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Teilprojekt: Braginsky Sammlung auf e-codices

Beginn: Dezember 2014

Status: Laufend

Finanziert durch: René und Susanne Braginsky Foundation

Beschreibung des Teilprojekts: Die Sammlung hebräischer Handschriften des Zürcher Sammlers René Braginsky wird allgemein als eine der weltweit grössten privaten Sammlungen von hebräischen Handschriften angesehen. Sie enthält auch eine schöne Anzahl von erlesenen Frühdrucken. Die Sammlung umfasst nicht nur Handschriften, die vor und nach der Entstehung des Buchdrucks geschrieben wurden, sondern auch einige hundert illuminierte Heiratsurkunden und Esther-Rollen. 2009 wurden einige hundert Glanzstücke der Sammlung in einer Wanderausstellung in Amsterdam, New York, Jerusalem, Zürich und Berlin ausgestellt. Seit 2014 werden Dokumente dieser Sammlung auf e-codices publiziert. Das Projekt wird grosszügig unterstützt von der René und Susanne Braginsky Foundation.

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Zürich, Braginsky Collection, K49
Pergament · 1 f. · 67.4 x 49.2 cm · Casale Monferrato · 1675
Ketubba (כתובה), Casale [Monferrato], 3. Adar 5435 (1. März 1675)

Die jüdische Gemeinde von Casale Monferrato hatte im 17. Jahrhundert zwischen 500 und 600 Mitglieder. Die Witwe Giuditta Leonora, Tochter des Abraham Segre, und Moses, Sohn des verstorbenen Isaak Katzighin, die auf diesem Hochzeitsvetrag genannten Brautleute, gehörten beide zu den wohlhabendsten Familien. Der Vertrag wird von einem ornamentalen Rahmenwerk umgeben. Im inneren, ovalen Rahmen, der sechs goldene Rosetten enthält, prangen Blumen. Die Randsegmente enthalten in den grösseren Medaillons die vier aristotelischen Elemente (Luft, Wasser, Feuer und Erde), in den kleineren Medaillons werden im Gegenuhrzeigersinn die zwölf Zodiakzeichen dargestellt. Im äusseren Rahmen wechseln sich goldene Schlingenornamente als Symbol des ewigen „Liebesknotens“ ab, die Kartuschen in den vier Ecken zeigen Allegorien der vier Jahreszeiten. Hinzu kommen Darstellungen der fünf Sinne. Die zehnte Kartusche ganz oben ist nicht ausgemalt und sollte wohl das Familienemblem enthalten. (flu)

Online seit: 04.10.2018

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Zürich, Braginsky Collection, K54
Papier · 1 f. · 77 x 54.6 cm · 1833
Ketubba (כתובה) Kyrk-Er (Chufut Kale), 29. Adar (1. Nissan nach dem rabbinischen Kalender) 5593 (21. März 1833)

Die karaïtische Ketubba ist im Gegensatz zum traditionellen rabbinischen Ehevertrag ausschliesslich auf Hebräisch geschrieben und besteht ausnahmslos aus zwei Teilen: dem schetar nissu'in und dem schetar ketubba. Die Hochzeit dieser Ketubba wurde auf der Halbinsel Krim, in der bedeutenden Gemeinde Kyrk-Er gefeiert. Die zwei Abschnitte des Textes sind in Goldrahmen eingefasst und mit Blumen umringt. Gemäss der Tradition vieler sephardischer, italienischer und östlicher Ketubbot sind die Anfangsworte verziert und der innere Rahmen enthält passende biblische Passagen. Die Auflistung der Mitgift in dieser Ketubba ist länger als der Heiratsvertrag im ersten Abschnitt. Entsprechend karaïtischem Brauch wurden zahlreiche angesehene Zeugen (hier zwölf) zur Unterschrift eingeladen. (red)

