der letzten Seite dieser Handschrift des 12. Jahrhunderts weist darauf hin, dass diese Kopie der Satires in Frankreich kopiert worden sein könnte.
Online seit: 14.06.2018
Der Codex entstand in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts. In einer Zeit, in welcher der Buchdruck bereits seine Qualitäten unter Beweis gestellt hatte, zeugt diese Handschrift von hoher kalligraphischer und illuminatorischer Kunst. Kopiert durch Bartolomeo Sanvito, der noch vier andere Handschriften des Canzoniere und der Triumphi von Petrarca herstellte, zeigt CB 130 eine ausgewogene und nüchterne Schrift sowie raffinierte Illuminationen. Drei ganzseitige Darstellungen auf Pergament stehen zu Beginn der Handschrift.
Online seit: 25.03.2009
Die Handschrift vereinigt zwei unterschiedliche italienische Gedichtsammlungen, nämlich die 380 Gedichte Petrarcas sowie die Werke der vorhergehenden Dichtergeneration, unter ihnen Dante. Im „libro de la mia Comare“ (Buch von meiner Taufpatin), sind die in archaisierender Schreibweise gehaltenen Gedichte Petrarcas ab und an mit einzelnen, sonst unbekannten Glossen versehen, die angeblich von einer Rezeption der Textes durch ein weibliches Publikum zeugen sollen.
Online seit: 20.05.2009
Die Handschrift enthält eine im Umfeld Friedrichs II. entstandene Briefsammlung, die wohl um 1270 an der päpstlichen Kurie zusammengestellt wurde und mit Petrus de Vinea (Kanzler Friedrichs II.; um 1200–1249) in Verbindung gebracht wird. Die Briefsammlung ist in über 230 Handschriften überliefert und galt im Mittelalter ihrer gepflegten Sprache wegen als Beispiel vorbildlichen Schreibens. Ein Modellcharakter, der in CB 132 auch durch die ebenfalls enthaltene Abschrift der «Ars dictaminis» von Bovilius Aretinus betont wird.
Online seit: 20.12.2007
Der wahrscheinlich auch in der Abtei St. Eucharius-Matthias zu Trier entstandene Codex gehörte sicher der Benediktinerabtei, wie das Ex libris auf f. 1r ausweist. Er enthält unter anderem den Liber antiquitatum biblicarum, der die biblische Geschichte von Adam bis König Saul, also von Buch Genesis bis Buch Samuel erzählt, ein Werk, das Philo von Alexandria (1. Jh. nach Chr.), dem hellenistischen Philosophen jüdischer Kultur zu Unrecht zugeschrieben wurde; ferner Auszüge der Carmina des Poeten und Bischofs von Tours Hildebert von Lavardin (1056-1133).
Online seit: 18.12.2014
«De Balneis Puteolanis», ein dem Salernitaner Arzt Petrus de Ebulo zugeschriebenes Lehrgedicht beschreibt die Heilwirkung von rund dreissig Heilquellen aus dem Gebiet um Pozzuoli (Puteoli) und Baia (Baiae). Das Werk fand sowohl in Latein als auch in italienischen und französischen Übersetzungen weite Verbreitung und beschreibt Bäder, die 1538 bei einem Erdbeben zerstört wurden. Die Handschrift wurde mit ganzseitigen Miniaturen verziert und ist wahrscheinlich im Umfeld Roberts von Anjou entstanden.
Online seit: 31.07.2007
Die Handschrift CB 136 stammt von der Hand des grossen Florentiner Humanisten Leonardo Bruni, auch Aretino genannt, und ist ein aussergewöhnliches Zeugnis dieser “Renaissance”, die Platon wiederentdeckt und sich so vom mittelalterlichen Thomismus abgrenzt, welcher sich auf Aristoteles bezieht. Diese Handschrift auf Pergament in einer regelmässigen Schrift enthält mehrere Dialoge des Philosophen und soll auch als Vorlage für die lateinische Übersetzung des Phaidon von Aretino gedient haben.
Online seit: 21.12.2009
In diesem Werk der Blütezeit Platons berichtet Phedon den Tod von Sokrates, welchem er als Zeuge beiwohnte, und gibt die letzten Worte des grossen Philosophen in der Form eines letzten Dialogs mit Kebes und Simmias wider. Diese Handschrift, die mehrere schöne gemalte Initialen enthält, wurde im 15. Jahrhundert auf Pergament abgeschrieben. Die runde humanistische Schrift stammt von der Hand eines einzigen Schreibers, der in rot mit „Marcus Speegnimbergensis scripsit“ unterzeichnet (f. 76).
Online seit: 02.06.2010
Die zwanzig Komödien des Plautus, die in dieser Handschrift enthalten sind, wurden im Laufe der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in einer äusserst gepflegten, humanistischen Schrift geschrieben. Jede Komödie beginnt mit einer goldenen Initiale mit bianchi girari. Die erste Seite ist ausserdem mit einem Rahmen aus floralem Flechtwerk versehen, das im unteren Teil von einer Lorbeerkrone, flankiert von zwei Putten, unterbrochen wird. Das unbemalte Innere des Kranzes war für die Wappen des Besitzers vorgesehen. Laut einer alten Signatur auf dem vorderen Spiegelblatt befand sich die Handschrift im 17. Jahrhundert im Besitz der Maurinerbibliothek in Rom.
Online seit: 14.12.2018
Diese Handschrift, die im 15. Jahrhundert in Florenz auf Pergament geschrieben wurde, ist in ihrem ursprünglichen Einband erhalten. Die humanistische Schrift stammt von einem einzigen Schreiber, mit grossen goldenen Initialen und „bianchi girari“ zu Beginn jedes Buches. Man kann einige mit violetter Tinte geschriebene Marginalglossen finden, sowie andere neuere, die vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammen. Nach Herodot und Thukydides ist Polybios der dritte der grossen griechischen Historiker. Er konzentrierte sich auf den Bericht der römischen Eroberung, die sich durch die vielen Konflikte, die sich an unterschiedlichen Orten abspielten, kennzeichnet.
Online seit: 02.06.2010
Diese zwei illuminierten Karten stammen wahrscheinlich aus einem Atlas für Seekarten des Mittelmeeres, auch Portolan genannt. Die erste, nach Norden orientierte Karte, stellt einen Teil der Küsten des Atlantischen Ozeans und des Mittelmeeres dar, auf beiden Seiten der Strasse von Gibraltar, zwischen den Kanarischen Inseln und Norditalien. Die zweite, nach Westen gerichtete Karte, zeigt die Inseln der Ägäis zwischen Kreta (Candia) und Thessaloniki, Griechenland und Kleinasien, wo anachronistisch Troja und Konstantinopel eingezeichnet sind. Eine Skala für die Breitengrade auf der ersten Karte, abgestufte Entfernungsskalen in der Nähe der Ränder, Loxodromen und mit Fleurs-de-Lis verzierte Windrosen begleiten die roten und schwarzen, senkrecht zu den Küsten geschriebenen Küstentoponyme. Ihre sehr stilisierte Anordnung betont die Landzungen und Mündungen, und der Kartograph stellte auch einige Flüsse dar, allerdings ohne große Präzision. Im Landesinneren und eher vage platziert sind Miniaturbilder von Städten mit Banner, Bergen und Bäumen. Auf See erscheinen auf beiden Karten ein paar Schiffe und ein Meerestier. Die Namen der Regionen sind auf Spruchbändern geschrieben oder in größeren Buchstaben angegeben. Der besondere Stil der Gestaltung der Städte, der Schauplätze und der Grafiken geht auf die Produktion von Giovanni Battista Cavallini oder seinem Nachfolger Pietro Cavallini zurück, der zwischen 1636 und 1688 in Livorno tätig war.
Online seit: 12.12.2019
Die Elegien von Properz wurden 1466 in Florenz von Gian Pietro da Spoleto in einer eleganten humanistischen Schrift geschrieben. Die Handschrift gehörte Antonello Petrucci d'Aversa († 1487) der in der aragonesischen Kanzlei tätig war und fand später in die Bibliothek der aragonesischen Könige in Neapel Eingang. Die Initialen zu Beginn der einzelnen Bücher und das Frontispiz sind mit bianchi girari geschmückt. Der im Lorbeerkranz freigelassene Raum für ein Wappen (f. 1r) ist leer geblieben.
Online seit: 18.12.2014
Im Vorwort, welches zu Beginn des CB 142 steht, unterstreicht Prudentius seinen Willen, Gott durch seine Verdienste zu gefallen, wenn nicht durch seine Gedichte. Die wichtigsten Werke des lateinisch-christlichen Dichters, der im 4. Jahrhundert in Tarragona geboren wurde, sind in dieser Handschrift vom Ende des 11. oder dem Beginn des 12. Jahrhunderts gesammelt und widerspiegeln das Licht des göttlichen Wortes. Man liest dort unter anderem die berühmte Psychomachia, die den Kampf zwischen allegorischen Figuren der Sünden und Tugenden darstellt. Die Lektüre dieses Textes hat die Poesie und die Künste des Mittelalters stark beeinflusst.
