Basel, Universitätsbibliothek, A III 19
Creative Commons License

Aus: HAN. Verbundkatalog Handschriften - Archive - Nachlässe, 2016.

Handschriftentitel: al-Qurʾān (القرآن, Koran)
Entstehungszeit: Ramaḍān 639 h. [= März-April 1242]
Frühere Signatur: Basel UB, Handschriften, AN 63 (alt)
Beschreibstoff: Papier weiss, stark, weich, geglättet
Umfang: 1 Band (211 Blätter)
Format: 28 x 18,5 cm
Seitennummerierung: Europäische Foliierung (Bibliothekszählung); falsch eingebunden sind: fol. 10r-17v (Sure 4,53-5,61); fol. 9v endet mit Sure 2,160 (atūbu), die Fortsetzung ist fol. 18r (wa-anā t-tawwābu r-raḥīm), ʿalayhim fehlt.
Lagenstruktur: (V-1)9 + (V-2)17 + 2 V37 + (V-1)46 + V56 + (V-1+I-3)64 + V74 + (V-1)83 + 2 V103 + (V-1)112 + 3 V142 + IV150 + V160 + IV168 + 2 V188 + (V-1)197 + V207 + II211
Seiteneinrichtung: Schriftspiegel: 21 x 13 cm; 19 Zeilen (ausser den Seiten mit Surenüberschriften).
Schrift und Hände: Mittelgrosses steiles Nasḫī, geschrieben von Muḥammad Ibn al-Maʿāǧīnī (2r, 211r), Freitag, Ramaḍān 639 h. [= März-April 1242] (211r)
Buchschmuck: Rubrizierung: Surenüberschriften, Verstrenner (drei Punkte, gelegentlich ein Punkt, auf den ersten 36 Blättern ein Punkt oder ein Kreis mit Punkt darin), ǧuzʾ-, ḥizb- und rubʿ-Einteilung, Leitwörter der Lesarten auf dem Rand; diese gelegentlich auch grau-violett; die Surenüberschriften, die basmala sowie ab und zu der Schluss der Sure in grosser kalligraphierter Schrift
Spätere Ergänzungen: Am Rand gelegentlich Verbesserungen und Textergänzungen; durchgehend Varianten der sieben Koranleser und ihrer Hauptüberlieferer
Einband: Brauner Ledereinband mit Blindprägung: kreisrundes Mittelmedaillon, eingefasst von Punkten in Halbmonden und kleinen Strahlen; schmale Anhänger; im Medaillon achtzackiger Stern, die Fläche ist zusätzlich in kleinere verschieden geformte Polygone unterteilt; diese sind ausgefüllt mit Stempeln und Zierpunkten; Rahmen aus mehreren Linienbündeln und blindgestempeltem ornamentalen Rahmenband; an den Schmalseiten zusätzlich ein zierliches s-förmiges Schmuckband; der innerste Rahmen ist an den Ecken abgeschrägt, die Eckstücke sind mit Zierpunkten gefüllt. Klappe in derselben Art verziert; Medaillon ebenfalls geometrisch, anstelle des Sterns Sechsecke; Steg in drei Segmente unterteilt, die je einen grösseren floralen Zierstempel tragen; einfacher Messingverschluss, der auf dem vorderen Spiegel und auf der Innenseite der Klappe mit Leder unterlegt ist; auf dem Vorderdeckel oben rechts die Angabe Armenicus Alchoranus und die alte Signatur AN 63; die Zahl 63 findet sich auch unten rechts (auf dem Kopf stehend); auf dem Rücken Etikett mit der Signatur A III 19, darunter ein weiteres Etikett mit der Aufschrift alcoran saracenorum manuscriptus in charta litteris arabicis.
Hauptsprache: Arabisch
Inhaltsangabe:
  • vorderer Spiegel Besitzervermerk "ex libris Bibliothecae Academiae Basiliensis 1559" und Angabe: "In litteris armenicis hic descripta putatur materia psalmorum alchorani sarracenorum, id est lex machometistarum, turcorum, teucrorum, agarenorum aut ysmahelitarum. Et ipsi arabes et armeni scribunt ordine chaldaico vel hebraico scilicet a dextris ad sinistram"; weiter unten: "Continet hic liber folia 210"
  • 1v سوره البقره ما
  • 2r Verzeichnis der Leser mit Siglen in rotem Raster, Schrift rot, schwarz und grau-violett;
    vgl. dazu Bobzin 1995, pp. 240-246.
  • 2v-211r al-Qurʾān [Sure 1-114, anschliessend Kolophon]. - Schönes, vollständiges, zu Lernzwecken geschriebenes Koranexemplar.
    • القرآن [سورة الفاتحة – سورة الناس] … صدق الله العظيم … والحمد لله رب العالمين وافق الفراغ من نسخه الشريف الكريم في يوم الجمعة بعد الصلاه من شهر رمضان س[نة] تسع وثلاثين وومائة على يد العبد الفقير محمد بن المعاجيني رحمه الله تعالى
Erwerb der Handschrift: Von Kardinal Johannes von Ragusa 1437 auf das Konzil in Basel gebracht und später testamentarisch den Basler Dominikanern vermacht. Die Handschrift befand sich vorher wahrscheinlich im Franziskanerkloster in Pera und dürfte dort auch von Johannes von Kues eingesehen worden sein. Nachdem sie 1443 in den Besitz des Basler Predigerklosters übergegangen war, wurde sie um 1445 nach Aiton in Savoyen geschickt, wo sie Juan de Segovia für die Revision seiner lateinischen Koranübersetzung bzw. zum Vergleich mit seinem eigenen arabischen Koranexemplar heranzog. Sie diente schliesslich Theodor Bibliander bei der Vorbereitung seines Drucks der lateinischen Koranübersetzung 1543. Seit 1559 befindet sich die Handschrift im Besitz der Universitätsbibliothek Basel.
Bibliograph. Nachweise
  • Vernet, André. - Les manuscrits grecs de Jean de Raguse. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde ; 61 (1961), S. 75-108, hier Nr. [AN 63]
  • Schubert, Gudrun ; Würsch, Renate. - Die Handschriften der Universitätsbibliothek Basel : Arabische Handschriften. - Basel, 2001, pp. 3-5, Kat.-Nr. 1
  • Bobzin, Hartmut. - Der Koran im Zeitalter der Reformation : Studien zur Frühgeschichte der Arabistik und Islamkunde in Europa. - Stuttgart ; Beirut, 1995, hier p. 239-250.
  • Spiess, Gertrud. - Unpublizierte Beschreibung (zugänglich im Sonderlesesaal)
Literatur
  • Spiess, Gertrud. - Ein arabischer Koran aus dem Predigerkloster in der Basler Universitätsbibliothek. In: BZGA ; 49 (1950), S. 227f.
  • Bobzin, Hartmut. - Über Theodor Biblianders Arbeit am Koran (1542/3). In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft ; 136 (1986), p. 347-363, hier p. 349-351
Online