Basel, Universitätsbibliothek, A III 26
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Aus: HAN. Verbundkatalog Handschriften - Archive - Nachlässe, 2016.

Handschriftentitel: Nicolaus de Lyra: Auslegung des Psalters, 1. Teil (Ps. 1-74)
Entstehungsort: Basel
Entstehungszeit: Mitte 15. Jahrhundert
Frühere Signatur:
  • Kartause Basel, Bibliotheca antiqua, F cxxi (alt)
  • Kartause Basel, Bibliothek der Laienbrüder, B lxix (alt)
Beschreibstoff: Papier
Wasserzeichen: gotisches p mit Treflekreuz, Briquet Nr. 8591.
Umfang: 1 Band (288 Blätter): mit Buchschmuck/Illustration
Format: 29 x 21 cm
Seitennummerierung: Moderne Bleistiftfoliierung: 1-288
Lagenstruktur: Lagen: 24 VI288
Zustand: Bis auf das erste, etwas stockfleckige Blatt gut erhalten, überall lesbar;
Seiteneinrichtung: Schriftraum: 19-19,5 x 11-12 cm, Text fortlaufend in einer Kolumne, durchliniert, 29 Zeilen.
Schrift und Hände: Alles von einer Hand.
Buchschmuck:
  • Psalmen, Umschrift und Glosse durch rote Überschriften gekennzeichnet und teilweise durch Alinea hervorgehoben. Psalmverse innerhalb des Glossentextes rot unterstrichen, lateinischer Psalmtext zwischen zwei roten Linien am äusseren Seitenrand ergänzt.
  • Kleine Initialen jeweils zu Beginn der Abschnitte, abwechselnd rot und blau mit Fleuronné-Ornamentik.
  • 2r: Grosse gemalte Initiale P, blau mit weiss herausmodelliertem Blattwerk, vor golden, mattrot und zinnoberrot wechselnder Folie, mit grünem und mattrotem Blattwerk kombiniert, umschliesst in Landschaft mit von blau von gelb abgetöntem Himmel einen Propheten (König David) in rötlicher Tunika, mit erhobenen Armen. Rankendekoration am inneren Rand aus der Initiale entwickelt, am unteren und äusseren Rand symmetrisch angeordnet.
  • 3r.77v: Grössere gemalte Initialen S und G.
  • 97r: Initiale U umschliesst in Landschaft einen sitzenden (betenden) Greis (David) in bläulichem, braunrot modelliertem Kleid.
  • 150r: Grössere gemalte Initiale I.
  • 202v: Initiale D umschliesst in Landschaft einen sitzenden Greis in gelbem, mit Mattgold gehöhtem Rock.
  • 12r, 94r, 130r: Auf einzelnen Blättern mit der Feder gezeichnete Vögel.
Einband: Holzdeckel, innen mit Pergament, aussen mit gepresstem braunem Leder überzogen (Rahmen, Diagonalen; Summierung von Einzelstempeln; solche mit Rosetten im Mittelfeld und solche mit je einem von einem Pfeil durchbohrten Vierfüssler am Rand). Zwei Beschläge für die abgerissenen, an Lederbändern befestigten Schliessen.
Hauptsprache: Deutsch (Alemannisch)
Inhaltsangabe:
Die Zuschreibung der deutschen Übertragung der Psalmenpostille Nicolaus’ von Lyra an Heinrich von Mügeln muss aufgegeben werden. Es handelt sich bei dem Verfasser der Übertragung vielmehr um einen historisch noch nicht nachgewiesenen, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wirkenden Anonymus, den so genannten "Österreichischen Bibelübersetzer" (vgl. Gisela Kornrumpf in 2VL 11 (2004) Sp. 1097-1103).