Online seit: 21.12.2009
Die Handschrift enthält das Romuleon, eine anonym verfasste und Benvenuto da Imola zugeschriebene Sammlung lateinischer Texte zur Geschichte Roms. CB 143 wurde um 1440 in Frankreich geschrieben, vermutlich zu Lebzeiten Karls VII., der auf f. 6v abgebildet ist. Zu Beginn der Handschrift findet sich eine Reihe bemerkenswerter Miniaturen.
Online seit: 25.03.2009
Die Handschrift enthält den Traktat Le Mortifiement de Vaine Plaisance des Königs René von Anjou. Das 1455 verfasste allegorische Gedicht lädt den Menschen in einem Dialog zwischen Seele und Herz zur Enthaltsamkeit im unbefriedigenden irdischen, hin zum gottgefälligen Leben ein. CB 144 ist mit acht ganzseitigen Miniaturen verziert, die um 1470 durch Jean Colombe ausgeführt wurden.
Online seit: 25.07.2006
Der grösste Teil der Handschrift enthält Werke des Marquart von Stadtkyll – Chirurgie (5r-50r) und Von den Zeichen des Todes (50v-58v) – oder ihm zugeschriebene Werke (59r-109r, verschiedene Rezepte für Pflaster, Salben, Pulver, Bäder etc.). Im Rest der Handschrift (1v-4v, 109r-139r) wurden 150 medizinische Rezepte von verschiedenen Kopisten zwischen dem 15. und dem 16. Jahrhundert transkribiert. Die Schriftart und der verwendete Dialekt verweisen auf eine südwestdeutsche Herkunft. Im 19. Jahrhundert befand sich die Handschrift im Besitz einer Familie Hegwein von Herrnsheim (Unterfranken), deren Mitglieder ihre Namen und mehreren Daten in der Handschrift hinterliessen. 1969 wurde sie von Martin Bodmer in der William H. Schab Gallery in New York gekauft.
Online seit: 13.06.2019
Handschrift aus dem 10. Jahrhundert und von italienischer Herkunft, welche zahlreiche Rhetorik-Werke enthält: die Ars rhetorica von Fortunatianus, die Principia rhetorices von Augustinus, die Praecepta artis rhetoricae von Iulius Severianus und die Partitiones oratoriae von Cicero. Im 14. Jahrhundert kam sie in den Besitz von Francesco Petrarca, der sie mit zahlreichen Marginalnotizen versehen hat, die aus verschiedenen Phasen seines Lebens stammen. Sie zeugt vom Interesse des Humanisten für die Oratores latini minores, welches dazu beitrug, sie wieder zu entdecken und zu verbreiten.
Online seit: 09.04.2014
Die am Ende des 13. Jahrhunderts entstandene Abschrift enthält die Reihe der Artusromane in Prosa: «Estoire del Graal», «Merlin», «Suite Merlin», «Queste del saint Graal» und «Mort le roi Artu». Vor allem die darin vorkommenden Einschübe machen CB 147 zu einer einzigartigen Handschrift: den Helden der Artussage werden biblische Texte, Übersetzungen der Evangelien und der Genesis sowie Predigten von Maurice von Sully in den Mund gelegt. Ferner enthält die Handschrift die «Faits des Romains» und eine nur hier belegte Prosafassung des «Roman de Troie». Die umfangreichen Illuminationen sind in einem originellen Stil gehalten.
Online seit: 25.07.2006
Der in den Jahren 1520-1528 geschriebene Tristan des Pierre Sala aus Lyon steht in der mittelalterlichen Tradition der italienischen Artusromane in Prosa. In der Geschichte von der vorbildlichen Freundschaft zwischen Tristan und Lancelot wechseln sich die Abenteuer der Ritter der Tafelrunde und Liebesintrigen ab. Lediglich zwei Handschriften überliefern Pierre Salas Werk aus der Zeit der Renaissance. Der mit 26 aquarellierten Federzeichnungen illustrierte Codex der Fondation Bodmer gilt als Dedikationsexemplar für Franz I., König von Frankreich.
Online seit: 26.04.2007
Die Handschrift enthält die französische Übersetzung von François Dassy des Carcel de amor von Diego San Pedro (1437-1498). Diese stützt sich auf die italienische Übersetzung von Lelio Manfredi, die 1513 fertiggestellt wurde. Diego de San Pedro ist ein Dichter und Erzähler der frühen spanischen Renaissance, der vermutlich hebräischer Abstammung war und zum Christentum konvertierte. Carcel de amor, eine seiner beiden bekannten Novellen, ist eine Liebesgeschichte über die Bezähmung der leidenschaftlichen Liebe durch die Vernunft. Sie wurde 1492 in Sevilla zum ersten Mal gedruckt und in verschiedene Sprachen übersetzt. Die Handschrift ist mit 19 Vignetten illustriert, welche meist von architektonischen Rahmen umgeben sind, in welchen Personen in zeitgenössischen Kleidern dargestellt sind. Die Handschrift wurde vermutlich zwischen 1521 und 1527 für Charles III. de Bourbon-Montpensier (Charles de Bourbon) ausgeführt – sein Wappen befindet sich nämlich auf f. 1v. Bevor die Handschrift zur Sammlung von Martin Bodmer kam, gehörte sie der Familie Demidow, dem Grafen Alexis Golowkin und Sir Thomas Philipps.
Online seit: 17.12.2015
Der Schwabspiegel enthält eine Sammlung von nationalen und feudalen Gesetzen, die im Spätmittelalter in Süddeutschland im Gebrauch war, die aber auch in Böhmen und in der heutigen Schweiz bis zur französischen Sprachgrenze verbreitet war. Die Handschrift wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jh. redigiert und gehört somit zu den ältesten von insgesamt mehr als 350 Textzeugen.
Online seit: 18.12.2014
1402 durch den Schreiber Johannes Man de Creussen (cf. f. 187) vollendet, gilt die Handschrift CB 151 als eine der ältesten Textzeugen für Seifrits Alexanderroman. Auf dem letzten Blatt wurde von späterer Hand in Latein ein Rezept gegen die Pest notiert.
Online seit: 25.03.2009
Seneca war während des Mittelalters der meistgelesene und beliebteste der antiken Dramatiker. Die Handschriften seiner Tragödien, wovon bis heute beinahe 400 Exemplare bekannt sind, stammen überwiegend aus dem 14. und 15. Jahrhundert, so wie die Kopie der Fondation Bodmer. Diese enthält ausserdem zu Beginn jedes Seneca-Dramas eine historisierte Initiale, die jeweils die dramatische Handlung zusammenfasst, zum Beispiel der Selbstmord der Jokaste und die Blendung des Ödipus am Anfang des gleichnamigen Dramas (f. 46v). Ihre eher bescheidene Umsetzung wurde wahrscheinlich in Norditalien ausgeführt, wo die meisten illuminierten Ausgaben (ungefähr 50) dieses Textes hergestellt wurden.
Online seit: 10.10.2019
Als Vorreiter der Wiederentdeckung von Statius in der Renaissance des 12. Jahrhunderts wurde diese Handschrift der Thebaide vom 11. Jahrhundert zweifellos in Deutschland abgeschrieben. Sie enthält einige Marginalglossen, die in Teilen aus dem Kommentar von Lactantius stammen und sich vor allem durch die Neumen auszeichnet, die über den Versen auf ff. 46v, 80r und 81r stehen. Diese Notationen zeigen den Rhythmus des Textes auf und unterstreichen die Wichtigkeit von einigen Passagen, die sehr pathetisch sind: die Klage Hypsipyles vor der Leiche des Kindes Archemoros, das Gebet von Tydeus kurz vor dem Tod, der Schmerz von Polyneikes vor der Leiche Tydeus.
Online seit: 21.12.2009
Die im 14. Jahrhundert in Süddeutschland verfasste Handschrift enthält 68 Reimpaardichtungen des Strickers, gefolgt von der Parabel 'Barlaam und Josaphat' von Rudolf von Ems.
Online seit: 20.12.2007
Die datierte Papierhandschrift enthält das im Mittelalter weit verbreitete Werk Büchlein der ewigen Weisheit des deutschen Mystikers und Dominikaners Heinrich Seuse (1295-1366), und den allegorischen Traktat Die zwölf Lichter im Tempel der Seele, der ursprünglich vielleicht Teil eines Sermons war. Die linguistischen Merkmale des Textes (Bairische Mundart) weisen auf eine Südtiroler Herkunft hin, während eine späte Annotation auf dem Vorsatzblatt (18.-19. Jahrhundert) ein Zugehörigkeitsvermerk der Bibliothek des Klarissenklosters St. Elisabeth in Brixen sein könnte.
Online seit: 14.06.2018
Die Theaterstücke von Terenz wurden während des gesamten Mittelalters sehr geschätzt, wie es diese in karolingischer Schrift kopierte Handschrift aus dem 11. Jahrhundert bezeugt, die Fragmente von zwei seiner sechs Komödien bewahrt, Andria und Eunuchus. Die Fragmente unterschiedlicher Grösse wurden zwischen dem 15. und dem 16. Jahrhundert als Einbände für Register benutzt, wie es gewisse Gebrauchs- und Falzspuren, sowie Daten, die neben den Anrufungen an die Jungfrau, an Christus oder an den Heiligen Thomas geschrieben wurden, zeigen.
