Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.-18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, S. 108-109.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 189.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 583
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Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften des Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.-18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, S. 108-109.

Handschriftentitel: Mechthild von Hackeborn, Buch der besonderen Gnade
Entstehungszeit: 14. Jh.
Beschreibstoff: Feines Ziegen- oder Schafspergament erster Qualität, durch Feuchtigkeit gewellt.
Umfang: 226 Seiten
Format: 18,5 x 13
Seitennummerierung: Bleistiftpaginierung I. v. A.
Lagenstruktur: Sexternionen, ausser den Vorsatz- und einstigen Spiegelblättern vorn und hinten, sowie I221-224, daran anschliessend ein letzter, rechts als Spiegelblatt aufgeklebter Bogen (nicht abgelöst) p. 225-226; vorne ein ebensolcher, heute abgelöster p. 1-4. Wortreklamanten von der Haupthand.
Seiteneinrichtung: Zweispaltig 14/14,5 x 10 (4,5/5), 32 Z., ausser p. 24: 31 Z., Linierung Tinte.
Schrift und Hände: Wenig formbestimmte, regelmässige Textualis von einer Hand des 14./2 Jhs.
Buchschmuck: Eine rot-blaue Anfangsinit. p. 5 mit etwas Fleuronné und Randschmuck.
Spätere Ergänzungen:
  • Kolumnentitel mit der Kapitelnummer von späterer Hand des 15. Jhs.
  • Zeitgenössische Vermerke über den Inhalt dieses Bandes p. 2-3 oben von mehreren Händen und p. 226 oben: iijc [j mit Hälftestrich] capetel habet liber iste et (?) xxxiiij … Der Eintrag ist schwer les- und deutbar. Ibid. unten ein Kreuz-Monogramm mit den Initialen IHC, MA [RIA], IO [HANNES]. Auf dem hintern Spiegel oben: dicitur quod spolect <..> [Verschrieb] iiij papa habet. Folgt von anderer Hand ein Vermerk über eine … Omelia vj vera paupertas , verschrieben, radiert und korrigiert.
Einband: Einband 16./18. Jh., braunes Leder auf Holz, Streicheisenlinien, 28 quadratische Stempel zum Rechteck vereint, mit 3 Motiven: 1. weibliche Figur unter got. Baldachin (ohne Kind, vermutlich Wiborada), 2. Reichsadler, 3. Tier mit grossem Schweif, vermutlich Löwe. Zwei Schliessen, ursprünglich HDK-VDK, jetzt HDK-VD, verloren. Im 18. Jh. das vordere Pergament-Spiegelblatt abgelöst und durch papierenes graues ersetzt.
Inhaltsangabe:
  • (2) Angaben zu den Capitula von einer Hand des 14./15. Jhs. (s.o.).
  • 3 [Ps.-] Lentulus Romanus de Judea: [Epistola] de Ihesu Christo (Fragment)
    Quidam nomine lentulus Romanus orientalis in Judea sub Herode scripsit senatoribus rome de domino nostro ihesu christo in hec verba que reperta sunt in annalibus Rom [erloschen]. Apparuit temporibus nostris et adhuc est homo magne uirtutis nominatus Jhesus … // Eintrag in kleiner Schrift, bricht nach 14 Zeilen ab.
    Ed. Ernst von Dobschütz, Christusbilder. Untersuchungen zur christl. Legende, Leipzig 1899, p. 308**-330**, Text p. 309**, unsere Hs. p. 308** als c 27 unter vielen.