  • 1r Besitzvermerk und Inhaltsangabe
  • 1v leer
  • 2r-284v Nicolaus de Lyra: Auslegung des Psalters, 1. Teil [Anf. der Vorrede:] Propheta magnus surexit luce. Es ist ze merken daz ettliche psalmen sint die man bloesliche allein noch der geschriffte verstott und das selbe heisset lipliche verstanden Man sol ouch wissen das ein hochgelerter meister der heiligen geschriffte der heisset bruoder Niclaus von Lyra ein mynner brüder dyse betútunge zuo tútsche gemacht hat úber den psalter[3r Schluss der Vorrede:] vor den er das buoche der psalmen wider geschriben hett. Diss ist der tútsche psalter in drigerley wise zuo dem Ersten der tútsche texte schlechtikliche noch dem latine Dar noch die glose mit dem texte Und zuo dem dritten mole zuo Jeglichem tútschen vers der latinische usswendig uff dem spatium etc. [Ps. 1,1:] Selig ist der man der nit abgienge in den ratte der unguotten Und der an der súnder wege nit gestanden ist
    • [3v Anf. der Glosse:] Diss ist die glosse mit dem Texte. Selig ist das ist selig ist der der da feste stot in guotten werken und da von nit engatt …–… [283r Glosse zu Ps. 74:] Die gloss mit dem texte. Gott wyr bekennen dir das ist [Schl.:] die sich gerechtigkeitt flissen und sich von súnden kerent etc.
    Dieselbe Übertragung in Schaffhausen, Stadtbibliothek, Gen. 25, 2r-365r
  • 285r-288v leer
Provenienz der Handschrift: Aus dem Basler Kartäuserkloster, Besitzvermerk 1r “Disz buoch so da zuogehörtt den Carthüsern zuo mindern Basel. Innhalt das Erst teil des davidischen Psalters uszlegung. Wie in Nicolaus de Lyra Barfuosserordens zuo latin den mererteil nach dem buochstäblichen synn uszgelegt hat, demnach zuo gemeinem nuttz der andechtigen frommen Christen in das hoch tütsch verdolmetst oder transferiert"”. Alte Signatur 1r: “F cxxi”, später “B lxix pro libraria vulgarium codicum”.
Bibliograph. Nachweise
  • Binz, Gustav. - Unpublizierte Beschreibung, 19.1.1906.
  • Binz, Gustav. - Die Handschriften der Öffentlichen Bibliothek der Universität Basel. Abt. 1, Bd. 1, Die deutschen Handschriften der Öffentlichen Bibliothek der Universität Basel. Abt. A. - Basel : [Universitätsbibliothek] 1907, S. 9.
  • Escher, Konrad. - Die Miniaturen in den Basler Bibliotheken, Museen und Archiven. - Basel, 1917, S. 158 Nr. 211.
Literatur
  • Escher, Konrad. - Die "Deutsche Prachtbibel" der Wiener Nationalbibliothek und ihre Stellung in der Basler Miniaturmalerei des XV. Jahrhunderts. In: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien 36 (1923), S. 47-96, hier S. 85 und S. 90 Abb. 44.
  • Vollmer, Hans (Hg.). - Die Psalmenverdeutschung von den ersten Anfängen bis Luther, 2. Hälfte (Bibel und deutsche Kultur III). - Potsdam 1933, S. 265.
  • Bergeler, Alfred. - Das deutsche Bibelwerk Heinrichs von Mügeln. - (Diss. Berlin 1937) Berlin 1938, S. 2 (Nr. 1; Sigle Sch).
  • Ruh, Kurt. - Bonaventura deutsch. - Bern 1956, S. 46 Anm. 2.
  • Ratcliffe, F. W. - The Psalm Translation of Heinrich von Mügeln. In: Bulletin of the John Rylands Library 43 (1960/61), S. 426-451, hier S. 430 (Nr. 1).
  • Ratcliffe, F. W. - Die Psalmenübersetzung Heinrichs von Mügeln: Die Vorrede, der 'schlichte' Psalmentext und Probleme einer Herausgabe. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 84 (1965), S. 46-76, hier S. 48.
  • Schöndorff, Kurt Erich. - Die Tradition der deutschen Psalmenübersetzung. Untersuchungen zur Verwandtschaft und Übersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther (Mitteldeutsche Forschungen 46). - Köln/Graz 1967, S. 79 (Nr. 8).
  • Sexauer, Wolfram D. - Frühneuhochdeutsche Schriften in Kartäuserbibliotheken. Untersuchungen zur Pflege der volkssprachlichen Literatur in Kartäuserklöstern des oberdeutschen Raums bis zum Einsetzen der Reformation (Europäische Hochschulschriften I,247). - Frankfurt a.M. u.a. 1978, S. 151.
  • Kornrumpf, Gisela. - Art. Österreichischer Bibelübersetzer. - In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 11, - Berlin 2004, Sp. 1097-1110.
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