Online seit: 10.10.2019
Die thebanischen und trojanischen Sagen waren für die Literatur des Mittelalters von grosser Bedeutung. Davon zeugt auch die 1469 entstandene Papierhandschrift CB 160, geschrieben von der Hand des Jacotin de Lespluc (« escript par la main de Jacotin de Lespluc »). Der Codex enthält eine Prosafassung der «Historia trojana» von Guido delle Colonne und eine eng an die «Histoire ancienne jusqu'à César» angelehnte Geschichte von Theben. Die mit Tinte in getuschter Manier ausgeführten Zeichnungen sind jenen in der Handschrift 9650-52 der Königliche Bibliothek Belgiens sehr ähnlich.
Online seit: 25.03.2009
„Es ist schöner zu erleuchten, als nur zu leuchten; ebenso ist es schöner, den anderen zu überbringen, worüber man nachgedacht hat, als nur nachzudenken.“ Das Hauptwerk von Thomas von Aquin, die Summe der Theologie, ist das sinnbildliche Werk der christlichen Scholastik. Gegen Ende des Lebens des Dominikaners verfasst, ist sie unvollendet geblieben wegen dem Tod ihres Autors. Die Theologie präsentiert sich in organischer Form und ist in Fragen (quaestiones) verfasst und in Artikel unterteilt. Die Handschrift CB 161 wurde in Frankreich hergestellt, sicher in Paris, nur kurze Zeit nach dem Tode des Philosophen; sie wird in ihrem alten Einband aufgewahrt. Die Inschrift vom Ende des 13. Jahrhunderts, die man auf hinteren Buckdeckel lesen kann, zeigt, dass die Handschrift als Pfand von Jean de Paris bei der Ausleihe eines anderen Werks hinterlegt wurde.
Online seit: 21.12.2009
In seinem De bello Peloponensium erweist sich Thukydides als wahrhafter Historiker, wenn er den Ursprung des Peloponnesischen Krieges schildert und dann die Ereignisse Jahr für Jahr mit einer grossen Genauigkeit darstellt. Diese Pergamenthandschrift ist ausserordentlich schön illustriert, vor allem durch zwei „putti“ und durch eine Person im Innern einer Initiale, die eine blaue Rüstung trägt und ein Schwert hält. Die humanistische Schrift, in einer leicht eckigen Kursive, stammt von der Hand eines einzigen Schreibers.
Online seit: 02.06.2010
Dieser elegante, in humanistischer Kursive geschriebene Kodex enthält die Elegiae des lateinischen Elegikers Tibull, ein im Mittelalter wenig verbreiteter Text, der gegen Ende des 14. Jahrhunderts von den italienischen Humanisten wieder entdeckt wurde. Die Handschrift wurde in Florenz geschrieben und illuminiert, vielleicht für Braccio, ein Mitglied der Familie Martelli, der sein Wappen auf der Titelseite hinzufügen liess. Die Handschrift gelangte später in die Hände der florentinischen Familie der Medici, die ihr Wappen auf das vordere Vorsatzblatt malen liess. 1968 erwarb Martin Bodmer die Handschrift aus der Sammlung von Thomas Phillipps.
Online seit: 25.06.2015
Mindestens drei Schreiber waren zu Beginn des 14. Jahrhunderts an dieser imposanten Handschrift von über 650 Blättern beteiligt. Der Roman de Tristan en prose, eine Überarbeitung der Sage von Tristan in Anbetracht des Lancelot en prose, welche darin enthalten ist, ist dennoch am Anfang und am Ende nicht vollständig. Dieses Werk wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts begonnen und wurde im Laufe des Mittelalters immer wieder umgeschrieben; es ist in mehr als 80 Handschriften enthalten, die von mindestens vier verschiedenen Versionen zeugen.
Online seit: 21.12.2009
Die französische Handschrift des 12. Jahrhunderts enthält die ersten sechs Bücher der Aeneis von Vergil mit den Argumenta, die dem Pseudo-Ovid zugeschrieben werden. Unter den berühmten Vorbesitzern dieses Codex ist Montesquieu (1689-1755) hervorzuheben, dessen Exlibris wir auf Blatt 1r finden. Später gelangte die Handschrift in den Besitz von Sir Thomas Philipps (1792-1872). Martin Bodmer erstand diese Handschrift 1966, im Laufe einer der Versteigerungen der Sammlung Philipps.
Online seit: 17.12.2015
Die Handschrift, die in der Fondation Martin Bodmer aufbewahrt wird, enthält das einzige Zeugnis des langen anglo-normannischen Abstammungs-Romans (roman lignager) Waldef. Dieser Text, der zu Beginn des 13. Jahrhunderts verfasst wurde, preist in gewisser Weise in 22'300 Achtsilbern mit Paarreimen das Leben seines Helden und dessen Söhnen; nach einer langen Präambel, die auf die römische Belagerung Englands zurückgeht, zeichnet der Roman die Liebe und Trennung, Reisen und Kämpfe in konventionellen Bildern auf. Diese Handschrift, die gegen Ende des 13. Jahrhunderts oder zu Beginn des 14. Jahrhunderts verfasst wurde, ist mit einigen Federzeichnungen am Rand verziert. Sie ist begleitet von einem zweiten Abstammungs-Roman, Gui de Warewic, und von der Chanson de Geste Otinel.
Online seit: 21.12.2009
Die Verserzählung Willehalm von Wolfram von Eschenbach – einem der wichtigsten deutschen Autoren des Mittelalters – ist ein historisch-legendärer Roman nach dem Vorbild der französischen Heldengedichte („chansons de geste“). Sie erzählt die Liebesabenteuer des Willehalm, Grafen von Toulouse, und der Arabel, Tochter eines muslimischen Königs, und spiegelt die Geschichte des Konflikts zwischen diesen beiden mittelalterlichen Kulturen wider. Seit den 1360er Jahren ist sie in einem einzigartigen Zyklus integriert, zusammen mit dem Arabel von Ulrich von dem Türlin, der die Vorgeschichte berichtet, und dem Rennewart, in dem die Fortsetzung erzählt wird. Von diesem Zyklus sind etwas mehr als zehn Handschriften und zahlreiche Fragmente erhalten.
Online seit: 18.06.2020
Humanistische Handschrift der italienischen Spätrenaissance mit Auszügen aus verschiedenen Werken lateinischer und griechischer Autoren, unter anderem von Plinius, Cicero, Silius Italicus, Plautus, Titus Livius, Horaz, Sallust, Plutarch, Seneca und anderen. E. Pellegrin ordnet die Schrift, wie schon früher Tammaro de Marinis, dem Kopisten Gian Marco Cinico zu, der zwischen 1458 und 1494 für die Könige von Neapel arbeitete. Die verschiedenen Teile beginnen mit Initialen aus Gold mit bianchi Girari, die nur teilweise ausgeführt wurden (Bll. 1v, 4v, 20r, 22r, 50r, 186v). Einige Ranken wurden ausgelassen, finden sich aber auf einem blauen, roten, grünen oder schwarzen Hintergrund, andere wurden rosa, grün oder blau eingefärbt und und finden sich auf schwarzem oder goldenem Hintergrund. Viele sind mit Putten und Tieren wie Hasen, Hirschen, Schmetterlingen oder Vögeln versehen. In zahlreichen Rahmen sind Putten dargestellt, die jagen oder andere spielerische Aktivitäten ausführen (z.B. Bll. 55r, 79r, 139r, 169r).
Online seit: 17.12.2015
Diese rührende kleine Handschrift aus Frankreich (Nordosten) wurde im 9. Jahrhundert in der Region von Paris-Reims erstellt und fällt durch ihre feine Schrift und ihre rubrizierten Titel in Capitalis Rustica auf. An verschiedenen Orten können einige Änderungen von einer sorgfältigen Schrift des 12. Jahrhunderts erkannt werden, so auf ff. 32-32v, ebenso wie Ergänzungen von wenigen Worten (Korrekturen?) auf ff. 52v-53.
Online seit: 22.03.2012
Dieses von Boccaccio zwischen 1353 und 1356 verfasste und 1373 ergänzte ethische Werk, das von der Unstetigkeit des Schicksals handelt, wurde häufig abgeschrieben, gedruckt und in viele Sprachen übersetzt. Es kannte einen grossen Erfolg in Europa. Die französische Übersetzung von Laurent de Premierfait für Jean de Berry hatte einen ebenso grossen Erfolg, wie dies die achtundsechzig Handschriften bezeugen, die von diesem Text erhalten sind. Im Gegensatz zur lateinischen Version weisen die französischen Handschriften ein reiches ikonographisches Programm auf, das vermutlich von Laurent de Premierfait selbst erstellt wurde. Dies gilt auch für den CB 174, der im 15. Jahrhundert in Frankreich erstellt wurde. Jedes Buch wird mit einer kleinen Darstellung eröffnet (insgesamt 150), welche die „Fälle“ darstellen, die im darauf folgenden Text beschrieben werden.