Online seit: 20.12.2016

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Zürich, Braginsky Collection, K55
Pergament · 1 f. · 57 x 45.7 cm · Schechem · 1905
Ketubba (כתובה), Schechem (Nablus), am Jumada al-awwal 1323 nach dem islamischen Kalender (Juli/August 1905)

Der Hochzeitsvertrag dokumentiert die Absprachen bei der Verlobung zwischen den beiden Samaritanern Temima, Tochter des Isaak, Sohn des ha-Levi Amram und Abraham, Sohn des Joseph Denufta (ha-Dinfi). Obwohl die Samaritaner sich nur auf das Pentateuch berufen, einzig Moses als Prophet anerkennen und die Tora nicht gebietet, dass die Rechte der Ehefrau durch eine Ketubba abzusichern seien, übernahmen die Samaritaner diesen rabbinischen Brauch. Sie stützten sich dabei auf Exodus 21:9 und 22:16, wo von einer Art Mitgift die Rede ist. Die Sprache ist ein samaritanisches Hebräisch in samaritanischer Schrift, die an die althebräische Schrift erinnert. Gemäss der strikten Auslegung des zweiten Gebots ist die Ketubba nur mit floralen und geometrischen Mustern in leuchtenden Farben geschmückt. (flu)

Online seit: 04.10.2018

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Zürich, Braginsky Collection, K63
Papier · 1 f. · 70.7 x 60.5 cm · Gibraltar · 1880
Ketubba (כתובה), Gibraltar, 8. Schevat 5640 (21. Januar 1880)

Die jüdische Gemeinde auf dem "britischen Felsen von Gibraltar" erlebte seinen Höhepunkt im 19. Jahrhundert. Zu dem Zeitpunkt, als dieser Heiratsvertrag (Ketubba) entstand, befand sich der grösste Teil des Detailhandels von Gibraltar in den Händen der lokalen sephardischen Gemeinde. Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte Gibraltar seine eigene typische Dekoration für Heiratsverträge, auf grossen Pergamentstücken und mit lebendigen Farben verziert. Diese Ketubba, von der eine spätere, identische Kopie im Israel-Museum in Jerusalem (inv. B72.1066 179/244H, siehe Sh. Sabar, Mazal Tov: Illuminated Jewish Marriage Contracts from the Israel Museum Collection, Jerusalem: The Israel Museum, 1993) aufbewahrt wird, ist auf beiden Seiten von einer Blumengirlande eingerahmt, mit einer luxuriösen roten Schleife unten und oben einer Krone, die an diejenige der Torah erinnert, obwohl sie hier nach dem Vorbild der britischen Königskrone abgebildet wurde. Drei weitere für Ketubbot aus Gibraltar typische Motive sind das Initialwort des traditionellen jüdischen Heiratstages in Gibraltar, Mittwoch (ברביעי), in vergrösserten Goldlettern; die Summe der Mitgift und des Aufgeldes, die ein Vielfaches von 18 beträgt, eine Zahl, die auch das glückbringende Wort „Hai“ (חי) – „Leben“ bedeutet und hier in monumentalen Buchstaben geschrieben wurde, hervorgehoben vom restlichen Text in kleiner Kursive; und schliesslich das ornamentale Monogramm in lateinischen Buchstaben, das sich unten in der Mitte befindet: die Buchstaben E C B beziehen sich auf die ersten (Elido und Jimol) und letzten Initialen (Ben Atar / Benatar) des Brautpaares. Elido (אלידו), Sohn des Jesaja, Sohn des verstorbenen Haim, genannt Ben Atar (בן עתר) heiratet die Braut Jimol (ג'ימול), Tochter des Josef, Sohn des verstorbenen David, genannt Qazes (קאזיס). Die Mitgift beläuft sich auf den Wert von 600 Pesos Fuertes (פיזוס פואירטיס) in Kleidung, Schmuck und Bettwäsche, erhöht um 600 Pesos Fuertes als Geschenk, dazu ein Stück Land von 400 Ellen und zusätzliche 600 Pesos Fuertes; der Totalbetrag beläuft sich auf 1800 Pesos Fuertes. (iss)