  • 5-224 [Mechthild von Hackeborn: ] Liber specialis [vel: spiritualis] gratiae, libri I-V Ed. Solesmenses Monachi, Revelationes Gertrudianae ac Mechtildianae, Bd. II, Poitiers 1877, p. 1-372, unsere Hs. p. IXf. als Nr. 3 von 13; dort haben die Revelationes 7 Bücher (vgl. 6 u. 7, p. 373-421); ed. neu R.L.J. Bromberg, Het boek der bijzondere genade van Mechthild van Hackeborn: uitgegeven naar een Nijmegs handschrift ..., II Tle., Zwolle 1965, Ed. Teil I, p. 190-462, unsere Hs. p. 107 in der Gruppe A der lateinischen Texte, von der sie der späteste ist, vgl. auch Anhang p. 42-58; tabellarische Inhaltsübersicht in Kollation mit anderen Codices II, p. 42-57, demnach enthält unsere Hs. nahezu den kompletten Text der ersten 5 Bücher; die Kapitelnummerierung weicht dabei aber von der Wolfenbütteler Handschrift ab, die der Solesmer Ausgabe zugrundeliegt und die verlässlichste Kopie des verlorenen Originales darstellt. VL 6 (1987), col. 251-259 (Margot Schmidt), zwar mit Codd. sang. 506, 591 und 603 in col. 256, aber ohne unsere (eher frühe) Hs. Vide Codd. 591, p. 295-302; 603, p. 441b-443b (beide dt. Auszüge); Scherrer, Verzeichniss (1875), p. 189. Margarethe Hubrath, Der Liber specialis Gratiae Mechtild von Hakeborn, in: Ester Pia Wipfler e. a., Bete und Arbeite. Zisterzienser in der Grafschaft Mansfeld, Halle/Saale 1998, p. 169-182 (Lit.).
Entstehung der Handschrift:
  • Der Band stammt ursprünglich aus einem minoritischen Konvent, gem. Eintrag am Schluss des Textes p. 224: <Iste liber deputatus est pro communi vsu et vtilitate omnium in eo legencium et eius proprietas est solius dei et eius ordinacio pertinet ‹ad fratrem Johannem dictum thaler deinde ad fratrem joh› [auf Rasur]> annem de pruͤssia scilicet proprietas eius solius est christi ad comunem vsum deum amancium. Dieser Eintrag wurde schon früh, spätestens seit dem 18. Jh., der Hand des Mystikers Johannes Tauler zugewiesen; dieser ist hier aber nur erwähnt, auf Rasur. Bis und mit pertinet von einer ersten zeitgenössischen Hand, bis und mit thaler von einer zweiten, der Rest von einer dritten, die braune und rote Tinte vermischt; die beiden letzten später, wohl 15. Jh.
  • Das Monogramm p. 226 weist möglicherweise auf einen Zusammenhang zwischen Tauler, Konrad von Preussen, dem Exponenten der dominikanischen Frühobservanz, und dem Tauler-Kult in Strassburg hin (s. u. Lit. Gnädinger). Spuren des Vornamens Conradus lassen sich jedoch im (radierten) Besitzeintrag in keiner Weise erkennen; in der niederländischen Tradition ist der Vorname Johannes für Konrad von Preussen vorgekommen; zur Vermengung der Personen Konrad von Preussen und Johannes Tauler s. VL, Art. Tauler (s. u.).
  • Gnädinger, Louise, Johannes Tauler. Lebenswelt und mystische Lehre, München 1993; Dies. u. J.G. Mayer, Johannes Tauler, in: VL 9 (1995), col. 631-657.
Provenienz der Handschrift: Später kam der Band in das Dominikanerinnenkloster St. Katharina St. Gallen, nachmals Wil, oder in dessen Umfeld, cf. Besitzeintrag p. 4: Dis bůch gehoͤrtt v̊lrich varnbuͤller von S[anct] gallen, Hand des 15. Jhs.
Erwerb der Handschrift: Stempel D. B. p. 3, 226. Einträge von Pius Kolb p. 4, der den Text als „Revelationes Gertrudis“ bezeichnet, und Stiftsbibliothekar Franz Eduard Buchegger schreibt richtig: Liber spiritualis gratiae S. <> [Rasur]. F.B. Dies und der Eintrag auf dem vorderen Spiegel des Cod. 645 sind die einzigen signierten Einträge Bucheggers in den Hss. der Abt. IV; sie erlauben, sämtliche in der sorgfältigen dt. Kursiven angebrachten Inhaltsvermerke Buchegger zuzuweisen, und nicht dem Katalogisator Scherrer, wie längere Zeit hausintern zugewiesen worden ist. Von einer Reihe zeitgenössischer Hände p. 2, 3, 226 und hinteres Spiegelblatt div. Hinweise und Exzerpte (s.u.).