Online seit: 22.03.2012
Die Rhetorica, die während mehr als zehn Jahren das lateinische Unterrichtswerk von Guillaume Fichet war, ist Zeuge dieser „Redekunst“, deren Abhandlungen alsbald verschwinden sollten. Diese reich illuminierte Handschrift wurde 1471 an der Sorbonne in Paris geschrieben (im selben Jahr wie die gedruckte Edition des Textes); die Handschrift beginnt mit einer grossen Miniatur, die den Autor darstellt, der sein Buch der Prinzessin Jolanda von Savoyen widmet.
Online seit: 22.03.2012
Das Medizinhandbuch von Gariopontus, der in der Mitte des 11. Jh. in Salerno tätig war, stellte mehrere im lateinischen Sprachraum schon länger bekannte Schriften systematisch geordnet von Kopf bis Fuss in sieben Büchern zusammen (Galen‘s Ad Glauconem de medendi methodo I-II mit einem ps.-galenischen Liber tercius, der Aurelius und der Esculapius stammten ursprünglich von Texten von Soranos von Ephesus und ein Ausschnitt aus der Therapeutica von Alexander von Tralles). Das Werk übte einen grossen Einfluss auf die Schule von Salerno aus. Ist in mehr als 65 Handschriften überliefert und wurde noch im 16. Jh. dreimal gedruckt. Die Bodmer Handschrift aus dem frühen 12. Jahrhundert weist, wie viele andere Textzeugen, zahlreiche Glossen auf.
Online seit: 22.03.2012
Die 13 Zeichnungen dieser französischen Handschrift, die im 15. Jahrhundert geschrieben wurde, stammen von einem der wichtigsten Buchmaler des späten Mittelalters: Jean Fouquet (BnF, ms. fr. 247). Sie sind reichlich mit Gold geschmückt und füllen zwei Drittel der Seite aus; viele mit Blumen verzierte Initialen ergänzen das ikonographische Programm. Das erste Blatt fehlt, welches sicherlich mit Buchschmuck verziert war (Adam und Eva?). Zu Beginn des Prologs zeigt eine kleine Miniatur den Autor, der sein Buch schreibt. Die Antiquitates iudaicae vergegenwärtigen die Geschichte der jüdischen Nation von der Entstehungsgeschichte bis zum Jahr 66 unserer Zeitrechnung.
Online seit: 22.03.2012
In dieser Handschrift finden sich die Adnotationes super Lucanum, denen die Vita Lucani von Vacca, einem spätantiken Grammatiker des 6. Jahrhunderts, vorangestellt ist. Entstanden ist der Codex wahrscheinlich in der Benediktinerabtei Tegernsee in Bayern, von wo er in die Bibliothek der Fürsten von Oettingen-Wallerstein gelangte. Der Text bildet als Codex Wallersteinensis I.2 zusammen mit weiteren vier Textzeugen die Grundlage für die heute noch als grundlegend betrachtete Edition von Iohannes Endt aus dem Jahre 1909.
Online seit: 17.12.2015
Die historisch-biblische Kompilation von Petrus von Poitiers (gegen 1130-1205), das Compendium historiae in genealogia Christi, war während der letzten Jahrhunderte des Mittelalters sehr verbreitet. Wie zahlreiche andere Exemplare dieses Textes wurde auch diese Kopie auf eine Pergamentrolle geschrieben, jedoch wurde diese hier zu einem unbekannten Zeitpunkt in 7 Teile zerschnitten. Figurative Medaillons und Schemas, die meisten genealogische, überziehen das Gesamtwerk und stellen so eine kontinuierliche Linie der Weltgeschichte dar, vom Sündenfall (f. 1) bis zur Weihnachtsgeschichte (f. 5).
Online seit: 08.10.2020
Halb historisches, halb sagenumwobenes Luxusexemplar des Leben des Aesop, das von Maximos Planudes um 1300 zusammengestellt wurde. Diese Seiten bildeten einst den ersten Teil einer Handschrift der Fabeln von Aesop, welche heute hauptsächlich in New York aufbewahrt wird. Sie wurde in Florenz zwischen 1482 und 1485 von Démétrios Damilas, einem der Hauptkopisten des Hofes der Medici, für den jungen Sohn Lorenzos des Prächtigen, Piero II. de' Medici, geschrieben, der damals 10-12 Jahre alt war. Im prachtvollen Frontispiz kann man die Porträts von Planudes und Piero II. erkennen.
Online seit: 17.12.2015
Der Text De verborum significatu des lateinischen Grammatikers Pompeius Festus ist ein sehr wertvolles Wörterbuch der lateinischen Sprache und Mythologie, um die römische Welt zu verstehen. Diese Handschrift italienischen Ursprungs ist in ihrem zeitgenössischen Einband mit einem Holzdeckel aufbewahrt, wurde im 15. Jahrhundert auf Pergament geschrieben und enthält schöne vergoldete Initialen auf einem blauen und roten Hintergrund. Zitate wurden am Rand angebracht, um einige Wörter des Textes zu veranschaulichen. Die letzten Blätter enthalten Auszüge von griechischen und lateinischen Autoren
Online seit: 02.06.2010
Exemplar der sogenannten Pariser Bibel, einer Taschenbibel in der jeweils der ganze Bibeltext des Alten und Neuen Testaments auf relativ kleinem Format in zwei Spalten mit kleiner Schrift enthalten ist. Dieser Codex wurde in Zentralfrankreich oder Ostfrankreich um die Mitte des 13. oder in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts produziert. Sie zeichnet sich durch nicht weniger als 82 historisierte Initialen und 66 Ornamentinitialen aus. Besonders ist auch die Tatsache, dass der biblische Text Spuren einer sorgfältigen Korrektur aufweisen und dass die Psalmen in kleine Abschnitte unterteilt sind und dies nach einem Schema, das einen monastischen Auftraggeber ausschliesst, sondern eher annehmen lässt, dass dieser ein Laienpriester oder sogar jemand aus dem Laienstand gewesen sein könnte. Aus einem radierten Besitzernachweis ist zu entnehmen, dass die Handschrift 1338 dem Coelestinerpriorat Notre-Dame von Ternes (Limoges) gehörte und möglicherweise ein Geschenk von Roger le Fort, dem Stifter des Priorats war. Dieser war selber Sprössling der Edlen von Ternes (Limoges) und ab 1343 Erzbischof von Bourges. Bevor diese Taschenbibel in den Besitz der Sammlung Martin Bodmers gelangte, war sie Teil der Sammlung von Baron Edmond de Rothschild (1845-1935), von dem sie den Namen „Rothschild-Bibel“ erhielt.
Online seit: 17.12.2015
Die Handschrift enthält das Dragmaticon, ein Werk des zur Schule von Chartres gehörenden Gelehrten Wilhelm von Conches. Der Codex wurde wahrscheinlich um 1230 in der Nähe von Köln in einem scholastischen Umfeld angelegt und gehört zu den ältesten erhaltenen Textzeugen des Dragmaticons, das insgesamt in rund 70 mittelalterlichen Handschriften erhalten ist. Das handliche Format, verschiedene Schemata und Tabellen sowie die verwendete Schrift (gotische Kursive), weisen auf einen intendierten universitären Gebrauch der Handschrift hin. Die erste Lage der Handschrift enthält einen Computus zur Berechnung der beweglichen Festtage.
Online seit: 20.05.2009
Um 1310 setzen die vom Bischof von Lüttich, Thibaut de Bar, in Auftrag gegebenen und von Jacques de Longuyon verfassten Vœux du paon die Tradition des Alexanderromans fort. Dreizehn Miniaturen und einige Filigran-Initialen schmücken die einreimigen Alexandriner.
Online seit: 25.03.2009
Diese auf persisch geschriebene Handschrift enthält eine Auswahl der "Hundert Sprüche Alis", einer Sammlung von Sprüchen und Sprichwörtern, die herkömmlicherweise Ali ibn Abi Talib, dem vierten rechtsgeleiteten Kalifen sowie Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mohammeds, zugesprochen werden. Bei den Schiiten (von šīʿat ʿAlī, die "Partei Alis") nimmt Ali als erster Imam eine wichtige religiöse Rolle ein. Die Handschrift wurde 1559 von dem Kalligraphen Jalal ibn Muhammad in Buchara geschrieben. Für den Text benutzte er die Nastaliq-Schrift, eine weit verbreitete kalligraphische Schrift für das persisch-arabische Alphabet, die Überschriften hingegen führte er in der gewöhnlichen arabischen Nasḫī-Schrift aus. Die sechs ganzseitigen, mit Gold hervorgehobenen Miniaturen wurden im 2./3. Viertel des 17. Jahrhunderts hinzugefügt. Zu bemerken ist auf f. 9v unten in der Mitte die seltene Darstellung einer Figur, die dem Betrachter den Rücken zuwendet und von der nur der Hinterkopf zu sehen ist. Auf derselben Seite wurden links, hinter mehreren Musikern, auch zwei an der Kleidung erkennbare Europäer dargestellt.
Online seit: 25.06.2015
Diese auf persisch verfasste Handschrift enthält die Geschichte des Prinzen Seyf ol-Molûk und der Prinzessin Badî`ol-Jamâl. Die Handschrift wurde wahrscheinlich in Indien geschrieben und mit 32 Miniaturen illustriert. Sie ist vom Schreiber am Ende des Textes (f. 56v) auf das Jahr 1033 (islamischer Zeitrechnung) datiert. Die Geschichte findet sich auch in Tausendundeiner Nacht (758. bis 778. Nacht, Ausgabe Calcutta II 1839-1842).