Online seit: 18.06.2020

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Zürich, Braginsky Collection, K68
Pergament · 1 f. · 90.6 x 57.3 cm · Livorno · 1748
Ketubba (כתובה), Livorno, 14. Nissan 5508 (12. April 1748)

Die auf diesem Hochzeitsvertrag aufgeführten Brautleute Dona Sara, Tochter des Jakob Guttieres Pegna (Peña) und David, Sohn des verstorbenen Benjamin Racah (oder Raccah) entstammten beide einer wohlhabenden Familie der sefardischen Gemeinde von Livorno. In der Ketubba sind wie üblich die Mitgift und das Aufgeld aufgeführt. Es bestand aus einem Haus an der Piazza delle Erbe im Wert von 907 piesas, 6 solios und 10 dinaros da ocho reali di Spagna, dazu 150 piesas in bar und ein Aufgeld in Höhe der Hälfte der Mitgift. Schlingenmuster nach Art des „Liebesknotens“, Blumenranken, ein Vogelpaar und zwei geflügelte Putti mit einer leeren Kartusche für das Familienemblem schmücken die ungewöhnlich große Ketubba. (flu)

Online seit: 04.10.2018

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Zürich, Braginsky Collection, K70
Pergament · 1 f. · 72 x 52.1 cm · Massa Carrara · 1765
Ketubba (כתובה), Massa di Carrara, 14. Tischri 5526 (29. September 1765)

Der Heiratsvertrag zwischen Abraham (Abramo), Sohn des verstorbenen Jonathan Juda Finzi und seiner Braut Ricca, Tochter des Gedalja Senigaglia (Senigallia) nennt eine Mitgift von 1'800 pezze da ocho reali (davon 1200 in bar, 300 in Goldschmuck, Edelsteinen und Perlen, ferner 300 in Kleidung und Bettzeug und ein Aufgeld von 360 pezze). Im unteren Teil der Ketubba, in einer Doppelbogenarchitektur, befinden sich die Textpartien. Der obere Teil enthält einen azurblauen Himmel mit winzigen goldenen Sternen. Auf den Wolken ruht die Allegorie der Fama, die mit der Fanfare den „guten Namen“ des Bräutigams verkündet. (flu)

Online seit: 04.10.2018

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Zürich, Braginsky Collection, K76
Pergament · 1 f. · 78.6 x 53.2 cm · Padua · 1828
Ketubba (כתובה), Padua, 6. Tammus 5588 (18. Juni 1828)

Wie in anderen Ketubbot (siehe K69 und K96) wurde hier ein älterer Rahmen wiederverwendet, der bereits 70-80 Jahre zuvor für einen Hochzeitsvertrag geschaffen worden war. Im Architekturbogen verteilen sich 13 figürliche Szenen, die alle die biblische Geschichte der Heirat von Isaak und Rebekka zum Thema haben. Es ist gut möglich, dass die ursprüngliche Ketubba für ein Brautpaar mit diesen Namen bestimmt war. Die Reihe der Szenen beginnt oben rechts mit der Opferung Isaaks. Im Uhrzeigersinn folgen weitere Szenen. Darüber verknüpft Amor die beiden Familienembleme mit einem goldenen Band. Eine „Krone des guten Namens“ überragt die Szenerie. (flu)

Online seit: 04.10.2018

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Zürich, Braginsky Collection, K86
Pergament · 1 f. · 62.2 x 50.8 cm · Essaouira · 1898
Ketubba (כתובה), Essaouira, 25. Siwan 5658 (15. Juni 1898)