Online seit: 07.10.2013
Das Buch gehört in die Kategorie der nara ehon, eine Art von polychromen, illustrierten Erzählungen, die von der Muromachi-Zeit an bis in die erste Hälfte der Edo-Zeit herausgegeben wurden. Der Ausdruck nara ehon wird seit der Meiji-Ära weitgehend für alle illustrierten Bücher der besagten Epochen benutzt, seine Herkunft ist aber unklar. Das Format der nara ehon ist je nach Periode unterschiedlich. Frühe Beispiele aus der Momoyama-Zeit bis zur sehr frühen Edo-Zeit, sind gross, bis zu einer Höhe von 30 cm, das vertikale Format ähnlich einem europäischen Quarto. Die Exemplare der Kanei-Ära sowie generell aus der ersten Hälfte der Edo-Zeit weisen mehr horizontale Proportionen auf. Diese basierten auch generell auf dem Genre der otogizōshi, Kurzgeschichten, die von der Kamakura-Zeit an entstanden, wovon eine Mehrheit sich thematisch auf die Muromachi-Zeit konzentrierte. Während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verschob sich das Thema auf Geschichten über die Aristokratie oder den wohlhabenden Kaufmannsstand, bevor die Popularität der nara ehon nachliess. Dieses Exemplar kann möglicherweise auf die Keichō-Zeit (1596-1615) datiert werden.
Online seit: 23.06.2016
Das Buch gehört in die Kategorie der nara ehon, eine Art von polychromen, illustrierten Erzählungen, die von der Muromachi-Zeit an bis in die erste Hälfte der Edo-Zeit herausgegeben wurden. Der Ausdruck nara ehon wird seit der Meiji-Ära weitgehend für alle illustrierten Bücher der besagten Epochen benutzt, seine Herkunft ist aber unklar. Das Format der nara ehon ist je nach Periode unterschiedlich. Frühe Beispiele aus der Momoyama-Zeit bis zur sehr frühen Edo-Zeit, sind gross, bis zu einer Höhe von 30 cm, das vertikale Format ähnlich einem europäischen Quarto. Die Exemplare der Kanei-Ära sowie generell aus der ersten Hälfte der Edo-Zeit weisen mehr horizontale Proportionen auf. Diese basierten auch generell auf dem Genre der otogizōshi, Kurzgeschichten, die von der Kamakura-Zeit an entstanden, wovon eine Mehrheit sich thematisch auf die Muromachi-Zeit konzentrierte. Während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verschob sich das Thema auf Geschichten über die Aristokratie oder den wohlhabenden Kaufmannsstand, bevor die Popularität der nara ehon nachliess. Dieses Exemplar kann möglicherweise auf die Keichō-Zeit (1596-1615) datiert werden.
Online seit: 23.06.2016
Die Geschichten von Ise sind eines der frühesten und bekanntesten Beispiele der uta monogatari, ein Teilgenre der monogatari das sich auf Poesie konzentriert, die von erklärenden Erzählungen begleitet werden. Die Urheberschaft wie auch die genaue Entstehungszeit bleiben ungeklärt, jedoch wird es heute auf die frühe Heian-Zeit datiert. Es ist auch unter dem Titel "Zaigo chūjō nikki" bekannt, oder Tagebücher des Prinzen Ariwara no Narihira. Die Hauptfigur der Geschichten von Ise wird als der historische Prinz und Poet Ariwara no Narihira (9. Jahrhundert) angesehen, dessen waka (jap. Gedicht) in den Erzählungen vorkommen. Auf Grund von Erzählungen, die eindeutig aus späterer Zeit stammen, kann Narihira selbst nicht als Autor angesehen werden. Die Geschichten handeln meist von menschlicher Zuneigung in allen Arten, von amourösen Affären bis hin zu elterlicher Liebe. Obwohl viele Kapitel stark aristokratische Züge aufweisen, ist es im Gesamten nicht auf die Welt der Nobilität limitiert, sondern schliesst auch bürgerliche Schicksale mit ein, wie das Kapitel 23 Tsutsuizutsu. Die Figuren bleiben oft ohne Namen und werden nur als 'das Mädchen' oder 'der Mann' bezeichnet. So kann man die Geschichten als einen Versuch ansehen, das Thema menschlicher Beziehungen und Zuneigung im Allgemeinen anzusprechen. Dieses Exemplar ist in Seide gebunden und mit Illustrationen geschmückt, die in Tinte, Farben und Gold ausgeführt wurden.
Online seit: 23.06.2016
Die Geschichten von Ise sind eines der frühesten und bekanntesten Beispiele der uta monogatari, ein Teilgenre der monogatari das sich auf Poesie konzentriert, die von erklärenden Erzählungen begleitet werden. Die Urheberschaft wie auch die genaue Entstehungszeit bleiben ungeklärt, jedoch wird es heute auf die frühe Heian-Zeit datiert. Es ist auch unter dem Titel "Zaigo chūjō nikki" bekannt, oder Tagebücher des Prinzen Ariwara no Narihira. Die Hauptfigur der Geschichten von Ise wird als der historische Prinz und Poet Ariwara no Narihira (9. Jahrhundert) angesehen, dessen waka (jap. Gedicht) in den Erzählungen vorkommen. Auf Grund von Erzählungen, die eindeutig aus späterer Zeit stammen, kann Narihira selbst nicht als Autor angesehen werden. Die Geschichten handeln meist von menschlicher Zuneigung in allen Arten, von amourösen Affären bis hin zu elterlicher Liebe. Obwohl viele Kapitel stark aristokratische Züge aufweisen, ist es im Gesamten nicht auf die Welt der Nobilität limitiert, sondern schliesst auch bürgerliche Schicksale mit ein, wie das Kapitel 23 Tsutsuizutsu. Die Figuren bleiben oft ohne Namen und werden nur als 'das Mädchen' oder 'der Mann' bezeichnet. So kann man die Geschichten als einen Versuch ansehen, das Thema menschlicher Beziehungen und Zuneigung im Allgemeinen anzusprechen. Dieses Exemplar ist in Seide gebunden und mit Illustrationen geschmückt, die in Tinte, Farben und Gold ausgeführt wurden.
Online seit: 23.06.2016
Die Handrolle des Daihannya-haramitta-kyō, des Sutra der Grossen Weisheit, Kapitel 540, besteht aus einem einfachen Blatt Papier ohne Einfassung. Die komplette Version des Sutra umfasst sechshundert Kapitel. Es wurde von dem Mönch, Gelehrten und Übersetzer Xuanzang von Indien nach China überführt, der das Sutra im 7. Jahrhundert auf Chinesisch übersetzte bevor es nach Japan importiert wurde. Das Sutra wurde in schwarzer Tinte auf hochwertigem Papier geschrieben, wahrscheinlich kōzo-shi, das aus den Fasern des Broussonetia papyrifera, oder Papiermaulbeerbaum, hergestellt wird. Dieses Papier wurde während der frühesten Zeitalter der japanischen Geschichte, wie der Nara- und der Heian- Zeit, speziell geschätzt und für wichtige Dokumente benutzt. Ein rundes, rotes Siegel, das über den ersten vier Zeilen des Textes angebracht wurde, gibt an “Yakushi-ji-in” (Siegel des Tempels Yakushi-ji). Das Sutra wurde in Japan, im Kontext religiöser Riten, um das Karma zu verbessern, geschrieben.
Online seit: 23.06.2016
Die Handschrift enthält eine Bearbeitung in Panjabi/Braj Bhasha des 10. Buches des Bhāgavatapurāṇa, in Gurmukhi-Schrift. Es handelt sich um eine Geschichtensammlung über das Leben des Gottes Krishna in Versen (caupaī, kabitā, soraṭhā und andere). Im Gegensatz zu der Version in Sanskrit hat dieser Text keine klare Kapitelstruktur und weist eine kontinuierliche Nummerierung auf (880 Verse). Er ist reich verziert mit Szenen aus dem Leben des Gottes Krishna (mehr als 200 Miniaturen), und stellt eine freie Versversion des antiken Sanskrit-Textes dar, geschrieben in ślokas, der in Indien äusserst populär waren.
Online seit: 22.03.2018
Die in moderner Devanāgarī geschriebene Handschrift enthält eine Reihe von Auszügen aus Gedichten über Radha und Krishna sowie über nāyikās und nāyakas (Helden und Heldinnen), die verschiedene Zustände und Stadien erotischer Liebe zeigen. Zwei der Texte erwähnen in ihren jeweiligen Kolophonen den Namen des Autors oder des Kompilators: Rājānāgarī Dāsa (f. 55v) und der Ehrwürdige Kuvara Phakīra Siṃha - Kubar Fakīr Singh, geschrieben in Hindi (f. 58v). Die Handschrift ist illuminiert: fünf Miniaturen repräsentieren Radha und Krishna (f. 1v, 10r, 26v, 33r und 37v), und zwei weitere junge, verliebte Menschen (f. 52r, 52v). Die Gedichte sind in verschiedenen Formen, namentlich in copaī/caupaī, dohā, aralli, und soraṭha. Jedes davon hat eine fixe Anzahl von Zeilen, von Silben per Zeile und andere metrische Eigenheiten. Dieser Stil war in Nordwest-Indien seit dem 18. Jahrhundert sehr beliebt. Bevor die Handschrift an einem unbekannten Datum in die Sammlung Bodmer überging, war sie im Besitz von Oliver Henry Perkins (vorderes Spiegelblatt).
Online seit: 22.03.2018
Diese Handschrift enthält eine Sammlung von vier verschiedenen Texten. Der Haupttext besteht in der Bhagavadgītā („Der Gesang des Erhabenen“), ein Teil des Epos Mahābhārata, Buch 6, das aus 18 Kapiteln besteht, hier in einem von Kashmiri beeinflussten Devanāgarī geschrieben (f. 1v-165r). Es handelt sich um einen der meistkopierten Texte der Hindu-Tradition, der in einer sehr grossen Anzahl von Handschriften überliefert ist. Gemalte Porträts von Krishna und Arjuna eröffnen abwechslungsweise die 18 Kapitel. Der Bhagavadgītā geht das Prayāgatīrthasnānasaṃkalpa, apadoddhāraṇastotra voraus (V2r-V4v), „das Versprechen, ein Bad in Prayāga (Allahabad) zu nehmen“. Es folgt das Pañcavaktrahanumatkavaca (N1v-N7v), ein beschützendes Mantra von Hanuman, und schliesslich das Stavarāja (N8r-N8v), ein „Fürst unter den Lobliedern“, das auch als eine Art von Kolophon für die gesamte Sammlung dieser verschiedenen Texte dient. Diese drei ergänzenden Texte sind alle in gewöhnlicher Devanāgarī-Schrift geschrieben. Eine teilweise lesbare Notiz, die auf den 29. August 1781 datiert ist, identifiziert die Handschrift als „Gebetbuch eines Brahmanen“, das dem unbekannten Besitzer der Handschrift „bei seiner Abreise aus Indien“ geschenkt wurde (V1r).
Online seit: 22.03.2018
Diese ungebundene Handschrift enthält eine der meistkopierten Schriften der Shvetambara-Tradition (Schule des Jainismus), das Kalpasūtra, das seit dem 14. Jahrhundert in ganz Indien sehr populär war. Es handelt sich um eine Sammlung von Lebensgeschichten der grossen Tīrthaṅkāras. Geschrieben in Devanāgarī beginnt die Handschrift mit dem Leben des Mahāvīra Jīna, danach folgen die Biographien von Pārśvanātha und Neminātha. Der Text ist unvollständig, es fehlen die Blätter 32, 85, 97, 103 und 125, die Zeichnungen enthielten und wohl einzeln verkauft wurden. Ihr Inhalt kann jedoch anhand eines Vergleichs mit ähnlichen Handschriften rekonstruiert werden. Die Bilder, die sich nach wie vor in diesem Exemplar befinden (1v, 7r, 9v, 16v, 17v, 21r, 45v, 47v, 51r, 58r, 62v, 70r, 71v, 72v, 77v, 78r, 81v, 92r), repräsentieren die wichtigsten Ereignisse in den Leben der Personen des Kalpasūtras. Gemäss dem Stil dieser Malereien muss die Handschrift vom Ende des 15. Jahrhunderts stammen.
Online seit: 22.03.2018
Diese Handschrift aus dem 18. Jh. enthält die sogenannte Kedārakalpa, die selbst ein Teil der Nandīpurāṇa ist. Sie beschreibt zusammen mit den 61 hervorragenden Miniaturen eine religiöse Pilgerschaft einer Gruppe von Yogis in die Region von Kedarnath im Himalaya. Es handelt sich um einen Text des Shivaismus, d.h. die Gottheit ist Shiva, und das Hauptanliegen des Textes ist es, Leser dazu zu bewegen, sich auf eine Shiva-Pilgerschaft aufzumachen.
Online seit: 22.06.2017
Diese Sammelhandschrift, in von Kaschmiri beeinflusstem Devanāgarī geschrieben, vereint eine Anzahl von rituellen Texten, die sich mit der Anbetung von Vishnu befassen. 1. (ff. 1_1r-1_6r) vorbereitende Texte und Rituale (ohne Namen oder Titel). Zu Beginn steht eine wahrscheinlich von Pāñcarātra beeinflusste Serie von rituellen Praktiken, genannt nyāsas und dhyānas, d.h. die Zuordnung von Gottheiten und Silben zu verschiedenen Körperteilen und die Visualisierung der Hauptgottheit. 2. (ff. 1_6r-1_149v) Bhagavadgīta: der Haupttext in dieser Sammlung. Die Bhagavadgīta („der Gesang des Erhabenen“ - Vishnu / Krishna), die ein Teil des Mahābhārata Epos ist (Buch 6 von 18), ist einer der meistkopierten Texte der Hindutradition und in einer Vielzahl von Handschriften überliefert. 3. (ff. 2_1r-2_107v) Kopien von anderen Teilen des Mahābhārata, Śāntiparvaṇ, die alle im Zusammenhang mit Vishnu stehen. 4. (ff. 3_1r-6_31v) zwei Teile des Pāñcarātrika Sanatkumārasaṃhitā, die sich mit dem Lob von Vishnu beschäftigen, sowie Mantras wie (ff. 4_1r-4_21r) Pāṇḍavagītāstotra, (ff. 5_1r-5_20v) Gopālapaṭala, (ff. 6_1r-6_23r) Gopālalaghupaddhati und andere Texte. 5. (ff. 7_1r-7_37v) Teile der Tantras, a. Saṃmohanatantra, die das Lob von Vishnu behandeln, d.h. Gopālasahasranāmastrotra; b. Gautamītantra, der Gopālastavarāja genannte Teil. 6. (ff. 8_1r-10_8r) Zwei verschiedene Texte: 1. Niṃbarkakavaca, ein Werk von Vishnuismus-Anhänger, die Nimbarka verehrten. 2. Teile ritueller Texte des Sāmaveda, die sich mit den 5 saṃskāras befassen, dazu verschiedene vedische Mantras, wie z.B. das Gāyatrī, in ihren vishnuistischen Formen. 7. (ff. 11_1r-11_11v) Teil des Bhaviṣyotarapurāṇa, das die Anbetung der mit Vishnu verbundenen Steine aus dem Fluss Gaṇḍakī behandelt (die geläufige Bezeichnung ist shaligram). Die Handschrift enthält 3 illuminierte Titel und 12 Miniaturen, die meisten davon zeigen Krishna. Dem Kolophon gemäss (ff. 11_11v-11_12r) wurde der Text im Kaschmir von einer Gaṇeśa[bhaṭṭa?] Nandarāma genannten Person geschrieben, in einem Ahalyamath genannten Kloster im Jahre 1833 V.S., d.h. 1776 oder 1777 n. Chr. Der zweite Teil des Kolophons hingegen (fehlt teilweise) verknüpft die Geschichte der Handschrift mit Vrindavan.
Online seit: 14.06.2018
Dieser Text mit dem Titel Guhyaṣoḍhā, verfasst von Śrīyogarāja (dieser Ehrentitel „Glorreicher König des Yoga“ bedeutet), basiert zum Teil auf einem äusserst alten tantrischen Text mit dem Namen Rudrayāmal. Guhya[kālī]ṣoḍhā / Guhyaṣoḍha und enthält einen Text, der eine Abfolge von Mantras enthält, die ein Tantriker rezitieren muss, um sich zu „reinigen“ und enthält zudem das Mantra, das der Rezitation des „Basis-Mantras“ der Gottheit vorausgeht. Dieser Text stellt eine Schnittstelle zwischen dem Hinduismus und dem Buddhismus dar.
Online seit: 26.09.2017
Dieser mexikanische Codex, in Nahuatl geschrieben, gehört zur Gruppe der sogenannten Techialoyan-Manuskripte. Er stammt aus Santa María de la Asunción Tepexoyuca bei San Martín Ocoyoacac, das im Tal von Toluca, Bundesstaat Mexiko, Mexiko liegt. Es handelt sich um ein altepeamatl, „Ortsbuch“, oder tlalamatl, „Bodenbuch“, das die Grenzen der Gebiete zwischen dem Dorf Tepexoyuca und seinen Nachbarn festlegt und eine Liste der Namen der Grenzorte aufstellt. Die Unterzeichnenden des Codex sind acht Schlüsselfiguren des Dorfes zu dieser Zeit : unter ihnen don Esteban Axayacatl, „Hauptmann“, don Miguel Achcuey, „fiscale“, und don Simón de Santa María, „mayordomo“.