Die in Essaouira vom Künstler David Nissim Elkaïm geschaffene Ketubba (siehe Signatur mit lateinischen Buchstaben unten links) bezeugt die Heirat zwischen Salomon, Sohn des Josua, Sohn des R. Abraham Machluf ha-Levi Ben-Susan und Freha, Tochter des Machluf, Sohn des Masoud, Sohn des Naphtali, Enkel von Juda Afriat, die beide einer sephardischen Familie entstammen. Zahlreiche Merkmale wie der Schreibstoff (Pergament), die Stellung der Frau, die Anrufung Gottes zur Rache für die Vertreibung der Juden aus Spanien, der europäische Stil des Rahmendekors bis zum lateinischen Monogramm der Braut verweisen auf diese Herkunft. (flu)

Online seit: 14.12.2018

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Zürich, Braginsky Collection, K91
Pergament · 1 f. · 64.5 x 61.7 cm · Bayonne · 1695
Ketubba (כתובה), Bayonne, 11. Tewet 5456 (7. Dezember 1695)

David, Sohn des Daniel Coelho Enriques (oder Henriques) und Dona Rachel, Tochter des Abraham Enriques Da Costa gehörten Familien von Glaubensflüchtlingen aus Spanien und Portugal in der südfranzösischen Atlantikstadt Bayonne an. Ihr hier vorliegender Hochzeitsvertrag enthält wie andere sephardische Ketubba keine figürlichen Darstellungen, was sie damit von solchen aus Italien oder Amsterdam unterscheidet. Der scharfe Kontrast von dunkler Tinte und weissem Pergament, die Punkte und feine Schraffuren lassen den Eindruck entstehen, es handle sich um einen Kupferstich. Die in eleganter sephardischer Quadratschrift geschriebenen Verse enthalten Lobpreisungen für die Braut und den Bräutigam. (flu)

Online seit: 14.12.2018

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Zürich, Braginsky Collection, K94
Pergament · 1 f. · 64.2 x 46.2 cm · Modena · 1722
Ketubba (כתובה), Modena, 12. Cheschwan 5483 (23. Oktober 1722)

In diesem Hochzeitsvertrag von 1722 zwischen Jischai (Jesse) Chai, Sohn des R. Samuel Pesach und Beracha Tova, Tochter des R. Jesaja Modena verknüpft der Künstler überzeugend dekorative Elemente der italienischen Kunst mit jüdischen Symbolen und Motiven. In der Dekoration sind in mikrografischer Schrift zahllose Bibelzitate eingeflochten, die die Ideale von Hochzeit und Ehe zum Inhalt haben. (flu)

Online seit: 14.12.2018

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Zürich, Braginsky Collection, K96
Pergament · 1 f. · 57 x 46.8 cm · Alessandria · 1759
Ketubba (כתובה), Alessandria, 1. Elul 5519 (24. August 1759)

Wie die Ketubba von Padua von 1828 (K76) bedient sich der Vertrag eines älteren Rahmens. Die Familienembleme stehen somit in keiner Verbindung zu den beiden Brautleuten Nathan Salomon, Sohn des Jakob Samuel le-vet Montel und Bella Rosa, Tochter des Moses le-vet Baruch (De Benedetti). Sie stammt wohl nicht einmal aus Alessandria, sondern von einem weiter entfernt liegenden Ort, möglicherweise Lugo oder Ancona. Der innere Schmuckrahmen enthält einen auf grünen Stoff geklebtes Scherenschnittband. Den äusseren, gemalten Rahmen zieren phantasievolle Blütenzweige, Medaillons und Vignetten. Auf den seitlichen und unteren Randstreifen folgen die Tierkreiszeichen. (flu)

Online seit: 14.12.2018

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Zürich, Braginsky Collection, K99
Pergament · 1 f. · 71 x 48.2 cm · 1648
Ketubba (כתובה), Venedig, 14. Tishri 5409 (30. September 1648)