Online seit: 07.10.2013
Mit Testeriano werden Katechismus-Handschriften bezeichnet, deren Bilderschrift dem Franziskaner Mönch und Missionar Bruder Jacobo de Testera (16. Jh.) zugeschrieben wird. In Zentralamerika hatte sich bereits im 12. Jahrhundert eine Schrift entwickelt, die eine Mischung von Ideogrammen, Piktogrammen und phonetischen Symbolen war, deren ursprünglichen handschriftlichen Zeugnisse mit der spanischen Eroberung im 16. Jahrhundert jedoch zerstört wurden. Christliche Missionare übernahmen danach das System, um mit der einheimischen Bevölkerung kommunizieren zu können, erfanden aber die meisten Symbole selbst, da ihr Ziel die Vermittlung von neuem, christlichem Gehalt war. So repräsentieren etwa drei gekrönte Häupter die Dreifaltigkeit und somit Gott, oder zwei gekrönte Häupter mit Schlüssel und Schwert die Apostel Peter und Paul. Gelesen wird die Handschrift von links nach rechts über jeweils beide Seiten, wobei die einzelnen Teile durch vertikale Ziervignetten getrennt werden. Hier enthalten sind mehrere kürzere Gebete (darunter f. 1v-2r Persignum, 2v-4r Ave Maria, 4v-8r Credo) und ein langes Gebet (f. 27v-35r), das eine Wiederholung der christlichen Dogmen darstellt.
Online seit: 25.06.2015
Die Komödie Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro, uraufgeführt am 27. April 1784 und eine lebendige Satire der Gesellschaft des Ancien Régimes sowie der adligen Privilegien, deutete die Einleitung der Französischen Revolution an, an deren Anbruch sie zweifellos teilnahm. Nach dem Untergang der Monarchie 1792 war die Komödie auf mehreren Pariser Bühnen wieder aufgeführt worden, jedoch waren die Abschlussgesänge von Beaumarchais abgeändert worden. Die Schlussstrophe des stotternden Richters Don Gusman Brid'oison, die 1784 mit Tout fini-it par des chansons geendet hatte, wurde den Schwierigkeiten der Zeit angepasst: Pour tromper sa maladie, / Il [das Volk] chantoit tout l'opera : / Dame ! il n'sait plus qu'ce p'tit air-là : / Ca ira, ça ira…. Doch nach dem Fall Robbespierres und der Reaktion der Thermidorianer versetzten diese Worte die Jeunesse Dorée in Aufruhr, so wie die vorherigen die Sansculottes aufgebracht hatten. Da die Aufführungen durch dieses turbulente Publikum durcheinandergebracht wurden, vertraute Beaumarchais La Rochelle, dem Schauspieler, der die Rolle von Brid'Oison innehatte, ein alternatives Ende an, das en cas de bruit (im Falle von Lärm), rezitiert werden sollte. Diese Variante, die bis zu ihrer Publikation in jüngster Zeit unveröffentlicht geblieben war, stellt sich als Lobrede auf die Meinungsfreiheit und auf das sang froid de la raison (kalte Blut der Vernunft) gegen die stratagème (Listen) der ideologischen Intrigen dar.
Online seit: 22.06.2017
Gemäss Beethoven handelt es sich hier um sein „gelungenstes Werk“. Es feiert die Ernennung seines Schülers und Förderers Erzherzog Rudolph zum Erzbischof von Olmütz im Jahre 1818. Die Messe wurde 1818 begonnen, drei Jahre nach der Zeremonie vollendet und am 19. März 1823 dem Kardinal und Erzbischof überreicht. Die Messe in D-Dur vermittelt einen religiösen Gemütszustand oder eine religiöse „Stimmung“, so die eigenen Worte des Komponisten. Sie ist für ein grosses Orchester geschrieben und enthält fünf Sätze (Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Dei). Die Einteilungen des Gloria, die durch den Textsinn gegeben sind, bilden eine Sonate: Allegro in D-Dur, Gratias in B und zurück zum Allegro; danach Larghetto und als dritter Teil das Allegro, Quoniam, die Fuge In gloria Dei Patris, mit einer zyklischen Rückkehr zum Thema des Gloria im Hauptton. Die Musik kommentiert den Text: Königlicher Beifall, bewegte Dankbarkeit, göttliche Allmacht; danach, als Kontrast: Gebet, Rufe und Gemurmel der irdischen Bittenden (miserere nobis). Gekauft bei Sotheby's, London, 4. Februar 1952.
Online seit: 26.09.2017
Zum Antritt seiner mehrwöchigen Gastprofessur an der Reichs-Universität zu Leiden hielt Albert Einstein am 5. Mai 1920 diese Vorlesung mit dem Titel „Aether und Relativitätstheorie“. Diese eigenhändige Niederschrift enthält zahlreiche Korrekturen und Streichungen. Noch im gleichen Jahr wurde die Vorlesung publiziert. Die Begrifflichkeiten dieser Rede finden sich auch in späteren Überlegungen Einsteins wieder.
Online seit: 17.12.2015
Trotz der sichtbaren Rasuren handelt es sich hierbei um die vollendete Version dieses unbetitelten Textes, der aus sechs Absätzen auf zwei Blättern besteht, gebunden in rotes Saffianleder. Er war von Flaubert frühestens während seiner Orientreise mit seinem Freund Maxime du Camp geschrieben worden (1849-1851), obwohl es wahrscheinlicher scheint, ihn auf seine Rückkehr 1851 nach Frankreich zu datieren, den Moment, da er sein Leben dem Schreiben widmete. Später bekannt als Le Chant de la Courtisane war dieses Prosagedicht in humorvollem Tonfall von Flaubert selbst nicht veröffentlicht worden. Es fasst dennoch seine Erfahrungen als Schriftsteller zusammen: das Werk zeugt von der Faszination des Autors für die orientalische Kultur und Landschaft, die er auf realistische Art wiederzugeben wünscht. Ein Reisetagebuch, das seine Beobachtungen und Empfindungen festhält und sein fiktionales Schaffen direkt beeinflusste. Der Wortschatz zeigt seine Belesenheit und sein Bemühen um Genauigkeit, Vorgehensweisen, die in Salambo wieder anzutreffen sind. Martin Bodmer hat diese Handschrift, die aus der Sammlung Paul Voute stammt (der 1928 ein Faksimile davon publiziert hat), in der Buchhandlung Blaizot erstanden.
Online seit: 22.06.2017
Von Flaubert in seiner Korrespondenz als erläuterndes Kapitel zu Salammbô erwähnt, besteht diese Handschrift aus 28 Blättern, die mit Ausnahme des Letzten, das Anmerkungen über die Götter enthält, alle durchnummeriert sind. Sie befindet sich in einer Mappe, auf der Flaubert den Titel des Werkes schrieb und mit 1857 datiert, das mit dem Beginn der Niederschrift von Salammbô übereinstimmt. Das Kapitel seinerseits wurde nach 1857 verfasst: es wurde in der Tat nach einer wichtigen, für sein Projekt unabdingbaren Dokumentationsphase und nach einer Reise nach Karthago entworfen. Bei seiner Rückkehr im Jahre 1858 arbeitete der Schriftsteller an einem Kapitel, das eine topographische und pittoreske Beschreibung einhalten soll „la description topographique et pittoresque de la susdite ville avec exposition du peuple qui l'habitait, y compris le costume, le gouvernement, la religion, les finances et le commerce, etc.“ (Brief an J. Duplan, datiert auf den 1. Juli 1858). Trotz einer gewissen Anzahl von Korrekturen und nebensächlichen Ergänzungen handelt es sich um die abgeschlossene Version des Textes, der schlussendlich aus dem Roman entfernt wurde, obwohl die Informationen daraus im Werk verstreut benutzt wurden. Das Kapitel enthüllt die Arbeitsmethode des Autors. Er zeichnet sich durch seine enzyklopädische Belesenheit und durch seine Sorge um Details aus, die ein Licht auf die ursprüngliche Herausforderung der Entstehung von Salammbô werfen, d.h. die Stadt Karthago, damals verschwunden, wiederherzustellen. Im November 1949 erstand Martin Bodmer diese Handschrift beim Buchhändler Blaizot.
Online seit: 22.06.2017
Am 25. Oktober und 15. Dezember 1810 sandte Jacob Grimm das vorliegende Manuskript Clemens Brentano. Es handelt sich um die älteste handschriftliche Überlieferung der Kinder- und Hausmärchen, denn die Brüder Grimm hatten ihre Vorarbeiten zur Märchenedition konsequent vernichtet, vermutlich um den Vergleich zwischen den handschriftlichen Versionen und der späteren, stark überarbeiteten und literarisierten Druckfassung (Erstausgabe 1812) zu verhindern. Laut der Analyse von Heinz Rölleke (Rölleke Heinz (Hg.), Die älteste Märchensammlung der Brüder Grimm. Synopse der handschriftlichen Urfassung von 1810 und der Erstdrucke von 1812, Cologny-Genève 1975) wurden 25 Märchen von Jacob Grimm geschrieben, 14 von Wilhelm Grimm (tlw. mit Nachträgen seines Bruders) und weitere 7 stammen von vier verschiedenen Händen. Martin Bodmer erwab diese Handschrift 1953 bei Mary A. Benjamin, New York.
Online seit: 17.12.2015
Dieses eigenhändige Gedicht in zwei Strophen zu vier Versen mit dem Titel “Der Frühling” wurde von Friedrich Hölderlin (1770-1843) am Schluss signiert “Mit Unterthänigkeit Scardanelli” und auf den 20. Januar 1756 datiert. Hölderlin, der ab ca. 1802 geistig erkrankt war, zeichnete seine Werke tlw. mit erfundenen Namen, darunter Scardanelli, und erfundenen Datumsangaben. Das angegebene Datum wurde von fremder Hand mit Bleistift auf 1843 berichtigt und legt nahe, dass dieses Gedicht kurz vor dem Tode Hölderlins entstand.
Online seit: 17.12.2015
Dieses eigenhändige Gedicht in drei Strophen zu vier Versen mit dem Titel “Der Herbst” wurde von Friedrich Hölderlin am Schluss auf den 15. November 1759 datiert. Hölderlin, der ab ca. 1802 geistig erkrankt war, zeichnete seine Werke tlw. mit erfundenen Namen und erfundenen Datumsamgaben. Am Kopf des Blattes von fremder Hand „Autographie v Hölderlin“ und die Berichtigung „Tübingen d 12 Juli 1842“.
Online seit: 17.12.2015
Dieses eigenhändige Gedicht in zwei Strophen zu vier Versen mit dem Titel “Der Winter” wurde von Friedrich Hölderlin am Schluss signiert “Mit Unterthänigkeit Scardanelli” und auf den 24. April 1849 datiert. Hölderlin, der ab ca. 1802 geistig erkrankt war, zeichnete seine Werke tlw. mit erfundenen Namen, darunter Scardanelli, und erfundenen Datumsamgaben. Das angegebene Datum wurde von fremder Hand auf den 7. November 1842 berichtigt.
Online seit: 17.12.2015
Dieses berühmte Gedicht, das wahrscheinlich am 6. September 1835 geschrieben wurde, ist Teil des im selben Jahr erschienenen Sammelbandes Les chants du crépuscule. Hugo prangert darin ergreifend die Situation der Prostituierten an: tatsächlich fordert er den Leser dazu auf, Anteil zu nehmen an den „gefallenen Mädchen“ anstatt sie zu verachten. Dieser symbolische Wortschatz, der normalerweise eine moralische Verdorbenheit bezeichnet, wird hier dazu benutzt, den Mut der Frauen auszudrücken, die lange Zeit gegen die Unabwendbarkeit der Last des Elends kämpften, bevor sie ihr unterlagen. Fern einer moralischen Schwarzweißmalerei weist Hugo die allgemein diesen Frauen zugeschriebene Schuld genauso „à toi, riche ! à ton or“ zu, mit dem Finger auf die Ungerechtigkeit eines Gesellschaftssystems weisend, das keine Wohlstandsverteilung kennt, wie „à nous“, jedem Bürger, dessen Blick nicht genügend karitativ ist. Die Handschrift weist eine kleine Variante zum gedruckten Text auf: man liest in ihr „s'y retenir longtemps de leurs mains épuisées“ anstatt „s'y cramponner longtemps“.
Online seit: 26.09.2017
Dieses unsignierte Gedicht von Victor Hugo beginnt mit den Zeilen „Si j'étais femme (Hélas ! que je vous plains, ô mères ! ...)“ und blieb bis 2009 unveröffentlicht. Den ursprünglichen Titel „Impératrice“ hat Hugo wohl aufgrund seiner Eindeutigkeit selbst durchgestrichen. Der Text richtet sich nämlich an die Frau Napoleons III., Eugénie de Montijo, welcher Hugo ihre „bigoterie“ (3r) und ihr „signe de croix grotesque à l'espagnole“ (1r) vorwirft. Somit weitet er seine bereits in den Châtiments dargestellte Kritik an Napoléon III. auf dessen Gemahlin aus. Die eigenhändige Datierung auf den 11. Oktober 1869 lässt auf eine Entstehung in Brüssel schliessen, wo Hugo seit dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 im Exil lebte.
Online seit: 17.12.2015
Die sechzehn Verse aus denen diese Textstelle besteht bilden den sechsten und letzten Teil des Gedichtes „Dans l'église de ***“, enthalten im Sammelband Les chants du crépuscule von 1835. Das Gedicht, in dem mehrere Themen miteinander verflochten sind, stellt der Redlichkeit einer mitten in einer verlassenen Kirche betenden Frau die Geniesser der Stadt gegenüber, Nihilisten, die sich von „d'ivresses en ivresses“ stürzen. Hugo überrascht diese reine Seele mitten im Unglück und um die Hilfe des Herrn bittend, damit dieser sie vor einer überwältigenden Traurigkeit rette. In diesem letzten Teil (VI) erweitert der Schriftsteller seine christliche Unterstützung (Votre âme qui bientôt fuira peut-être ailleurs / Vers les régions pures, / Et vous emportera plus loin que nos douleurs, Plus loin que nos murmures !) mit einem letzten, engelsgleichen und heiteren Vierzeiler: Soyez comme l'oiseau, posé pour un instant / Sur des rameaux trop frêles, / Qui sent ployer la branche et qui chante pourtant, / Sachant qu'il a des ailes !
Online seit: 26.09.2017
In den 1820er-Jahren begann Lamartine ein ambitioniertes dichterisches Projekt: Les Visions. Obwohl Fragmente in Jocely (1836) oder in La Chute d'un ange (1838) verwendet wurden, blieben die meisten dieser Verse während dreissig Jahren unveröffentlicht und wurden vom Dichter unermüdlich neu begonnen, abgeändert und korrigiert bis zur endgültigen Publikation 1851. Dieses Autograph des 2. Gesangs enthält eine Textstelle von zehn Versen, die schlussendlich nicht publiziert wurde (Auslassungspunkte kennzeichnen die Stelle in der Erstedition).
Online seit: 17.12.2015
In diesem Brief an seinen jungen Partner William H. Herndon (1818-1891), der als Leiter ihrer Anwaltskanzlei in Chicago geblieben war, erteilt der Whig-Abgeordnete Abraham Lincoln, der kurz davor steht, seinen Sitz im Kongress zu verlieren, eine Lektion in philosophischer Politik. Ermüdet durch die monatelangen politischen Kämpfe gegen den „mexikanischen Krieg“, verletzt durch „exceedingly painful“ Aussagen von seinem Freund (den er als „a laborious, studious young man“ beschreibt), hält der zukünftige amerikanische Präsident seine „so Lincolnian“-Lehre: „The way for a young man to rise is to improve himself every way he can, never supecting that any body wishes to hinder him“.
Online seit: 26.09.2017
Während Kardinal de Richelieu seit September 1627 La Rochelle auf dem Land- und Seeweg belagert, berichtet der regierungsnahe Dichter François de Malherbe seinem normannischen Cousin zur Beruhigung über die Entscheidungen und Orientation des königlichen Rates. In seinen Augen gibt es keinen Grund zur Sorge: der König von England ist nicht mehr als ein zweitklassiger Monarch, unfähig dazu, sich militärisch mit Frankreich zu messen und die Hugenotten von La Rochelle zu unterstützen. Was die reformierte Bedrohung betrifft, so schätzt Malherbe diese in ihren letzten Zügen ein: „la Huguenoterie court fortune par toute l'Europe d'estre voisine de sa fin“.
Online seit: 26.09.2017
Mit seinen sechs Romanen und seinen berühmten Novellensammlungen, die über dreihundert solcher Texte umfassen, hat sich Guy de Maupassant (1850-1893) einen Platz unter den wichtigsten französischen Autoren vom Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen. Er zeichnete ein häufig ungeschminktes Bild der kleinstädtischen wie auch der Pariser Gesellschaft seiner Zeit. Dies ist auch in der vorliegenden Novelle der Fall, die als einzige eine separate Originaledition erhalten hatte, welche der Publikation im gleichnamigen Sammelband voranging. Dieses Manuskript wurde für den ersten Druck des Textes verwendet, welcher erstmals in La Nouvelle Revue vom 15. Juni 1887 veröffentlicht wurde. Es enthält zahlreiche Korrekturen und Streichungen (welche von der Entstehung der Novelle zeugen) sowie leichte Varianten im Vergleich zur im Band vom 28. März 1888 publizierten Version.
Online seit: 17.12.2015
Michelangelo (1475-1564) adressierte dieses Sonett und seinen Widmungstext an eine seiner nächsten Freundinnen, die Dichterin Vittoria Colonna (1492-1547), Markgräfin von Pescara. Obwohl der Maler häufig sehr sparsam mit Papier umging, verwendete er für diese Linien ein schönes und grosses In-Folio-Blatt, welches er faltete und zusammenklebte (um es dicker zu machen). In einer humanistischen Schrift, welche einer Zierschrift gleicht, wandte er mit Zeilenabständen und eingerückten Linien, welche die übliche Architektur des sonetto untermauern, besondere Sorgfalt für das Layout auf. Der Ton ist sehr respektvoll: Michelangelo grüsst freilich eine Freundin, doch auch eine Dame der feinen Gesellschaft, die ihm ein wertvolles Geschenk gemacht hat. Diese Gabe, welche seinen Empfänger „in paradiso“ bringen sollte, war sicherlich eine Handschrift der Sonetti spirituali der Dichterin (die sich in der Regel sehr diskret verhielt und nur selten ihre Verse zeigte).
Online seit: 17.12.2015