Die üppige Ornamentierung dieser teils gedruckten, teils handgeschriebener Ketubba bezeugt die hohe Wertschätzung dieser Kunstform bei den reichen sephardischen Juden, die im venezianischen Ghetto lebten. Der Text dieses Dokumentes ist in zwei Abschnitte geteilt und in die zwei Felder eines Doppelbogens eingefügt, rechts die eigentliche Ketubba, links die materiellen Heiratsvereinbarungen. Auf den Säulenbasen werden Hochzeitsdarstellungen aus der biblischen Erzähltradition dargestellt. Die Assoziierung der Ehe-Ideale aus der Vergangenheit mit dem Alltagsleben der zeitgenössischen Juden in Italien werden durch sechs kleine Vignetten, die im zentralen Bereich um das Emblem der Familie De Almeda gruppiert sind, zusätzlich illustriert. Im äusseren Rahmen wechseln sich Darstellungen der Tierkreiszeichen mit kleinen Kartuschen ab, auf denen ein Hochzeitsgedicht des italienischen Dichters und Kabbalisten Rabbi Mordechai Dato (1525?-1593?) steht. Die geometrischen Ornamente in den vier Ecken zusammen mit den Schriftbändern, die sich um die Tierkreiszeichen und die Kartuschen mit dem Hochzeitsgedicht winden, stellen in Mikroschrift das gesamte Hohelied der Bibel dar. Diese Ausgestaltung wurde derart bewundert, dass sie später im ganzen Veneto imitiert wurde. (red)

Online seit: 20.12.2016

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Zürich, Braginsky Collection, K101
Pergament · 1 f. · 82.4 x 55.4 cm · Livorno · 13. Siwan 5506 (1. Juni 1746)
Ketubba (כתובה)

Die Heirat zwischen Josua, Sohn des Isaak Chajjim Recanati, und Dona Esther Sara, Tochter des Raphael Recanati, war eine Verbindung innerhalb dieser weitverzweigten, wohlhabenden und einflussreichen sephardischen Familie. Der eigentliche Text der Ketubbah steht auf einer illusionistisch gemalten Urkunde in der rechten Spalte und den Bedingungen in der linken Spalte. Umgeben wird diese von einer zentralperspektivischen Rokoko-Architektur. Das Familienemblem flankieren zwei Amoretten. Der Name des Bräutigams wird mit einem Medaillon geehrt, in dem Josua befiehlt, den Lauf der Sonne aufzuhalten (Jos 10:12-13). Zwei weibliche Figuren halten auf beiden Seiten ein goldenes Band mit der Inschrift „Seid fruchtbar und vermehret Euch!“ (flu)

Online seit: 10.10.2019

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Zürich, Braginsky Collection, K103
Pergament · 1 f. · 69.5 x 59 cm · Casale Monferrato · 12. Marcheschwan 5534 (29. Oktober 1773)
Ketubba (כתובה)

Diese Ketubba für das Brautpaar Joseph Baruch, Sohn des R. Schabettai Moses Salman und Rachel, Tochter des R. Jom Tov Sanguinetti, bezeugt das hohe Niveau der piemontesischen Gemeinden auf dem Gebiet der jüdischen Kunst. Die Zeichnungen sind in Grün und Gold gehalten. Im Mittelteil spannt sich eine massive Triumpharchitektur mit Doppelsäulen über das Feld des Vertragstexts. Zwei fanfarenblasende Putti auf originellen fahrbaren Stützen, die zwölf Tierzeichen und die Vogeldarstellungen im oberen Zierfeld sind aus Kupferstichen ausgeschnitten, auf die Ketubba geklebt und schliesslich ein wenig mit Farbe nachbearbeitet. Im Architrav des Triumphbogens ist die Silhouette des wiedererstandenen Jerusalems vollständig in Mikroschrift wiedergegeben. (flu)

Online seit: 10.10.2019

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Zürich, Braginsky Collection, K105
Pergament · 1 f. · 84.1 x 59.1 cm · Lugo · 14. Tischri 5602 (29. September 1841)
Ketubba (כתובה)

Verheiratet wurden mit dieser Ketubba aus Lugo (Emilia Romagna) Joseph, Sohn des verstorbenen Samuel Treves und Vittoria, Tochter des Joseph Nachman Modena. In Lugo entwickelten Künstler vor allem für die Gestaltung der Bordüren eine komplizierte Scherenschnitttechnik. So ist der Architekturbogen mit seinen gedrehten Säulen und floralen Verzierungen vollständig aus solchen Scherenschnittelementen gebildet. Der Vertragstext ist auf einen älteren Rahmen geklebt. Die bunten Szenen und Blumenornamente sind nicht gezeichnet, sondern aus gedruckten nichtjüdischen Vorlagen geschnitten, aufgeklebt und farbig gemalt. Die ausgewählten Szenen haben aber trotzdem einen Bezug zur Hochzeit, so das junge Paar im oberen Teil oder die religiösen Szenen aus dem Alten Testament (Samson und Delilah, Jakobs Traum und Joseph als Traumdeuter). (flu)

Online seit: 10.10.2019

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Zürich, Braginsky Collection, K109
Papier · 1 f. · 64.7 x 48.2 cm · Cochin · 1900
Ketubbah (כתובה), Cochin, 27. Adar 5660 (26. Februar 1900)

Dieser Vertrag feiert die Hochzeit von Moses, Sohn des Judah, und Esther, Tochter des Isaac, die 1900 in Cochin in Südindien stattfand. Die Juden in Cochin, von denen heute nur sehr wenige dort leben, werden gemäss dem indischen Kastensystem in drei Gruppen aufgeteilt: die Malabari (oder schwarze Juden) – deren Namensgeber die indische Küste Malabar ist –, Händler, die sich ihrer Abstammung von König Salomon rühmen, die Paradesi (oder weissen Juden), die während der Kolonialzeit nach Kerala gelangten, und die Meshuhrarim, ursprünglich Sklaven jüdischer Händler, die konvertierten und freigelassen wurden. Die jüdische Gemeinde von Cochin zeichnete sich in zahlreichen künstlerischen Bereichen aus, besonders in der Herstellung von ketubbot. Dieses Exemplar ist aufgrund seiner Aufteilung in zwei Abschnitte typisch für die indische Herstellung: Der obere Teil des Dokuments wird von Segnungen und Bibelversen in Quadratschrift eingenommen, während sich im unteren Teil der eigentliche Heiratsvertrag befindet, der in einer Halbkursive geschrieben ist. Die dekorative Ausstattung, die aus eleganten, belaubten Ästen in Gold (und für einige Blätter in Gelb) besteht, rahmt mit seinen glänzenden und schimmernden Effekten die Texte ein und hebt sie zugleich hervor. (rou)

Online seit: 18.06.2020

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Zürich, Braginsky Collection, K110
Papier · 1 f. · 46.2 x 32.2 cm · Jerusalem · 4. Tammus 5624 (8. Juli 1864)
Ketubba (כתובה)

Verheiratet wird mit diesem Vertrag Salomon, Sohn des Abraham, mit Rachel, Tochter des Elijahu. Die Gesamtsumme der Mitgift wurde auf 26‘000 „Löwen“-Piaster festgelegt. Die Ketubba gehört zu einem eigenen Darstellungstypus der in Jerusalem von den 1830er- bis in die 1860er Jahre gepflegt wurde. Wie in anderen Darstellungen umrahmt Blumenschmuck in frischen Farben das untere Textfeld (mit den Unterschriften des Brautpaars in der Mitte und den kunstvoll ornamentierten Monogrammen zweier Jerusalemer Rabbiner) und das obere breite Giebelband. Im Giebelband steht in der Mitte ein Blumenstrauss in einer Vase, links und rechts davon Zypressen und Dattelpalmen, dass das Jerusalem seiner Gegenwart mit dem Jerusalem der Verheissung verknüpft. (flu)

Online seit: 10.10.2019

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Zürich, Braginsky Collection, K111
Pergament · 1 f. · 93 x 37.5 cm · Livorno · 14. Tischri 5479 (9. Oktober 1718)
Ketubba (כתובה)

Das Brautpaar Salomon, Sohn des Jakob Visino, und Dina (Gracia), Tochter des Samuel Cordovero, gehörten zur großen Gemeinschaft sephardischer Juden, die in der blühenden, kosmopolitischen und multiethnischen Hafenstadt Livorno lebten und dort seit den Medici grosszügige Privilegien besassen, unter anderem die volle Glaubensfreiheit. Der Text steht in einer barocken Portalarchitektur zwischen zwei Doppelsäulen. Der Heiratstext rechts wurde in einer sephardischer Quadratschrift, die Bedingungen links in einer Kursive geschrieben, die vom Bräutigam (auf Italienisch) und dem Brautvater (auf Spanisch) bestätigt wurden. Über der Balustrade halten zwei Putti eine Kartusche mit dem Familienemblem der Visino. Darunter zeigt ein Medaillon, umrahmt vom Zodiak, König Salomon, der hocherfreut die Königin von Saba empfängt. (flu)

Online seit: 10.10.2019

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Zürich, Braginsky Collection, K112
Pergament · 1 f. · 50 x 35.7 cm · Rom · 13. Siwan 5398 (26. Mai 1638)
Ketubba (כתובה)

Die Brautleute Menachem, Sohn des verstorbenen R. Samuel Paliano, und Angelica, Tochter des Moses Paliano, gehörten zu einer der angesehensten und reichsten jüdischen Familien Roms, was auch die Mitgift von 2'500 scudi in bar und das Aufgeld von 500 scudi belegt. Zierliche Rosenranken und –blüten sowie fliegende und sitzende Vögel sind um zwei konzentrisch angeordnete Ovalfelder angeordnet. Das Familienemblem der Paliani (oder Pagliani) steht oberhalb und unterhalb des großen Ovals. Im inneren Oval steht in Goldschrift der Hochzeitsvertrag in Quadratschrift. Das äussere Oval zieren sorgfältige, volle Abschriften der Bücher Hohes Lied, Prediger und Ruth sowie traditionelle Verse und Segensprüche der Bibel. Diese Mikroschrift wird in sich verschlungenen Schriftbändern und labyrinthähnlichen Mustern kunstvoll geformt. Leopard, Adler, Hirsch und Löwe symbolisieren die Tugenden, derer sich die Juden nach Pirke Avot 5:23 im Glauben befleissigen sollen. (flu)

Online seit: 12.12.2019

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Zürich, Braginsky Collection, K113
Pergament · 1 f. · 59.1 x 35 cm · Kalkutta · 3. Nissan 5614 (24. April 1854)
Ketubba (כתובה)

Geprägt wird diese indische Ketubba durch Motive, welche die Baghdadi-Juden aus dem Irak nach Indien mitbrachten. Die formelhaften Texte in zwei nebeneinander liegenden Feldern gleichen zum Beispiel islamischen Gebetsnischen. Darunter steht der Vertragsinhalt, der bezeugt, dass Zalich, Sohn des Ezekiel Moses, Rebekka, Tochter des Benjamin Elija Jakob, ehelichte, welche eine Mitgift von 3195 Rupien in Gold- und Silberschmuck, Kleidung und Bettzeug mitbrachte. Mit dem Aufgeld des Bräutigams ergab sich angeblich eine Gesamtsumme von 5’555 Rupien. In einer Bordüre wechseln sich Blumen und Vogel ab und oben halten zwei Tiger ein Inschriftenmedaillon. Die beiden sich zugewandten Fische versinnbildlichen Glück und Fruchtbarkeit für das Brautpaar. Ein kleiner, dritter Fisch dazwischen verweist wohl auf den erhofften Nachwuchs. (flu)

Online seit: 12.12.2019

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